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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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fiel in der zweiten Schlacht bei Bull Run, der arme Junge, unsere Kavallerie wurde dezimiert, ein Gemetzel…
    Dimitri warf sich in seinem Bett herum und versuchte, den Schmerz um sein Land zu verdrängen, aber er konnte es nicht.
    Im Club war ein lärmender, betrunkener Streit zwischen den verbliebenen Händlern an der Bar ausgebrochen. Ein paar Offiziere der Navy und Army sowie Tweet und andere saßen im Raum verteilt an Tischen und genehmigten sich einen Schlummertrunk. In der Nähe des Fensters saßen Graf Sergejew und der neu eingetroffene schweizerische Gesandte Fritz Erlicher an einem Tisch. Der Russe verbarg seine Belustigung und beugte sich über ihre Portweingläser. »Lauter Narren, Herr Erlicher«, sagte er über das Getöse hinweg.
    »Glauben Sie, daß dieser junge Struan es ernst meint?«
    »Er meint es ernst, aber ob diese Politik jemals in die Tat umgesetzt wird oder nicht, bleibt abzuwarten.« Sie sprachen Französisch, und Sergejew erklärte kurz den Konflikt zwischen Mutter und Sohn im Hause Struan. »Das erzählt man sich zumindest; sie zieht die Fäden, obwohl er ganz legal den Titel hat.«
    »Wenn es in die Tat umgesetzt wird, wäre das für uns beide sehr gut.«
    »Ach! Haben Sie einen Vorschlag?«
    »Eine Idee, Graf Sergejew.« Erlicher lockerte seine Krawatte und atmete leichter; die Luft im Club war stickig, der Geruch von Bier und Urin hing schwer im Raum, und das Sägemehl auf dem Boden mußte eigentlich erneuert werden. »Wir sind eine kleine, unabhängige Nation mit wenig Ressourcen, aber mit viel Mut und Geschicklichkeit. Die Briten, die wir nicht lieben, beherrschen den größten Teil der Waffenherstellung und der Verkäufe in ganz Europa – obwohl die Fabrik von Krupp sehr vielversprechend aussieht.« Der bärtige, untersetzte Mann lächelte. »Wir haben gehört, daß Mütterchen Rußland dort schon vorstellig geworden ist.«
    »Sie erstaunen mich.«
    Erlicher lachte. »Ich erstaune mich manchmal selbst, Graf. Aber ich wollte erwähnen, daß wir sehr gute Gießereien haben; im Vertrauen kann ich Ihnen mitteilen, daß wir mit Gatling über die Lizenzherstellung seines Maschinengewehrs verhandeln und Rußland langfristig reichlich mit allen Waffen versorgen können, die es vielleicht braucht.«
    »Danke, mein Lieber, aber wir haben keine derartigen Bedürfnisse. Zar Alexander ist ein friedliebender Reformer. Voriges Jahr hat er unsere Leibeigenen befreit, dieses Jahr reformiert er die Armee, die Marine, die Bürokratie, die Justiz, die Erziehung, alles.«
    Erlicher grinste. »Und inzwischen geht unter ihm die größte Landeroberung der Geschichte vonstatten mit der Unterwerfung der meisten Völker in der Geschichte, abgesehen von Dschingis Khan und seinen Mongolenhorden. Dschingis ritt westwärts«, sein Grinsen wurde zu einem Strahlen, »während die Horden Ihres Zaren sich nach Osten ausbreiten. Über den ganzen Kontinent! Stellen Sie sich das einmal vor! Über den ganzen Kontinent bis ans Meer, bis zur Halbinsel Kamtschatka. Und das ist noch nicht das Ende, nicht wahr?«
    »Meinen Sie?« sagte der Graf lächelnd.
    »Wie wir hören, hofft der Zar, durch Ihre neue Festung Wladiwostok nach Japan vorzudringen, dann nördlich zu den Kurilen, wieder nördlich zu den Aleuten, um sich endlich mit dem russischen Alaska zu verbinden, das sich bis nach Nordkalifornien hinunter ausdehnt. Während die Welt schläft. Erstaunlich.« Erlicher nahm sein Zigarrenetui aus der Tasche und bot es Sergejew an. »Bitte – beste Qualität aus Kuba.«
    Der Graf nahm eine, roch daran und ließ sich Feuer geben. »Danke. Ausgezeichnet. Sind alle Schweizer solche Träumer wie Sie?«
    »Nein, Graf. Aber wir sind friedliebend und gute Gastgeber für andere friedliebende Menschen. Allerdings bleiben wir gerne in unseren Bergen und beobachten lieber, was draußen in der Welt vor sich geht.«
    Weiteres Geschrei lenkte sie für einen Augenblick ab. Lunkchurch, Swann, Grimm und andere krakeelten lauter als gewöhnlich.
    »Ich war noch nie in der Schweiz. Sie sollten Rußland einmal besuchen, wir haben dort viele Sehenswürdigkeiten.«
    »Ich war in Ihrem schönen St. Petersburg. Vor drei Jahren war ich einige Monate lang in unserer dortigen Botschaft. Ich glaube, es ist die beste Stadt in Europa, vorausgesetzt man ist von Adel, reich oder ausländischer Diplomat. Sie müssen Sehnsucht danach haben.«
    »Ich sehne mich mehr nach ihr, als Sie sich vorstellen können.« Sergejew seufzte. »Jetzt dauert es nicht mehr

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