Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nobels Testament

Nobels Testament

Titel: Nobels Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
Vom Netzwerk:
anbietet.«
    Annika nickte, plötzlich wieder den Tränen nah.
    »Ach«, sagte sie und schluckte. »Was treibst du denn so? Läuft was?«
    Berit streckte sich und nahm einige Papiere zur Hand.
    »Das kann man wohl sagen. Hast du noch Zeit?«
    »Bis 14.59 Uhr«, sagte Annika.
    »Bandhagen«, sagte Berit. »Ich habe die Mutter und die Mädchen mehrere Male getroffen. Diese Geschichte wird immer seltsamer.«
    Das Mietshaus in der Dunkelheit, der weiße Bildschirm, Schatten in den Fenstern und Polizisten in Kampfanzügen, Annika nickte.
    »Ist der Mann immer noch verschwunden?«
    »Er sitzt in einem Gefängnis in Amman«, antwortete Berit. »Hypothetisch gibt es nämlich einen Zusammenhang zwischen der Familie und dem Nobelmord, aber der ist unsäglich konstruiert. Hör mal …«
    Berit setzte die Brille auf und blätterte in ihren Unterlagen.
    »Erinnerst du dich noch an den Neuen Jihad?«
    »Die verschwundenen Jungs aus Berlin«, sagte Annika.
    »Genau. Die Mutter der Familie in Bandhagen, Fatima Ahmed, ist die Cousine des Jüngsten von ihnen. Vor fünf Jahren, da war der Kerl gerade mal vierzehn, hat er hier drei Wochen Sommerferien gemacht und bei Familie Ahmed gewohnt.«
    Berit wedelte mit ihren Blättern.
    »Das hier ist eine Kopie des Visumantrags, womit die Familie den Jungen nach Schweden einlädt. Außereuropäische Personen müssen so etwas häufig nachweisen. Das ist die einzige Verbindung zwischen ihnen, die es in ganz Europa von offizieller Hand nachgewiesen gibt. Also muss dies die Veranlassung für den Einbruch in der Wohnung gewesen sein.«
    Sie legte die Unterlagen zur Seite und hielt ein neues Blatt hoch.
    »Das hier ist der Bescheid, aus dem hervorgeht, dass die befristete Aufenthaltsgenehmigung Jamals, also des Vaters, abgelaufen ist und nicht erneuert wird.«
    »Können sie das einfach so beschließen? Ohne die Sache zu prüfen? So ein Beschluss muss doch anfechtbar sein.«
    »Gute Frage, keine Antwort«, sagte Berit.
    »Und wie geht es mit der Frau und den Mädchen weiter? Werden die auch hinausgeworfen?«
    »Fatima, seine Frau, und Dilan, das ist die ältere Tochter, haben unbegrenztes Aufenthaltsrecht, sie sind also sicher. Die Kleine, Sabrina, hat die schwedische Staatsbürgerschaft, da sie hier geboren ist.«
    »Warum hat der Vater kein unbegrenztes Aufenthaltsrecht?«
    »Eine rein bürokratische Angelegenheit«, sagte Berit. »Um das zu erlangen, wenn man also die Absicht hat, hier wohnen zu bleiben, darf man Schweden nicht länger als zehn Monate verlassen. Jemal ist zeitweise in Jordanien gewesen, um seinen alten Eltern im Herbst ihres Lebens beizustehen, sie haben anscheinend einen kleinen Hof in der Nähe von Al Azraq ash Shamali. Einmal war er vierzehn Monate fort, aber das ist schon mehrere Jahre her. Er stand inzwischen ganz oben auf der Liste für ein unbegrenztes Aufenthaltsrecht. Es wäre ihm zu Beginn dieses Jahres bewilligt worden, wenn sie ihn nicht vorher verhaftet und hinausgeworfen hätten.«
    »Aber warum sitzt er im Gefängnis?«, fragte Annika. »An diese Sache mit dem Neuen Jihad glaubt doch wohl keiner mehr.«
    »Sag das nicht«, wandte Berit ein. »Im letzten halben Jahr habe ich jedenfalls nie eine andere Theorie vernommen.«
    »Die Polizei hat keine Sekunde an den Neuen Jihad geglaubt«, sagte Annika.
    Sie rollte den Stuhl näher an Berits Schreibtisch heran und beugte sich vor.
    »Es ist so: Die Frau, die Wiesel, von Behring und die Wächter am Kai des Stadshuset erschossen hat, ist eine amerikanische Auftragskillerin, die
The Kitten
genannt wird. Sie ist auf einem Motorrad über einen Fußweg entlang des Mälarsees geflohen und mit einem Boot nach Lettland übergesetzt. Ihr Komplize im Fluchtboot war vermutlich ein ehemaliger amerikanischer Marine.«
    Berits Augen waren groß und rund geworden.
    »Das Kätzchen ist gründlich und teuer«, sagte Annika. »Wer sie anheuert, hat auf jeden Fall Zugang zu großen Summen.«
    »Aber sie muss einen Fehler gemacht haben«, sagte Berit sehr leise, »sonst wüsstest du davon nichts.«
    »Sie hat mehrere gemacht«, flüsterte Annika. »Erst hat sie auf der Treppe zum Wasser einen Schuh mit Fingerabdruck verloren, aber außerdem ist auf der Flucht noch etwas schiefgegangen. Sie hat sich irgendwas gebrochen, was von einem Arzt in Jurmala, außerhalb Rigas, gegipst wurde. Anschließend hat sie den Arzt und ihren Komplizen erschossen.«
    »Das Aschenputtel des Todes«, sagte Berit.
    Annika lächelte.
    »Wie in aller Welt ist es

Weitere Kostenlose Bücher