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Nobels Testament

Nobels Testament

Titel: Nobels Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Haus hinauf, dann teilten sie sich und gingen in unterschiedliche Richtungen.
    Sie ging ein Stück über den gefrorenen Rasen und folgte den Spuren mit dem Blick.
    Die am tiefsten eingefahrene Spur führte auf das Grundstück, wo eben der Mercedes verschwunden war. Hinter den Büschen sah sie die Bremslichter des Wagens aufleuchten und hörte, wie der Motor ausging.
    Ein großer, kräftiger Mann mit Sportmütze stieg aus und schloss gewissenhaft hinter sich ab. Dann hob er den Kopf und schien direkt zu ihr herüberzuschauen, unbewusst trat sie in den Schatten.
    Er nimmt die Abkürzung über das Grundstück, solange das Haus leer steht, dachte sie. Was für ein ignoranter Faulpelz.
    Gründlich trat der Mann den Schnee unter seinen Schuhen ab, dann ging er ins Haus. Eine protzige Villa aus der Jahrhundertwende mit Turm und Zinnen.
    Annika betrachtete den Rasen und versuchte in der Dunkelheit den restlichen Reifenspuren zu folgen. Sie verschwanden auf anderen Grundstücken, bei anderen Häusern.
    »Mama, wann fahren wir?«
    Kalles fordernde Stimme ließ sie die Schlussfolgerung vergessen, noch ehe sie wirklich Gestalt angenommen hatte.
    »Jetzt«, rief sie und wandte sich wieder zur Straße um.
    Kurz bevor Annika das Auto erreicht hatte, tauchte eine Frau mit einem Hund an der Leine auf.
    »Hallo«, sagte die Frau und lachte ein wenig.
    »Hallo«, sagte Annika und stellte fest, dass sie fror.
    »Wissen Sie, ob es schon verkauft ist?«, sagte die Frau und nickte zum Haus hinüber.
    »Ja«, sagte Annika. »Ich habe es gekauft.«
    Ein wenig verwundert blieb die Frau stehen, der Hund zog und zerrte an der Leine.
    »Wie nett«, sagte sie, zog den Handschuh aus und streckte die Rechte aus. »Ebba Romanova. Ich wohne da drüben.«
    Mit der Hand, in der sie die Leine hielt, zeigte sie auf ein Haus etwas weiter entfernt, Annika erkannte eine gigantische großbürgerliche Villa mit Veranda und Pavillon.
    »Und das hier ist Francesco«, sagte sie und streichelte den Hund.
    »Wir ziehen allerdings nicht vor Mai ein«, sagte Annika und öffnete die Fahrertür.
    »Ah«, sagte Ebba Romanova, »herrlich, der Mai ist wunderschön hier draußen. Willkommen …«
    Annika trat auf die Frau zu und deutete auf das Haus, vor dem der Mercedes parkte.
    »Wissen Sie, wer dort wohnt?«
    Ebba Romanova folgte ihrem Blick.
    »Wilhelm Hopkins, der Vorsitzende des Villenbesitzervereins.«
    Sie schnitt eine kleine Grimasse.
    »Er ist ein wenig speziell«, sagte sie und lachte auf.
    Annika musste mitlachen.
    »Also, dann sehen wir uns ja«, sagte die Frau, zog den Handschuh wieder über und ging weiter die Straße entlang.
    Annika hob die Hand, um sie zurückzurufen, da war noch etwas, wonach sie fragen wollte. Aber die Frau öffnete ihr Gartentor und verschwand, und Annika konnte ihre Frage nicht mehr stellen.
    Warum gehen Hunderte Reifenspuren über mein Grundstück?
    Der Verkehr stadteinwärts war stockend. Sie fand keinen Parkplatz in der Nähe der Hantverkargatan und musste bis zum Stadshuset hinunterfahren, bevor sie einen legalen Abstellplatz fand. Die Kinder waren müde und verfroren, deshalb beschloss sie, die zwei Stationen zurück nach Hause mit dem Bus zu fahren.
    Sie blickte hinauf in den Himmel. In der Stadt gab es keine Sterne. Auch keine Stille und keine richtige Dunkelheit.
    Mir gefällt das, dachte sie. Es ist schön, nie allein zu sein. Und ihr Blick blieb am Haupteingang des zwanzig Meter entfernten Stadshuset hängen. Die schweren Tore waren zu und verschlossen, bis jetzt war noch nicht bekannt gegeben worden, wie lange die Festsäle gesperrt sein würden.
    Erst zwei Tage her, dachte sie und schauderte.
    Sie waren rechtzeitig zum
Weihnachtskalender
zu Hause.
    Annika ging in die Küche und rief Thomas auf dem Handy an, das Freizeichen ertönte, aber er nahm nicht ab. Sie deckte den Tisch und grub ein paar Reste aus dem Kühlschrank aus. Es war noch Schweinefilet vom Vortag und Stroganoff-Wurst vom Donnerstag übrig.
    Als sie die Wurst in die Mikrowelle gestellt hatte, klingelte es an der Tür.
    Thomas hat seinen Schlüssel vergessen, dachte sie, als sie aufmachte. Aber es war Anne Snapphane, ihre beste Freundin.
    »Mann, wie ich es hasse, umzuziehen«, sagte Anne und sank auf der Bank im Flur zusammen. »Es ist mir völlig unbegreiflich, wie ich so eine Menge Gerümpel ansammeln konnte. Ich, als Antimaterialistin.«
    »Ach ja«, sagte Annika und ließ den Blick über die Armani-Jeans und das Donna-Karan-Shirt der Freundin

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