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Nobels Testament

Nobels Testament

Titel: Nobels Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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hatten die These übernommen, dass die Terroristen aus Deutschland kamen, und stellten al-Qaida als Drahtzieher hinter der Tat dar. Ebenfalls sahen beide Blätter Aaron Wiesel als das eigentliche Opfer an und Caroline von Behring als eine arme Frau, die aus Versehen im Weg gestanden hatte. Neben einem Artikel über Caroline von Behring war ein Bild von Bosse abgedruckt.
    Er schreibt über dieselben Dinge wie ich, dachte sie und schämte sich fast für ihre Sentimentalität.
    Der
Konkurrenten
behauptete, die Ermittler in Deutschland hätten in den Morgenstunden einen entscheidenden Durchbruch gehabt, im
Abendblatt
hingegen wurden anonyme Zeugen zitiert, die berichteten, dass in Berlin bereits am Vorabend drei Männer gefasst worden seien. In beiden Zeitungen erzählte der verletzte Wächter seine Geschichte von den Schüssen am Wasser und sah auf beiden Bildern gleichermaßen leidend aus. Wiesel sei außer Landes geflogen worden, las sie, ohne dass jemand Angaben darüber machen konnte, wohin.
    Annikas kurzer Text über Caroline von Behring war ein Zweispalter ganz hinten im Paket.
    Der
Konkurrenten
hatte zwei Sonderseiten mit Grafiken, Kommentaren und Analysen, die nichts Neues verrieten.
    Aber das
Abendblatt
hatte etwas, was der
Konkurrenten
nicht hatte, einen Leserbrief, in dem ein Professor Lars-Henry Svensson vom Karolinska-Institut behauptete, das Nobelkomitee sei unethisch und korrupt. Seine Argumentationsführung war unstrukturiert und ein wenig verwirrend.
    »Das KI funktioniert heutzutage wie jedes andere gewinnorientierte Unternehmen«, schrieb der Professor. »Das Nobelkomitee hat sich entschieden, die strittige Forschung über die Quelle des Lebens auszuzeichnen. Den Nobelpreis zur eigenen Bereicherung zu benutzen ist in vielerlei Hinsicht verwerflich, aber in erster Linie widerspricht es Nobels Testament und Letztem Willen …«
    »Mama, Kalle hat einen Ball nach mir geworfen«, schrie Ellen aus dem Ballmeer.
    »Wirf zurück«, sagte Annika und las weiter.
    »Dass Watson und Wiesel den Nobelpreis für Medizin erhalten haben, ist ein einziger Skandal. Caroline von Behring war eine deutliche Fürsprecherin der umstrittenen Stammzellenforschung und hat sich sehr dafür stark gemacht, dass die beiden Forscher die diesjährigen Preisträger würden. Über ihre Beweggründe kann man nur spekulieren. Doch wir dürfen die Debatte über die Konsequenzen des therapeutischen Klonens nicht einstellen. Die Diskussion über Ethik und Menschenwürde darf nicht mit Caroline von Behring sterben.«
    Wer zum Kuckuck hatte denn diesen verrückten Artikel angenommen?, dachte sie. Das grenzte ja an postume Verleumdung.
    Bestimmt hatte der Herr Professor zunächst versucht, seinen Beitrag in der
Fina Morgontidningen
und dann beim
Konkurrenten
und noch diversen anderen Zeitungen unterzubringen, ehe er zu ihnen gekommen war. Und es gab gute Gründe, dass die anderen abgelehnt hatten.
    »Mama!«, schrie Kalle. »Ellen haut mich!«
    Annika rollte die Zeitungen zusammen und steckte sie in die Tasche.
    »Okay«, sagte sie und erhob sich. »Wisst ihr, was wir jetzt machen? Wir schauen uns das Haus an!«
    Es dämmerte bereits, als sie den Wagen langsam den Vinterviksvägen in Djursholm hinunterrollen ließ. Die Straße war schmal, geteert, aber ohne Bürgersteig.
    Sie fuhr an die Seite, schaltete in den Leerlauf und zog die Handbremse an.
    »Was meint ihr, Kinder?«, sagte sie. »Wird das schön, hier zu wohnen?«
    Die Kinder sahen von ihren Gameboys auf und warfen einen desinteressierten Blick auf die weiße Villa, die in der zunehmenden Dunkelheit schimmerte.
    »Gibt es eine Schaukel?«, fragte Ellen.
    »Du bekommst deine eigene Schaukel«, sagte Annika. »Wollt ihr mal gucken gehen?«
    »Können wir rein?«, fragte Kalle.
    Annika schaute durch die Windschutzscheibe.
    »Heute nicht«, sagte sie und musterte das moderne Haus.
    Meerblick, dachte sie. Ein großer Garten mit Obstbäumen, Eichenparkett in allen Zimmern, Esszimmer und Küche offen verbunden, mittelmeerblaues Mosaik in beiden Badezimmern, vier Schlafzimmer.
    Sie erinnerte sich an die Bilder in der Immobilienanzeige im Internet, das helle Schlafzimmer, die großen Flächen.
    »Warum können wir nicht reingehen?«, fragte Kalle. »Die Leute, die da gewohnt haben, sind doch ausgezogen.«
    »Wir haben das Haus noch nicht bezahlt«, sagte Annika. »Deshalb haben wir noch keinen eigenen Schlüssel. Wir können nur in das Haus gehen, wenn der Makler dabei ist. Und das ist er ja

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