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Nobels Testament

Nobels Testament

Titel: Nobels Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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auch der Kritik aus, wenn es um den Nobelpreis geht.«
    Ganz vorn erhoben sich zwei Männer und riefen etwas zu Ernst auf die Bühne hinauf.
    »Security«, rief Sören Hammarsten wieder ins Mikrofon. »Security in den Wallbergssaal!«
    Ernst Ericsson erhob sich ebenfalls, die Wissenschaftler in der ersten Reihe sprangen auf, alle redeten gleichzeitig, riefen und gestikulierten.
    »Was für ein Zirkus«, sagte Bosse. »Hast du so was schon mal erlebt?«
    Die Anzüge stürmten ein zweites Mal den Saal, erreichten die Bühne aber nicht. Birgitta Larsén trat vor und sprach mit dem Chefanzug, sie deutete und erklärte, und schließlich machten die Männer kehrt und gingen.
    »Sie sind nervös wie die Windhunde«, sagte Annika. »Die zucken ja beim kleinsten Laut zusammen.«
    »Das ist die Nemesis«, sagte Bosse. »Die Nemesis ist hinter ihnen her.«
    »Sie sollten sich fürchten«, sagte Annika. »Einer von ihnen ist schon tot.«
    Das Kätzchen stopfte sich einen Fetzen in den Mund und biss so fest zu, dass sie sich fast den Kiefer ausrenkte. Der Schmerz, als sie sich auf dem Fußpfad am verdammten Nordpol das Bein gebrochen hatte, war nichts gewesen im Vergleich hierzu. Der Bruch hatte begonnen, in völlig falschem Winkel zusammenzuwachsen. Deshalb musste dieser verdammte besoffene Fahrradflicker von einem Arzt, den ihr Verbindungsmann aufgetrieben hatte, das Bein erneut brechen.
    »Ich strecke jetzt das Bein und bringe es in die richtige Stellung, bevor ich es eingipse«, sagte er und hörte sich schon wieder so scheißuntertänig an. »Es tut mir sehr leid, dass ich keine Betäubung zur Hand habe …«
    Sie lag auf dem Tisch in seiner dreckigen Küche am Rand von Jurmala, siebenundvierzig Kilometer entfernt vom Flughafen Riga. Das ganze Haus war unfassbar widerwärtig und heruntergekommen. Noch nie hatte sie sich erklären können, warum die idiotischen Osteuropäer es nicht fertigbrachten, ihre Hütten in Ordnung zu halten. Schief und krumm, und zugig war es außerdem, kalt wie die Hölle. Große Eisblumen blühten an der Innenseite des Küchenfensters.
    »Jetzt ist es gestreckt«, sagte der Arzt. Das Kätzchen brüllte in den Fetzen,
holy fucking shit.
    Schweiß rann ihr den Hals hinunter, sie atmete so heftig, dass sich ihre Nasenlöcher beim Einatmen schlossen.
    Der Komplize trocknete ihr mit einem schmutzigen Lappen die Stirn. Aufgebracht drehte sie den Kopf zur Seite. Scheißamateur, dachte sie, steht da in Torö und wartet eineinhalb Stunden auf mich, obwohl ich ausdrücklich gesagt habe, dass er nach dreißig Minuten abhauen soll.
    Sie konnte einfach nicht mit Amateuren arbeiten, das war verdammt noch mal vollkommen ausgeschlossen.
    »Ich rühre den Gips an«, sagte der Arzt und langte nach dem Lappen, mit dem der Komplize ihr das Gesicht abgewischt hatte, ekelhafte Scheißkommunisten-Amateure.
    »Das Schlimmste hast du jetzt hinter dir«, sagte der Komplize tröstend und nahm ihre Hand. Sofort entzog sie sich ihm und spuckte den Fetzen aus.
    Ich schon, dachte sie.
    »Das Auto steht vor der Tür«, sagte er. »Automatik, genau wie du es wolltest. Ich habe die lettische Kreditkarte benutzt.«
    »Idiot«, fauchte das Kätzchen, »ich habe doch gesagt, du sollst cash blechen.«
    »Ja«, sagte er, »ich weiß. Aber dann hättest du das Auto hier in Jurmala lassen müssen; als ich mit Karte gezahlt habe, waren sie einverstanden, dass das Auto am Flughafen abgestellt wird.«
    »Was für idiotische Scheißkommunisten-Regeln«, sagte das Kätzchen. »Wo sind die Schlüssel?«
    »Ich habe sie hier«, sagte er und klopfte auf seine rechte Hosentasche. »Aber du kannst nicht vor heute Abend losfahren, der Gips muss erst trocknen. Die Krücken stehen neben der Haustür.«
    Der Pfuscher kam mit einem rostigen Blecheimer in der Hand zurück ins Zimmer.
    »Ich werde versuchen, vorsichtig zu sein«, sagte er und begann ihr blau geschwollenes Bein einzugipsen.
    Jesus fucking Christ,
er war so unglaublich langsam! Er zog und wickelte und quatschte. Jedes Mal, wenn er ihr Bein streifte, stöhnte sie auf.
    Sie schloss die Augen und hatte noch immer das Gefühl, als schaukle alles um sie herum.
    Die Überfahrt in dem kleinen Boot war absolut grauenvoll gewesen. Es hatte abwechselnd geschneit und geregnet und gestürmt, die Wellen waren über die Reling geschlagen, sodass sie geglaubt hatte, sie würden sinken. Aber für Angst hatte sie keine Kapazitäten frei gehabt. Der Schmerz in ihrem Bein hatte sie immer wieder bewusstlos

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