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Nobels Testament

Nobels Testament

Titel: Nobels Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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werden lassen.
    Tatsache war, dass sie sich nicht genau entsinnen konnte, wie sie den Weg nach Torö auf ihrem Motorrad bewältigt hatte – was sie an dieser traurigen Geschichte als Einziges gänzlich zufriedenstimmte.
    Sie hatte gearbeitet wie immer, hatte ihr Hirn mit nummerierten Stationen programmiert, so gründlich, dass sie sogar halb bewusstlos imstande gewesen war, sie abzurufen. Es war ziemlich
nice,
das zu erkennen.
    »So«, sagte der Arzt und sammelte sein Fahrradwerkzeug wieder ein. »Jetzt muss er nur noch aushärten.«
    Der Komplize kannte sich mit Booten aus, deshalb hatte sie ihn ausgewählt. Vermutlich hatten sie es nur deshalb über die Ostsee geschafft, ohne zu ertrinken, das musste sie zugeben. Aber als es darum ging, einen Arzt aufzutreiben, der bereit war, zu Hause ein paar Überstunden zu machen, hatte er sich als vollkommen unbrauchbar erwiesen. Dieser Fahrradschrauber würde garantiert singen wie ein Vogel, sobald sie aus der Tür waren.
    »Wie lange wird es dauern, bis der Gips trocken ist?«, fragte sie und mochte nicht, dass ihre Stimme so schwach klang.
    »Kommt drauf an«, sagte der Arzt und wischte sich die Hände an einem Handtuch ab. »Temperatur und Luftfeuchtigkeit spielen dabei eine Rolle. Aber du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Du kannst so lange hierbleiben.«
    »Kannst du mir hochhelfen?«, fragte sie ihren Komplizen, der nahezu herbeiflog und sie stützte, damit sie sich aufsetzen konnte.
    »Kann ich meine Tasche haben,
please?
«
    Und sie streckte ihren rechten Arm aus (ihren schönen, schlanken, starken rechten Arm) und griff ihr Chaneltäschchen am Tragriemen. In der Hand spürte sie das Gewicht der schaukelnden Waffe.
    »Und auch noch ein bisschen Wasser,
please?
«
,
sagte sie, und beide Männer wandten sich zur Spüle, um ihren bescheidenen Wunsch zu erfüllen.
    Sie holte die Waffe hervor, noch immer mit Schalldämpfer, und schoss dem Arzt durchs Rückgrat. Er fiel vornüber mit dem Kopf ins Spülbecken.
    Der Komplize fuhr mit verwundertem Gesichtsausdruck herum. Sie schoss ihm zwischen die Augen.
    »Scheißamateur«, sagte sie.
    Welch ein Glück, dass sie ihre Meinung geändert und die Waffe nicht ins Meer geworfen hatte.
    Ja, so viel dazu.
    Sie sah sich um, betastete den Gips. Er war noch ganz weich.
    Wie lange sollte sie hier mit diesen beiden verdammten Stinkbomben sitzen bleiben?
    »Ach,
what the fuck
«
,
sagte sie und hievte sich auf die Beine.
    Sie hüpfte hinüber zu ihrem Komplizen, wühlte in seiner rechten Hosentasche und fischte die Autoschlüssel und ein Handy heraus. Schnell schaute sie auch noch in seinen anderen Taschen nach und fand, hatte sie es nicht geahnt, eine Brieftasche mit Pass und Kreditkarte in der linken Innentasche seiner Jacke. Gefälscht natürlich, aber immerhin.
    Sie stopfte die Brieftasche und das Telefon in ihr Chaneltäschchen und hüpfte zur Haustür. Das Bein tat höllisch weh, und der Gips verformte sich bereits. Sie griff nach den Krücken, öffnete die Tür und schwang sich nach draußen.
    Plötzlich vibrierte die Tasche.
    Sie war völlig perplex. Was zum Teufel war das?
    Noch in der Tür blieb sie stehen, balancierte wackelnd auf ihrem gesunden (na ja,
irgendwie
gesunden) Bein und kramte nach dem Misttelefon. Sie schaute aufs Display:
You have 1 new message.
    Und noch bevor sie auf
read
gedrückt hatte, wusste sie, was diese Mitteilung bedeutete:
    Komplikationen.
    Anders Schyman war ernsthaft besorgt. Wenn sich etwas Großes ereignete, wurden die Leistungen und Verfehlungen der Medien besonders offenbar. Da die Regenbogenpresse stets die klarste Sprache sprach, konnte man diesen Effekt genau dort am besten beobachten.
    Er machte einen kleinen Spaziergang um den Schreibtisch, kaute auf seinem Kugelschreiber.
    Was den Nobelmord anging, hatte sich das
Abendblatt
rein journalistisch gesehen einigermaßen manierlich geschlagen, obwohl sie Annika Bengtzons Augenzeugenbericht aus dem Goldenen Saal wirklich gut hätten gebrauchen können. Betrachtete man aber die technische Seite, waren ihnen praktisch alle Medien überlegen, hatten sie überholt, dass es nur so krachte. Gut, das
Abendblatt
hatte eine Website und manchmal auch ein bisschen Web-TV, und es kam vor, dass sie kleine Tonbeiträge ins Netz stellten, aber das hörte sich ja doch keiner an. Es kümmerte niemanden. Schyman glaubte nicht, dass das Internet etwas Vorübergehendes war, so naiv war er nicht, aber er hatte dessen Bedeutung unterschätzt, das hatte ihm der

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