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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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breitbeinig vor Hiraga auf. »Du!« bellte er. »Du!«
    Raiko wäre fast in Ohnmacht gefallen. Alle hielten den Atem an. Hiraga warf sich Demut vortäuschend bäuchlings zu Boden und stemmte die Füße gegen die Mauer, um sich auf die Beine des Feldwebels stürzen zu können. Doch der Mann begann zu schimpfen: »Eine Schande für die Küche bist du, und Sie«, er wirbelte zu Raiko herum, die erschrocken an die Mauer zurückgewichen war, während es Hiraga gerade noch rechtzeitig gelang, den Sprung zu unterlassen, »Sie sollten sich schämen, einen mit Dung bedeckten Kerl wie diesen in einer Küche für die Reichen zu beschäftigen.« Sein eisenharter Zeh traf den Beschimpften an Hals und Schultergelenk, und Hiraga schrie in echtem Schmerz auf. Fast hätte er die Perücke verloren. In panischer Angst hielt er sie fest und hob die Hände über den Kopf. »Werfen Sie ihn raus! Wenn dieser Flohsack bei Sonnenuntergang noch hier oder in der Yoshiwara ist, lasse ich Ihr Haus wegen Unsauberkeit schließen. Rasieren Sie ihm den Kopf!« Noch ein Tritt, und er marschierte davon.
    Niemand rührte sich, bis die Entwarnung kam. Danach rappelten sich alle vorsichtig auf; Dienerinnen eilten mit Riechsalz für Raiko herbei, die auf sie gestützt davonwankte, während die Küchenarbeiter Hiraga auf die Füße halfen. Er hatte Schmerzen, ließ sich aber nichts anmerken. Sofort zog er sich aus, ging in die Quartiere der Dienerschaft und wusch sich. Angewidert schrubbte und schrubbte er an sich herum – er hatte gerade noch Zeit gehabt, seine Hände in den nächsten Eimer mit den Fäkalien der Nacht zu tauchen, sich zu verschmieren und auf einen Platz in der Nähe der Feuer zu eilen.
    Als er halbwegs zufrieden war, ging er nackt zu seinem Haus, um erneut zu baden, diesmal in heißem Wasser, sicher, er werde sich nie wieder sauber fühlen. Raiko fing ihn auf der Veranda ab. Auch sie hatte sich noch nicht ganz von ihrem Schrecken erholt.
    »Tut mir so leid, Hiraga-sama, der Späher hat uns nicht gewarnt, aber der Samurai in diesem Garten… Heißes Wasser und eine Badedienerin erwarten Sie drinnen, aber jetzt, bedaure sehr, sollten Sie vielleicht gehen, es ist zu gefährl…«
    »Ich warte auf Katsumata, dann werde ich gehen. Er hat Sie für den Dienst gut bezahlt.«
    »Ja, aber die Häscher…«
    »Baka! Sie sind für das Warnsystem verantwortlich. Wenn ein weiterer Fehler passiert, ist Ihr Kopf im Eimer!«
    Mit grimmiger Miene stapfte er ins Badehaus, wo die Dienerin sich so schnell auf die Knie warf und verneigte, daß sie sich den Kopf anstieß. »Baka!« schnaubte er. Er hatte seine schreckliche Angst noch nicht überwunden und den fauligen Geschmack von Furcht im Mund. Er kauerte sich auf dem winzigen Hocker zusammen und wartete darauf, daß die Magd ihn abbürstete. »Beeil dich!« Baka, dachte er wütend. Alle sind baka, Raiko ist baka, aber nicht Katsumata – der ist nicht baka, der hatte wieder einmal recht: Ohne die Scheiße wäre ich tot.
    Die Abenddämmerung war eine geschäftige Zeit in der Yoshiwara von Edo, der größten und feinsten in ganz Nippon, die fast zweihundert Morgen bedeckte und wo Katsumata und andere Shishi oder Ronin sich sicher verstecken konnten – wenn sie akzeptiert wurden.
    Katsumata wurde ohne weiteres akzeptiert. Geld war für ihn kein Problem. Er bezahlte bei der Dienerin Suppe und Nudeln und schlenderte gemächlich dem Haus der Glyzinie zu, noch immer als Bonze verkleidet, obwohl er jetzt einen falschen Schnurrbart trug und anders angezogen war; seine Schultern waren durch Polster verbreitert, und sein Gewand war üppiger.
    Überall wurden bunte Laternen entzündet, frische Blumenarrangements wurden gesteckt. In den Teehäusern und Herbergen wurden Geishas, Kurtisanen und Mama-sans gebadet und bereiteten sich auf die Nacht vor. In den Küchen herrschte summende Aktivität, Männer hackten und würfelten Zutaten und bereiteten Saucen, Zuckerwerk, Dekorationen und große Kessel voll erlesenstem Reis vor, säuberten Fische und füllten sie liebevoll mit Marinade.
    Man hörte viel Gelächter. Hier und da war jemand unglücklich, dachte tränenreich an zugeteilte Kunden oder Fremde, die empfangen, mit Lächeln und Lachen willkommen geheißen und zufriedengestellt werden mußten – statt der jungen Liebhaber, nach denen ihre Herzen sich sehnten, doch das Sehnen mußte man vergessen und schlafen lassen. Wie immer wurden diese Mädchen von den Mama-sans und älteren, erfahrenen Kurtisanen besänftigt,

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