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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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»Nun, Phillip, das ist sehr gut gelaufen, findest du nicht? Ich fand dich ganz ausgezeichnet, und wir haben uns durchgesetzt.«
    »Ich war nicht gut, und du warst es, der den Tag gerettet hat. Ich danke dir dafür.« Verwirrt runzelte Tyrer die Stirn, während sie den anderen folgten. »Aber obwohl du die Situation glänzend gerettet hast, war das, was du auf englisch gesagt hast, nicht ganz das, was auf japanisch gesagt wurde, nicht wahr?«
    »Kein großer Unterschied, mon ami, kaum der Rede wert.«
    »Ich glaube nicht, daß Sir William das auch so sehen würde.«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Vielleicht irrst du dich.« André stieß ein gezwungenes Lachen aus. »Es ist immer ein Fehler, einen Gesandten zu beunruhigen, nicht wahr? Ein geschlossener Mund fängt keine Widrigkeiten.«
    »Meistens, ja. Was hast du diesem Dolmetscher gesagt?«
    »Ich habe ihm gedankt. Mon Dieu, meine Blase bringt mich um – wie ist es bei dir?«
    »Genauso«, gab Tyrer zurück, fest überzeugt, daß André im Hinblick auf den Dolmetscher log. Aber warum auch nicht? dachte er angesichts seines ganz neuen Standpunkts. André ist ein Feind, und wenn nicht ein Feind, dann die Opposition. Schön und gut. Um was mag er so heimlich gebeten haben? Um die Weitergabe einer Nachricht, doch welcher? Welcher geheimen Nachricht? Um was hätte ich heimlich gebeten? »Du hast um ein persönliches Gespräch mit Herrn Yoshi gebeten, eh?« sagte er, Vabanque spielend. »Für dich und M’sieur Seratard.«
    Andrés Miene blieb unbewegt, aber Tyrer bemerkte, daß seine Rechte, die an seinem Zierdegen lag, schneeweiße Knöchel bekam. »Phillip«, sagte er leise, »ich war dir seit deiner Ankunft ein guter Freund, ich habe dir geholfen, mit deinem Japanisch zu beginnen, und dich überall eingeführt, eh? Ich habe mich nicht in deinen Privat-Samurai eingemischt – Nakama, eh, obwohl ich insgeheim hörte, daß er noch andere Namen hat. Ich habe nie…«
    »Welche anderen Namen?« fragte Tyrer, nervös geworden, ohne zu wissen, warum. »Was weißt du von ihm?«
    André ging weiter, als habe er nichts gehört. »Ich habe nie versucht, ihn auszufragen oder dich über ihn, obwohl ich dich vor den Japanern gewarnt habe, vor allem hättest du genügend Zeit gehabt, mir von ihm zu erzählen. Vergiß nicht, daß wir auf derselben Seite stehen, Phillip, wir sind Diener, nicht Herren, wir sind Freunde, wir sind in Japan, wo Gai-Jin einander wirklich helfen müssen – wie ich es getan habe, als ich dich Raiko vorstellte, die dich dann zu Fujiko führte, eh? Nettes Mädchen, diese Fujiko. Du solltest ein bißchen mehr Wirklichkeitssinn haben, Phillip, du solltest geheime Informationen geheimhalten, du solltest dich vor Nakama hüten und nicht vergessen, was ich dir wohl ein dutzendmal gesagt habe: In Japan gibt es nur japanische Lösungen.«
    Gegen Sonnenuntergang desselben Tages eilte Yoshi einen dunklen, zugigen Steinkorridor des Burgturms entlang. Er trug jetzt seinen charakteristischen Kimono mit den zwei Schwertern und darüber einen Reitumhang mit Kapuze. Alle zwanzig Schritt flackerten neben Schießscharten, die auch als Fenster dienten, Ölfackeln in Eisenhaltern. Die Luft draußen war kühl. Vor ihm lag eine Wendeltreppe, die in die Privatställe hinabführte. Eilig lief er die Stufen hinab.
    »Halt! Wer da… Oh, tut mir leid, Herr!« Der Wachtposten verneigte sich.
    Yoshi nickte und ging weiter. Dem weltweit verbreiteten Brauch folgend, bei Einbruch der Nacht schlafen zu gehen, machten sich in der ganzen Burg Soldaten, Stallburschen und Diener fürs Bett oder für den Nachtdienst bereit. Nur die Reichen hatten bei Nacht Licht, um sehen, lesen oder spielen zu können.
    »Halt! Oh, tut mir leid, Herr.« Dieser Wachtposten verneigte sich, und der nächste, und der nächste.
    Im Hof der Stallungen war eine Leibwache von zwanzig Mann neben dem Kopf ihrer Reittiere angetreten, darunter Misamoto, der Fischer, angeblicher Samurai und Ältester. Jetzt war er ärmlich als gemeiner Fußsoldat gekleidet, unbewaffnet und verängstigt. Zwei kleine, enge Sänften warteten, besonders leicht und für schnellen Transport geeignet, jede auf zwei Stangen montiert, die in das Geschirr je eines Sattelpferdes vorn und hinten paßten. Alle Hufe waren umwickelt, und das Ganze war Teil eines Planes, den er vor Tagen mit Hisako ersonnen hatte.
    Das kleine Fenster einer Sänfte wurde aufgeschoben, und Koiko spähte zu ihm heraus. Lächelnd nickte sie ihm einen Gruß zu. Dann

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