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Nobels Testament

Nobels Testament

Titel: Nobels Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Gabel auf die Kinder.
    »Also, was meinst du nun? Glaubst du, ich könnte davon leben?«
    »Natürlich«, sagte Annika. »Das ist eine absolute Nische, und du hältst sicher tolle Vorträge. Es ist spannend, dir zuzuhören, ich glaube, viele würden aus so einer Runde mit dir gestärkt hervorgehen.«
    Anne lachte und sprang von der Küchenanrichte.
    »Das glaube ich auch«, sagte sie. »Sag mal, kannst du mir zufällig einen Fünfhunderter leihen? Dieser Umzug und alles ist so wahnsinnig ins Geld gegangen, und ich habe das Gefühl, dass ich unbedingt ins Kino muss.«
    »Kino?«, sagte Annika.
    »Ja, ich kann ja kein Bier mehr trinken gehen, was soll ich also machen?«
    »Ja, das ist klar«, sagte Annika und stand vom Esstisch auf. »Warte, ich hole schnell das Geld.«
    Dann zog sie den letzten Fünfhunderter aus ihrem Portemonnaie und reichte ihn Anne. Gleichzeitig dachte sie daran, wie wahnsinnig wütend Thomas sein würde, dass sie zwölf Tage vor Weihnachten kein Geld mehr hatte.
    »Ach, du bist ein Schatz«, sagte Anne und tanzte hinaus in den Flur.
    Annika hörte die Tür hinter der Freundin ins Schloss fallen. Sie saß still mit Messer und Gabel in den Händen da und spürte, wie eine unbekannte und unbehagliche Kälte durch ihren Körper wanderte.
    Und Thomas ging nicht an sein Handy.

Montag, 14. Dezember
    Am Montagmorgen um 05.32 Uhr landete das Flugzeug auf dem Flughafen Bromma. Es war vom Typ Raytheon Hawker 800 XP und hatte die Registrierung N168BF, eine kleine Businessmaschine, die üblicherweise sechs bis acht Reisende fasst.
    An diesem kalten und sternenklaren Morgen aber sollte die Maschine nur einen einzelnen Passagier aufnehmen. Sein Name war Jemal Ali Ahmed, siebenundvierzig, Vater zweier Kinder, wohnhaft in Bandhagen, südliches Stockholm.
    Um die Abschiebung des als Terrorist Verdächtigen durchzuführen, waren im Namen der schwedischen Polizeibehörde der Staatsschutzbeamte Anton Abrahamsson und zwei seiner Untergebenen vor Ort. Sie hatten den Häftling in einen Raum im Flughafenterminal verfrachtet, er war kooperativ und sehr müde.
    Anton Abrahamsson war hinausgegangen, um auf das Flugzeug zu warten. »Ich geh schon mal und plauder noch ’ne Runde mit den Yankees«, hatte er seinen Männern gesagt.
    Es war das erste Mal, dass er bei einem solchen Auftrag die Leitung einer Gruppe übertragen bekommen hatte.
    Nicht verwunderlich, dass sie mich ausgewählt haben, dachte er und stampfte ein wenig mit den Füßen, um die Durchblutung in Gang zu halten.
    Er war die ganze Zeit dabei gewesen, vom Alarm im Stadshuset bis zum Sturm der Wohnung. War ja eigentlich logisch, dass er die Sache in trockene Tücher bringen sollte.
    Die ganze Situation wühlte ihn auf eigenartige Weise auf, obwohl es dafür an sich keinen Grund gab. Die schwedische Polizei arbeitete jeden Tag mit ausländischen Behörden zusammen. Das war ganz normal. Die Regierung hatte am Vorabend die Abschiebung beschlossen, und alles war in schönster Ordnung. Gewiss war der Beschluss schnell gefasst worden, diese Fälle wurden üblicherweise bei den regulären Regierungsversammlungen am Donnerstagvormittag verhandelt, konnten aber gegebenenfalls auch zu einem anderen Zeitpunkt bearbeitet werden. Es war das Drumherum, das ihn reizte.
    Er mochte den dunklen Flughafen, die ungewöhnliche Stunde, den eindeutigen Befehl. Die Amerikaner hatten ihre Hilfe zugesagt und versprochen, ihn zu holen und nach Jordanien zu befördern. Niemand hatte dagegen etwas einzuwenden gehabt, da die Yankees ihre eigenen Mittel und Wege hatten – was Steuergelder sparte. Außerdem bestand Fluchtgefahr. Warum genau, war ihm nicht mitgeteilt worden, in jedem Fall aber war bei diesem Unterfangen Eile geboten.
    Möglicherweise trug auch die Erinnerung an die Ergreifung des Terroristen zu seiner allgemeinen Befriedigung bei. Anton Abrahamsson hatte auf der Treppe gestanden, als das Einsatzkommando die Wohnungstür eingetreten und die Granate hineingeworfen hatte. Und er war selbst geschockt und wie gelähmt gewesen, obwohl er weit von der eigentlichen Detonation entfernt stand. Offensichtlich war es dem Terroristen trotz der Granate gelungen, den Raum zu durchqueren, was auf professionelles Training und eine hohe Motivation hindeutete. Ein echter Brocken, sozusagen.
    Gut, ihn loszuwerden, dachte Anton Abrahamsson, und für einen Augenblick ging ihm der Gedanke an sein von Blähungen geplagtes Baby durch den Kopf.
    Das Flugzeug wurde hereingelotst und nahm seine

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