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Nobels Testament

Nobels Testament

Titel: Nobels Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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vorn sitzt sein Sekretär.«
    Thomas steckte den Kopf durch die Tür und warf einen Blick in das Zimmer des Ministers. Es erinnerte ein wenig an eine kleine Wohnung, mit dem Raum des Sekretärs als Entree. Dahinter lag ein einigermaßen normales Büro mit hellen, modernen Möbeln, einem Gemälde, einem Schreibtisch voll Papieren, daneben ein Computer. In einem niedrigen Bücherregal standen einige Ordner und Fotos von seinen Kindern. Der Raum hatte Aussicht auf das Parlamentsgebäude und den Norrström. Das Wasser war grau wie Blei.
    »Ganz hinten gibt es noch einen Ruheraum und eine Dusche«, sagte Cramne. »Er ist ein Sudoku-Crack, wir glauben, dass er dort drinnen liegt und übt. Sollen wir weitergehen?«
    Er deutete auf die Tür zur Linken.
    »Die Pressesekretärin. Wenn der Minister fliegt, dann geht sie ebenfalls. Das Gleiche gilt natürlich für den Staatssekretär und die politischen Beamten. Dann kommt der Hausmeister vorbei und schraubt die Namensschilder ab, und das war’s.«
    »Wie viele Leute sind das?«, fragte Thomas.
    »Der Tross? Eine Handvoll, sechs oder sieben. Mehr nicht. Wir anderen dienen treu jedem beliebigen Herrn. Haben Sie Hunger?«
    Thomas schüttelte den Kopf.
    »Perfekt. Karin, unsere Planungschefin, haben Sie ja schon kennengelernt, oder? Sie hatte sich an Sie gewendet. Sollen wir dem Staatssekretär Hallo sagen?«
    Cramne ging an weiteren Türen vorbei.
    »Jimmy? Hast du schon unseren neuen Abhörfachmann kennengelernt?«
    Der Staatssekretär des Justizministeriums kam auf den Flur, er trug Jeans und ein beige kariertes Hemd, seine Haare standen in alle Richtungen.
    »Hallo!«, sagte er und lächelte breit. »Willkommen an Bord. Wann fangen Sie an?«
    Sie schüttelten sich die Hand.
    »Nach Neujahr«, sagte Thomas und konnte sich endlich entspannen.
    »Das Abhörgesetz ist ein echtes Labyrinth«, sagte Jimmy Halenius. »Wenn wir es dieses Mal schaffen wollen, es durchzuboxen, müssen Sie Ihre Zunge gut im Zaum halten. Wie sieht unser Zeitplan aus?«
    Die Frage war an Per Cramne gerichtet.
    »Der erste Ausschuss in einem halben Jahr«, sagte der Abteilungsleiter. »Vorlage beim Gesetzesrat im Herbst, und eingetütet wird im darauffolgenden Februar.«
    »Neues Gesetz ab 1. Juli, also in eineinhalb Jahren«, sagte Jimmy Halenius. »Sie haben ein anderes Tempo drauf als Ihre Frau. Sie arbeitet für die Zeitung, nicht wahr?«
    Thomas war völlig fassungslos. Er spürte, wie er rot wurde. Woher in aller Welt kannte der Staatssekretär des Justizministeriums Annika?
    »Mein bester Kumpel hat ihr mal ein Auto abgekauft«, sagte Jimmy Halenius und sah sehr amüsiert aus. »Das muss neun, zehn Jahre her sein. ›Es geht ab wie eine Rakete‹, hatte sie damals gesagt, und das tat es auch – bis es zusammenbrach.«
    »Aha«, machte Thomas und wusste nicht, wohin mit seinen Händen.
    »Sollen wir uns Ihr Büro mal ansehen?«, fragte Per Cramne.
    Cramne mag es nicht, wenn er nicht mitreden kann, dachte Thomas und schüttelte dem Staatssekretär wieder die Hand.
    Schweigend gingen sie durch die Flure und durch die Glastüren zu den Aufzügen.
    »Wo sitzen Sie?«, fragte Thomas.
    »Drei Zimmer weiter. Drücken Sie auf die Vier?«
    Die Bürolandschaft sah genauso aus wie im sechsten Stock, dieselbe Aufteilung mit weniger Machtatmosphäre. Hier standen Zeitschriftenständer, an der Wand hingen Anschlagtafeln, und den Eingangsbereich zierte ein bunter Wandteppich.
    Thomas’ Büro ging zur Fredsgatan hinaus, ziemlich weit oben, schon fast an der Ecke zur Drottningsgatan. Es war geräumig, aber die Lage machte es ziemlich dunkel.
    Er lehnte sich vor und schaute hinaus, die Tegelbacken war nicht zu sehen. Er hatte noch nie zu diesem Fenster hinaufgeschaut.
    »Sie wissen, worum es geht?«, sagte Cramne. »Sie verfassen ein Memorandum für das Ministerium, das dann geprüft wird. Alle werden sich dazu äußern, und wir können ungefähr absehen, welche Einwände kommen. Die Polizei und die Staatsanwaltschaft sind dafür, der Justizkanzler und der Justizombudsmann sind dagegen, die Anwaltskammer ist dagegen, die sind immer gegen alles, die Behörde für Opferschutz und die Frauenjury stimmen vermutlich dafür.«
    »Dann beginnt die Arbeit hier im Referat«, sagte Thomas.
    »Sie hören sich an, was Gott und die Welt zu sagen haben, dann fassen Sie mit dem Abteilungsleiter, will sagen, mit mir, alles zusammen. Dann machen wir einen Ausflug zum Chef der Gerichtsbarkeit. Der sagt dann: ›Denken Sie noch mal

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