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Noch ein Kuss

Noch ein Kuss

Titel: Noch ein Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carly Phillips
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offenbar, sie habe ihm verziehen. Carly konnte nicht sagen, auf wen sie wütender war – auf Mike oder auf sich selbst.
    Dabei hätte sie ihm nur zu gern geglaubt und darauf vertraut, dass er mehr von ihr wollte als nur heißen Sex. Obwohl es ihre Lage nicht ändern würde, brauchte sie die Gewissheit, dass es zwischen ihnen mehr gab als nur Leidenschaft. Denn wenn diese Leidenschaft aufloderte, wurden schreckliche Erinnerungen geweckt, die alte Wunden aufrissen und sie dazu brachten, an der Gegenwart zu zweifeln.
    Mike küsste sie sanft auf den Hals. Carly erschauerte unter der federleichten Berührung. »Geh einfach«, sagte sie.
    »Kommst du auch allein zurecht?«, fragte er, offensichtlich resigniert.
    Carly nickte.
    »Das habe ich mir gedacht.« Mike sammelte seine feuchten Sachen vom Boden auf. »Du bist sehr stark, Carly Wexler«, konstatierte er, ehe er im Bad verschwand.
    »Aber nicht stark genug, um dir zu widerstehen«, flüsterte Carly im leeren Zimmer. Dann lehnte sie sich an die nächste Wand, schloss die Augen und zwang sich, tief Luft zu holen. Gegen den Mann, dessen Schweigen sie mehr verletzt hatte als die Affäre ihres Verlobten, kam sie einfach nicht an. Sie schüttelte den Kopf und atmete nochmal tief durch. Doch schon beim nächsten Atemzug flog die Badezimmertür wieder auf.
    »Was hast du für Pläne, nachdem du dich nun offiziell entlobt hast?«, fragte Mike. Er hatte seine feuchte Jeans und die Wanderschuhe wieder angezogen. Das schwarze T-Shirt klebte an seinen breiten Schultern und seinem Rücken fest.
    »Bist du sicher, dass du so nach Hause gehen willst?«
    Mike grinste. »Entweder ich gehe in nassen Klamotten oder halbnackt und barfuß. Du hast die Wahl.«
    Wenn er sie anlächelte, wurden andere Dinge unwichtig, und sie verzieh ihm beinahe alles. »Dann lieber in nassen Sachen. Die Nachbarn brauchen keine Gratisvorstellung.« Aber endlich, fügte sie stumm hinzu.
    »Nun?«, fragte Mike.
    »Was?«
    »Deine Pläne.«
    Offenbar würde sie ihn nicht ohne Weiteres loswerden. Falls er ihr Bedürfnis, allein zu sein, ahnte, ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken. Carly hatte noch keine Gelegenheit gehabt, viel über ihre Zukunft nachzudenken. Doch vielleicht sollte sie es jetzt, wo sie sowohl die Zeit als auch die Freiheit hatte, einmal versuchen. »Ehrlich gesagt weiß ich es noch nicht. Ich denke, ich muss hier erstmal weg.« Die Erkenntnis überraschte sie ebenso sehr wie die Tatsache, dass sie damit herausgeplatzt war.
    »Und hast du ein konkretes Ziel im Sinn?«
    Keines, zu dem sie ihn mitnehmen wollte, aber sie hatte eine Idee. Es gab da einen Ort, an dem sie allein sein konnte, um über sich selbst nachzudenken und herauszufinden, was eigentlich vom Leben wollte. Einen Platz weit weg von Mike und seiner charismatischen Ausstrahlung, dachte sie. »Nichts Bestimmtes«, sagte sie mit einem gezwungenen Lächeln.
    »In der einen Minute planst du eine Hochzeit und in der nächsten schon einen Urlaub. Du bist flexibel. Das gefällt mir.«
    Carly sah keinen Sinn darin, ihn darauf hinzuweisen, dass ihr Leben bislang von strikten Terminen und Plänen bestimmt worden war, die ihr Halt gegeben hatten. Doch nun befand sie sich im freien Fall und hatte keine Ahnung, wo sie landen würde. Dieser Gedanke machte ihr Angst. Auch wenn er diese sorglose Lebensweise mochte, ihr gefiel sie nicht.
    Mike kam auf sie zu und streckte eine Hand aus, um sie ihr auf die Schulter zu legen. Abweisend schüttelte Carly den Kopf. »Alles in Ordnung.« Eine Berührung wäre ihr Verderben gewesen. Momentan war sie weder emotional noch physisch stark genug, um ihm standzuhalten. Sie musste ihre Distanz wahren.
    »Ich weiß.« Er ließ seine Hand wieder sinken. »Was wirst du tun?«, fragte er, als ob er wüsste, dass sie einen ganz banalen Themenwechsel brauchte.
    »Die Schule hat Ferien und meine Kolumnen werden wiederholt, deshalb hatte ich vor, den Sommer zu nutzen, um mein Buch zu schreiben. Mit einem Computer kann ich überall arbeiten.« Carly befingerte ihre immer noch feuchten Ponyfransen.
    »Vielleicht irgendwo am Meer«, überlegte sie laut.
    »Hört sich gut an.« Mike klang etwas geistesabwesend.
    »Stimmt. Mein Leben ist gerade aus der Bahn geraten. Ein Urlaub könnte ihm eine neue Richtung geben.«
    »Sehr vernünftig.«
    Carly nickte.
    Mike reagierte nicht.
    Eine unangenehme Stille trat ein. Carly warf ihm einen verstohlenen Blick zu und betrachtete seine breite Brust und die strammen Muskeln an seinen

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