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Nobels Testament

Nobels Testament

Titel: Nobels Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Fleminggatan und Scheelegatan erwischte Annika den Bus der Linie eins. Sie fuhr damit bis zur Sankt Eriksgatan und stieg dort um in die Linie drei, die weiter bis zum Karolinska-Krankenhaus ging.
    Die Einfahrt zum Nobels väg war schwarz von Menschen und Autos.
    Himmel, wie viele Leute, dachte Annika.
    Unmengen grauer Anzüge, heute mit schwarzen Übermänteln, liefen herum und sprachen in ihre Mantelkragen. Annika schlängelte sich durch bis zur Eingangstür des Nobels väg 1, es war dasselbe Forum, das sie schon am Freitag aufgesucht hatte.
    »Ihre Akkreditierung bitte.«
    Ein dunkelgrauer Mann mit Knopf im Ohr stand plötzlich vor ihr und streckte die Hand aus.
    »Oh«, sagte Annika, der entgangen war, dass das verlangt wurde.
    »Sie gehört zu mir«, vernahm sie eine Stimme hinter sich und fuhr herum.
    Da stand Bosse vom
Konkurrenten,
mit Presseausweis und tadellosen Papieren. Seine Mütze trug er in die Stirn gezogen, und um den Hals hatte er einen gestrickten Schal geschlungen, seine Augen war absolut knallblau. Annika spürte ein Ziehen in der Magengrube und lächelte verlegen.
    Und sie tanzt mit mir, wir tanzen im Goldenen Saal unter den Augen der Mälarkönigin, sie liegt so leicht in meinen Armen, und ich möchte ewig hierbleiben.
    »Mit der Kleinarbeit geschlampt?«, flüsterte Bosse, ein paar blonde Haarsträhnen standen über seinen Ohren ab.
    Annika lachte leise, sie musste lachen, auch wenn an der Situation nichts Komisches zu finden war.
    »Gehen wir?«, fragte er und bot ihr den Arm an.
    Sie folgten einem langen Säulengang. Die Fenster reichten bis zum Boden und ließen den gleißenden Morgen herein. An der gegenüberliegenden Wand verbargen dunkle Türen unbekannte Räume. Ein dünner Strom aus Akademikern und Journalisten hatte dasselbe Ziel wie sie.
    »Du hast gar nichts über die Gala geschrieben«, sagte Bosse und schielte zu ihr hinüber.
    »Ich habe meine Gründe«, sagte sie.
    Er blieb vor ihr stehen und betrachtete sie forschend.
    »Stimmt es, dass du das Phantombild erstellt hast?«
    Sie spürte, wie sich ihre Augen weiteten, und rang nach Luft.
    »Ich werde nichts darüber schreiben«, sagte er. »Ich mache mir nur Sorgen um dich. Hast du jemanden, mit dem du reden kannst?«
    Sie nickte, er trat zur Seite und ließ sie wieder vor.
    »Du kannst jederzeit mit mir sprechen, ich gebe meine Quellen nie preis.«
    Sie erreichten eine weitere Sicherheitskontrolle, mussten eine Metallschleuse durchqueren und wurden dann ins Auditorium gewinkt.
    Der Wallenbergssaal befand sich ganz am Ende des Erdgeschosses. Gemeinsam quetschten sie sich durch eine unverhältnismäßig schmale Tür und betraten eine rote Aula mit etwas mehr als zehn halbkreisförmig angeordneten Sitzreihen. Vorn befand sich eine kleine Bühne. Der Saal fasste ein paar hundert Menschen und würde kaum voll werden.
    Annika und Bosse setzten sich ein Stück weiter nach hinten. Ihre Beine kamen sich sehr nah, und keiner von beiden änderte etwas daran. Wie knisternde Hitze spürte Annika die Berührung am ganzen Körper.
    »Hast du etwas über die Ermittlungen gehört?«, flüsterte sie und lehnte sich noch näher zu ihm hinüber.
    »Das Boot, mit dem sie geflüchtet sind, wurde im August in Nacka gestohlen«, flüsterte er zurück und ließ seine Hand über ihren Arm gleiten.
    Hastig wandte sie sich ab, erschrocken über ihre Reaktion. Herr im Himmel, sie könnte auf der Stelle mit diesem Typen ins Bett springen.
    Sie bewegte ihr Bein von ihm weg und richtete ihre Aufmerksamkeit auf den Rest der Versammlung, versuchte festzustellen, wer die anderen Journalisten waren. Sie erkannte den Chef der Wissenschaftsredaktion der
Fina Morgontidningen
und nahm an, dass die anderen ähnliche Spezialbereiche abdeckten.
    An der Bühne sammelten sich Leute, die definitiv keine Journalisten waren. Auf Pressekonferenzen hatten Reporter etwas Undurchdringliches, sie würden nie derart intensiv flüstern und tuscheln, wie diese Menschen es taten, nie würden sie zulassen, dass ihre Körpersprache eine Gefühlsregung verriet.
    »Wer sind die da?«, flüsterte Bosse und deutete zu der Gruppe hinüber, ohne ihren Arm zu berühren. Im selben Moment entdeckte Annika Birgitta Larséns hennaroten Haarschopf.
    »Wissenschaftler«, flüsterte Annika zurück. »Vielleicht Mitglieder der Nobelstiftung oder des Nobelkomitees. Die Frau mit der gestreiften Jacke ist hier irgendwo Professorin, sie heißt Birgitta Larsén. Ich habe sie kennengelernt.«
    Einige

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