Noch ein Kuss
Papierserviette nach ihm. »Feigling«, zog er sie auf.
»Kann sein.« Carly zuckte die Achseln und begann, den Tisch abzuräumen. Mit Mikes Hilfe sammelte sie die Teller und das übrig gebliebene Essen ein und trug alles zusammen in die Küche. Dann schaute sie auf den Stapel Geschirr in der Spüle und seufzte. »Das ist der Nachteil, wenn man zuhause isst.«
»Kann das Spülen nicht warten? Hauptsache, die Sachen sind im Haus.«
»Stimmt eigentlich. Warum?«
»Hättest du Lust auf einen Spaziergang am Strand?« Mike streckte eine Hand nach Carly aus, eine stumme Aufforderung, ihm auf halbem Wege entgegenzukommen. Vordergründig ging es dabei um den Strandspaziergang, aber er wollte noch sehr viel mehr. Und er war sich ziemlich sicher, dass Carly genau wusste, was.
Nachdenklich kniff sie die braunen Augen zusammen. Mike hoffte, dass sie ihr Herz befragte.
»Solange ich nicht wieder im Sand lande.« Ihre vollen Lippen verzogen sich zu einem provozierenden Lächeln. »Es hat ewig gedauert, bis ich den Sand wieder aus meinen Shorts hatte.«
»Einverstanden. Ich verspreche, dass du dich nicht wieder im Sand wälzen musst.« Er schaute in ihre samtenen Augen. »Aber ich kann dir nicht versprechen, dass du dich nicht irgendwo herumwälzen wirst … wo es angenehmer ist.«
Fragend musterte er ihr Gesicht. Carly lächelte und legte ihre Hand in seine.
»Ich hatte schon immer Zweifel an dieser Strandszene in .« Sie schauderte übertrieben. »All dieser Sand und das viele Wasser. Kaum zu glauben, dass das gehen soll.« Sie verschränkte ihre Finger mit seinen. »Ich wette, in diesem Haus gibt es mehrere Zimmer, in denen man es angenehmer haben kann.«
»Bist du sicher?«, fragte Mike.
Carly nickte. »Ganz sicher.« Der hungrige Blick ihrer Augen verriet ihm, dass der Strandspaziergang vorerst wohl warten musste.
Kapitel 8
Hochgradig angespannt folgte Carly ihm zum Schlafzimmer im hinteren Teil des Hauses. Scheu und ängstlich betrachtete sie das überdimensionale Wasserbett. »Das ist unglaublich.«
»Fast so gut wie der Strand«, sagte Mike lachend.
Da die Fensterläden offenstanden und die Sonne noch nicht ganz untergegangen war, war das Zimmer in ein dämmriges Licht getaucht. Carly sah sich um. Das große Bett war ihr plötzlich peinlich.
»Hab ich dir zu viel Zeit zum Nachdenken gelassen?«, fragte Mike, während er von hinten an sie herantrat. Dann schob er ihr schulterlanges Haar beiseite und küsste sie auf den Nacken.
Carly erschauerte und schloss die Augen, was das angenehme Gefühl noch verstärkte. »Vielleicht.«
Sie hörte ihn weggehen, dann das Knarzen von Leder, als er sich in einen Sitzsack in der Ecke des Zimmers fallen ließ. Danach herrschte Stille, doch Carly brauchte diese wertvollen Minuten, und Mike schien das zu verstehen. Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht.
Wenn sie nicht einmal mit ihrem Verlobten geschlafen hatte, fragte sie sich, warum wollte sie dann mit Mike ins Bett gehen? Sie dachte an sein Lachen, sein Lächeln, und daran, wie gut er zuhören konnte, und wie er sich nachher, ohne allzu viel dazu zu sagen, wieder zurückzog. Er schien ihre Gefühle zu respektieren, selbst wenn er nicht begriff, was dahintersteckte.
In der nun folgenden Stille zwang Carly ihren Verstand zu arbeiten, und die Schlüsse, zu denen sie dabei gelangte, waren erstaunlich. Wenn sie nicht schon in Mike verliebt war, dann war sie auf dem besten Wege dazu. Sie kannte den Schaden, den emotionale Verwicklungen anrichten konnten – insbesondere, wenn man sich mit einem Mann wie Mike einließ –, und hatte sie bislang vermieden. Also was nun?
Carly schluckte schwer und drehte sich um. Im Dämmerschein waren nur die Umrisse der männlichen Gestalt zu erkennen, die vor ihr auf dem Boden saß. In der Ferne kreischte eine Möwe. Mike streckte eine Hand nach ihr aus und wartete.
Barfuß tappte Carly über den Holzfußboden und blieb vor ihm stehen.
»Ich möchte, dass du dir bewusst bist, worauf du dich einlässt«, sagte Mike.
Irgendwann in den letzten Minuten hatte Carly eine Entscheidung gefällt. »Das bin ich«, flüsterte sie. Vom ersten Augenblick an war alles auf diesen Moment zugelaufen. Das Ergebnis war ebenso unvermeidlich wie die Flut nach der Ebbe. Sie hoffte nur, dass sie sich dabei nicht gegenseitig zerstörten.
»Ich kann dir nichts verspre…«
Sie legte einen Finger auf seine Lippen. »Ich weiß.«
Als Mike in ihre dunklen Augen sah, glaubte er ihr. Die Erkenntnis hätte ihn
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