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Nobels Testament

Nobels Testament

Titel: Nobels Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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ihnen gelungen, das unter Verschluss zu halten?«, fuhr Berit fort. »Und warum hat Q dir davon erzählt?«
    »Die Kripo und der Staatsschutz haben gemeinsam mit diversen ausländischen Polizeibehörden und Nachrichtendiensten ermittelt«, sagte Annika. »Der Druck, die Löcher zu stopfen, war also größer als die Lust zu plaudern. Mir das alles zu erzählen war ganz schön clever. So hat er mir wirklich auch das Maul gestopft. Sieh mal, ich habe doch ein halbes Jahr dichtgehalten! Das hätte ich nie getan, wenn er mich die ganze Sache Stück für Stück hätte ausgraben lassen.«
    »Aber jetzt hast du es mir erzählt …«
    »Meine Loyalität galt der Ermittlung«, sagte Annika, »und das wusste Q. Aber ich weiß verdammt noch mal nicht, wie es weitergeht, ob ich in ein paar Stunden noch einen Job habe. Mache ich weiter, ist es an der Zeit, dass ich darüber schreibe. Fliege ich, übergebe ich dir das Ganze mit einem warmen Händedruck.«
    »Danke, du, wirklich.« Berit hörte sich plötzlich müde an.
    Sie lehnte sich zurück und massierte sich die Nasenwurzel.
    »Wie sicher ist sich die Polizei denn in dieser Sache?«, fragte sie. »Sitzen die da und raten, oder haben sie wenigstens Teile davon mit Fakten belegt?«
    »Zeugenaussagen«, sagte Annika. »Sie haben Fingerabdrücke überprüft, internationale Zusammenarbeit, und dann sind da noch die Handys. Sie haben Kurzmitteilungen gecheckt und Nummern, die andere Nummern kontaktiert haben …«
    »Darüber«, sagte Berit und streckte den Arm nach einer anderen Mappe aus, »können wir uns lang und breit unterhalten. Telefonüberwachung und Abhören sind die Teile des neuen Zwangsmittelgesetzes, die unglaublich spannend sind.«
    »Dreimal darfst du raten, ob mein Mann da mitmacht«, sagte Annika.
    »Hör dir das an«, sagte Berit und las aus ihrem Ordner vor. »Die Bedeutung des Begriffes
verüben
umfasst mehr, als der strafrechtliche Begriff beschreibt. Demnach muss eine Person nicht erst als mutmaßlicher Täter einer Straftat verdächtigt werden. Es reicht bereits aus, wenn die Person, rein objektiv, eine zukünftige Straftat befördern könnte.«
    Sie ließ das Blatt auf ihren Schoß sinken.
    »Was bedeutet das?«, fragte Annika.
    »In Zukunft kann man also Terrorakte begehen, ohne überhaupt irgendetwas zu tun«, sagte Berit. »Ein Verbrechen zu planen oder vorzubereiten ist ja bereits strafbar, aber ab jetzt kann man als Terrorist verfolgt werden, weil man vielleicht, in der Zukunft, möglicherweise ein Verbrechen plant.«
    »Aber das ist ja völlig krank«, sagte Annika und hörte die Skepsis in ihrer eigenen Stimme.
    Daran pusselte Thomas den ganzen Tag bei der Arbeit?
    »Das ist reiner Humbug«, sagte Berit. »Der Staatsschutz sitzt dann also da und versucht abzuhören, ob die Menschen schlimme Gedanken haben, oder aber, ob sie möglicherweise, rein objektiv, irgendwann welche bekommen könnten.«
    »Vielleicht ist es ja nötig«, sagte Annika in einem schwachen Versuch, die Arbeit ihres Mannes zu verteidigen. »Vielleicht muss es getan werden, um die Demokratie zu schützen?«
    »Die Demokratie?«, sagte Berit. »Ist die bedroht?«
    »Ja, aber die Terroristen von al-Qaida wollen doch die Demokratie stürzen …«
    »Wirklich?«, sagte Berit. »Sie haben selbst gesagt, dass die Angriffe eine Rache für die Anwesenheit von US-Truppen im Nahen Osten waren, für die verschiedenen Kriege der USA, einige Millionen tote Iraker und nicht zuletzt die sture Unterstützung von Israels Besatzungspolitik. Sie haben sich Ziele ausgesucht, die die totale finanzielle und militärische Macht der USA in der Welt symbolisierten: das Pentagon und das World Trade Center.«
    »Aber der wahre Grund war doch ihr Hass auf die westliche Demokratie und die emanzipierte Stellung der westlichen Frau«, sagte Annika unsicher.
    »Und jetzt soll die Demokratie verteidigt werden, indem man sie einschränkt?«, sagte Berit. »Merkst du nicht, wie dumm das ist?«
    »Warum hast du das nicht in der Zeitung geschrieben?«, sagte Annika leise.
    Berit schwieg einen Moment.
    »Ich hab’s versucht«, sagte sie dann. »Der Artikel wurde abgelehnt. Er war ihnen zu parteiisch.«
    Sie erhob sich.
    »Egal«, sagte sie. »Wir gehen jetzt etwas essen. Die Kantine gibt es jedenfalls noch, und das Essen wirst du auch noch wiedererkennen. Sie haben jeden Tag dasselbe Gericht aufgewärmt, seit du …«
    Berit brach ab und sah Annika erschrocken an.
    »Seit ich weg bin?«, sagte Annika und lächelte.

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