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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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dagegen fast gar nicht. Von Zeit zu Zeit flüsterte er, wie bei den früheren Verhandlungen, dem jungen Ältesten, dem Sprecher – und nur ihm – etwas zu. Warum? fragte sich Tyrer. Und warum nimmt der dunkle Älteste, den er ›Unsteter Blick‹ getauft hatte, nicht an den Diskussionen teil, warum scheinen sie ihn nicht zu beachten, warum sieht er immer nur die Gesandten an und nicht die Dolmetscher?
    Plötzlich deutete Sir William auf den leeren Stuhl: »Wenn der Shōgun nicht zu diesem Treffen erwartet wurde und fünf Älteste im roju sitzen – warum dann der leere Stuhl?«
    Hin und her, hin und her. Dann: »Er sagt, Herr Anjo, der Vorsitzende ihres Rates, sei vor kurzem erkrankt und könne nicht kommen, aber das spiele keine Rolle, sie hätten seine Zustimmung fortzufahren. Bitte, fahren Sie fort.«
    Um Seratard eins auszuwischen, sagte von Heimrich in perfektem Französisch: »Macht das nicht diese Verhandlungen ungültig, haben sie nicht stets die ›Einstimmigkeit‹ dieses Rates betont? Fünf Männer. Dies könnte wieder mal ein neuer Trick sein, um später das gesamte Verfahren ungültig zu machen.« Wieder begann eine Diskussion.
    Nur Sir William schwieg. Er verbarg seine Wut und seine Besorgnis. Wir sind eindeutig abermals düpiert worden. Was tun? Dann sagte er mit fester Stimme: »Nun gut, wir werden diese Ermächtigung durch Ihren Shōgun akzeptieren – aber nur für diese eine Sitzung. Wir werden unsere Regierungen davon unterrichten, daß man sich nicht an frühere Vereinbarungen gehalten hat, und uns so bald wie möglich mit einer angemessenen Eskorte nach Kyōto begeben, um unsere Beglaubigungsschreiben korrekt Ihrem Shōgun – und Kaiser Komei – vorzulegen.«
    Während Johann mit der Übersetzung ins Holländische begann, murmelte Graf Sergejew: »Bravo, das ist die einzige Möglichkeit, mit diesen matyeryebitz umzugehen!« Von Heimrich und van de Tromp, der Holländer, stimmten ihm stillschweigend zu, während Seratard, Adamson und Erlicher dagegen waren.
    Der japanische Dolmetscher starrte ihn ungläubig an und sagte laut, er habe sich zweifellos verhört. Johann erwiderte, ein Mißverständnis sei ausgeschlossen. Während dieses längeren Hin und Her verschloß Sir William seine Ohren und beobachtete statt dessen die Gesichter der roju, die dem Dolmetscher zuhörten. Sie alle waren mehr oder weniger erschüttert. Gut, dachte er.
    »Mit dem üblichen Palaver, Sir William, aber diesmal mit einer Menge höflicher Entschuldigungen sagt er, es sei nicht möglich, den Shōgun in Kyōto aufzusuchen, das Wetter sei zu dieser Jahreszeit unfreundlich, aber sie würden dafür sorgen, daß er sofort, wenn er zurück ist, etc. etc.«
    Sir William lächelte ironisch. »Sagen Sie ihnen: Unfreundliches Wetter oder nicht, wir werden den Kaiser in naher Zukunft aufsuchen, betonen Sie das, Johann. Nur auf dieser Basis werden wir weiterverhandeln.«
    Die roju vernahmen es in eisigem Schweigen.
    Einer nach dem anderen, Sir William als erster, erhoben und verneigten sich, nannten ihren Namen, ihren Rang sowie das Land, das sie vertraten, und überreichten ihre Beglaubigungsschreiben, die würdevoll entgegengenommen wurden. Die roju erwiderten respektvoll jede einzelne Verneigung.
    »Und nun…«, Sir William reckte das Kinn, »… zum zweiten Punkt dieser Verhandlungen: Die Regierung Ihrer Majestät betont noch einmal, daß am Freitag, dem 14. September in diesem Jahr des Herrn 1862, ein englischer Gentleman bei hellem Tage heimtückisch ermordet wurde durch Samurai der Satsuma-Truppe unter dem Befehl ihres Königs Sanjiro. Zwei weitere Personen wurden verwundet. Die Regierung Ihrer Majestät verlangt, daß die Mörder ausgeliefert oder nach japanischem Recht öffentlich vor Gericht gestellt werden, daß eine Wiedergutmachung von einhunderttausend Pfund Sterling in Gold unverzüglich bezahlt, eine Entschuldigung veröffentlicht und eine offizielle Garantie gegeben wird, daß so etwas nie wieder geschieht. Weiter: Die zweite und letzte Rate der Summe von fünftausend Pfund Sterling in Gold als Entschädigung für den Mord an Sergeant Gunn und Corporal Roper in unserer Gesandtschaft letztes Jahr, seit Wochen überfällig, ist innerhalb von drei Tagen zu entrichten, sonst wird der Betrag mit jedem versäumten Tag verdoppelt…«
    Sir William wartete, damit Johann alles Wort für Wort übersetzen konnte, duldete aber keine Diskussion, bis er die Liste beendet hatte. Dann forderte Adamson für den Mord an dem

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