Noble House 02 - Gai-Jin
haben. Auf unseren Vorschlag hin wird der Kaiser erfreut sein, den Gai-Jin den Schuldigen, Yoshi, oder seinen Kopf auszuliefern, sowie Nobusada, Anjo oder jeden anderen Kopf, den sie brauchen, um ihren Rachedurst zu stillen. Und weiterhin werden wir vorschlagen, daß der Sohn des Himmels einwilligt, ihnen den Handel zu gestatten, ohne jeden weiteren Krieg, aber nur über Deshima im Hafen von Nagasaki, so wie es seit Jahrhunderten war.« Katsumata war seiner Sache sicher. »Das wird geschehen. Zuerst die Kirche – wie wär’s mit einem Schiff?«
Hiraga war bestürzt. »Mit einem Schiff?« fragte er. Sein Kopf schwirrte. Er war sicher, daß es nicht so kommen würde, wie Katsumata gesagt hatte, und versuchte gleichzeitig, sich eine Möglichkeit auszudenken, um den Sensei abzulenken, ihn nach Edo zu schicken und ein oder zwei Monate später zurückkommen zu lassen – hier lief alles viel zu gut mit Taira, Jami-sama und dem Shoya, als daß er es hätte gefährden wollen. Reichlich Zeit, die Gai-Jin später mit der Kirche wütend zu machen, wenn eine sichere Zuflucht…
»Ein versenktes Kriegsschiff würde sie aufbringen, nicht?«
Hiraga blinzelte. »Wie… wie nichts anderes.«
»Wir benutzen die Kirche als Ablenkung, während wir ein Schiff versenken, ihr größtes.«
Bestürzt sah Hiraga zu, wie Katsumata einen Rucksack öffnete. Darin befanden sich vier Metallrohre, mit Draht zusammengebunden. Und eine Schachtel mit Zündern. »Die enthalten Sprengstoff, Schießpulver. Einer davon, durch ein Bullauge oder eine Geschützpforte geschoben oder an die Schiffsseite gebunden, würde die Wand herausreißen, zwei wären tödlich.«
Hiraga war erstarrt, alles andere war vergessen. Er griff nach einem Rohr. In seiner Hand schien die Bombe vor Leben zu pulsieren. Oben war ein kleines Loch für den Sprengstoff, und im Geiste sah er den Sprengstoff zischen und seinen Arm die Bombe leise durch die unterste Geschützpforte schieben, dann eine weitere – und sich dann rasch wieder in das Boot ducken, das größtenteils von den Wellen verborgen wurde, sich still davonmachen, und dann, wenn er in Sicherheit war, die große Explosion, und dann verschwand das große Schiff im Wasser…
Und damit all seine eigenen Pläne.
»Das ist eine ungeheure Idee, Katsumata«, sagte er und fühlte sich elend. »Wir müßten sorgfältig den richtigen Stand des Mondes und des Meeres auswählen und vorsichtig planen. Frühling oder Frühsommer wären am besten. Danach könnte ich nicht mehr hierbleiben, und… Es gibt so vieles, was ich entdeckt habe und dir berichten muß.« Fast wäre er damit herausgeplatzt, daß er jetzt gut Englisch sprach, aber er hielt inne. »Nur noch ein paar Wochen, dann bin ich fertig. Dann die Kirche und das Schiff.«
»Wir verbrennen die Kirche und versenken das Schiff morgen nacht.«
»Unmöglich!«
Katsumata war kühl amüsiert über den Schock seines Gegenübers und dachte, wie schade es doch war, daß Ori tot war und Hiraga lebte – Ori war ihm so überlegen gewesen. Allerdings war er aus Satsuma, nicht aus Choshu. »Wie oft muß ich noch sagen, daß Überraschung die beste Waffe für uns Shishi ist? Überraschung und Schnelligkeit. Wo ist Akimoto?«
»Im Dorf. Ich dachte, es sei am besten, ihn jetzt nicht mitzubringen«, sagte Hiraga, dessen Gedanken rasten. Seit er aus Hodogaya zurückgekommen war, hatte er seine geheimsten Gedanken nicht mehr mit seinem Cousin geteilt, hatte ihm nur gesagt, er habe von Katsumata erfahren, daß Sumomo tot sei, von Koiko an Yoshi verraten, aber er hatte nicht erwähnt, daß er glaubte, beide seien unnütz in den Tod getrieben worden. Genauso, wie wir bei diesem wilden Plan nutzlos geopfert und all meine Arbeit umsonst sein würde. »Morgen ist zu früh. Ich schlage vor, daß wir…«
»Die Kirche wird einfach sein für einen einzelnen Mann. Akimoto. Wir werden ein Dingi oder ein kleines Fischerboot brauchen. Kannst du eins beschaffen?«
»Vielleicht«, antwortete Hiraga automatisch. »Vielleicht könnte ich eins stehlen. Sensei, ich den…«
»Du denkst nicht klar. Fischer nehmen immer die Riemen mit, wenn das Boot nicht gebraucht wird. Das ist nicht notwendig. Kauf eines.« Katsumata nahm eine kleine Seidenbörse heraus und legte sie achtlos auf den Tisch. »Konzentrier dich, Hiraga!« sagte er, und seine Stimme klang härter. »Hat das Leben mit den Gai-Jin dich so sehr mit deren Übeln angesteckt, daß du deinen Eid auf sonno-joi vergessen hast? Konzentrier dich,
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