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Nobels Testament

Nobels Testament

Titel: Nobels Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Professor umzingelten und aus dem Raum schleppten. Als die Tür zugefallen war, herrschte eine Stille dicht wie Watte.
    »Ich bitte um Nachsicht«, sagte schließlich ein verschwitzter Sören Hammarsten und faltete seine kleinen Hände vor sich auf dem Tisch. »Carolines Tod hat uns alle auf sehr unterschiedliche Weise getroffen.«
    »Was kann er gemeint haben?«, flüsterte Annika und schaute zur Tür hinüber, durch die der Mann verschwunden war.
    »Keinen Schimmer«, flüsterte Bosse zurück.
    »Zu meiner großen Freude kann ich Ihnen einen der weltweit wichtigsten Akteure der Pharmaindustrie vorstellen: Doktor Bernhard Thorell, Leitender Direktor des Pharmaunternehmens Medi-Tec mit Hauptsitz in Los Angeles, Kalifornien«, sagte Sören Hammarsten.
    Der Mann neben ihm, Ernst Ericsson, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme fest vor der Brust. Bernhard Thorell nickte dem Publikum gnädig zu, Sören Hammarsten schnurrte zufrieden wie eine Katze.
    »Wir haben heute das Vergnügen, Ihnen mitteilen zu können, dass Medi-Tec soeben einen großen Forschungsauftrag an das Karolinska-Institut vergeben hat«, sagte Sören Hammarsten, »einen sehr wesentlichen und umfassenden Auftrag, der sich über mehrere Jahre erstreckt. Bernhard?«
    Der Professor lehnte sich zurück und übergab das Wort dem jüngeren Mann.
    »Zunächst einmal möchte ich unterstreichen, dass ich von Carolines Tod tief getroffen bin«, sagte Bernhard Thorell mit dunkler und melodischer Stimme.
    Der amüsierte Gesichtsausdruck von vorhin war wie weggeblasen.
    »Caroline war meine erste Wegbegleiterin in der akademischen Welt, und ich hätte keinen besseren Start ins Berufsleben haben können. Dass mir das Karolinska-Institut die Grundlage für meine Forschungsarbeit geboten hat, dafür werde ich immer dankbar sein.«
    Sören Hammarsten wirkte richtiggehend gerührt, aber Ernst Ericsson sah so gequält aus wie ein geprügelter Hund.
    »Was machen die denn da vorn?«, flüsterte Bosse.
    »Mein persönlicher Hintergrund und meine Empfehlungen haben zwar dazu beigetragen, dass sich der Vorstand von Medi-Tec dazu entschlossen hat, den Forschungsauftrag ans KI zu vergeben, aber das war in keiner Hinsicht ausschlaggebend«, fuhr Bernhard Thorell fort und legte eine Kunstpause ein.
    Stille legte sich über die Aula. Bernhard Thorell flüsterte Sören Hammarsten etwas zu. Annika hatte den Eindruck, dass die Journalisten sich kollektiv auf ihren Sitzen vorbeugten.
    »Einhundert Millionen Dollar«, sagte Bernhard Thorell dann mit bescheidener Stimme. »Medi-Tec stellt dem KI einhundert Millionen Dollar zur Verfügung. Einhundert Millionen Dollar, um die Erforschung des Immunsystems, dessen Aufbau, Interleukine und Signalübertragungswege voranzutreiben.«
    Unter den Studenten um sie herum brach fieberhafte Aktivität aus. Ebenso unter den beiden Gruppen von Wissenschaftlern in der vordersten Reihe. Das Gemurmel wurde nahezu ohrenbetäubend, manche standen von ihren Plätzen auf. Nur die Reporter zeigten keinerlei Gefühlsregung.
    »Eine dreiviertel Milliarde Kronen«, flüsterte Annika Bosse zu.
    »Ist das in diesem Zusammenhang viel oder wenig?«
    »Ich nehme an, es ist eine ganze Menge«, antwortete Bosse leise.
    Sören Hammarsten bat um Ruhe im Saal und ergriff wieder das Wort.
    »Als Vorstandsmitglied des MEM fällt es in erster Linie Ernst Ericsson zu, den erhaltenen Auftrag im Laufe der nächsten fünf Jahre zu verwalten«, sagte er. »Ernst?«
    Ernst Ericsson war grau gekleidet und mager, seine Augen waren geschwollen und rot. Sein Anzug schlackerte um seinen dünnen Körper. Er beugte sich zum Mikrofon.
    »Die Gesellschaftssatzung sieht vor, dass wir die Projektgelder, die wir bekommen, annehmen«, sagte er.
    Er verstummte und ließ seinen Blick über die Versammlung wandern, setzte sich zurecht und ging mit dem Mund noch dichter ans Mikro. Annika konnte sehen, wie sein Kinn zitterte.
    »Ich möchte diese Gelegenheit nutzen«, sagte er, »gegen die Kommerzialisierung und Gewinnorientierung, die das Wirken des Karolinska-Instituts zunehmend prägen, zu protestieren …«
    »Ernst!«, sagte Sören Hammarsten barsch. »Das hier ist weder Zeit noch Ort für …«
    »Sei still«, unterbrach Ericsson seinen Kollegen. Seine Stimme war überraschend kräftig. »Du weißt sehr genau, dass wir nicht so tun können, als hätte es diese Diskussion nie gegeben. Es wird nicht nur unsere Unabhängigkeit in Forschungsdingen infrage gestellt, sondern wir setzen uns

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