Noch ein Kuss
sich. Und als ihre eigene Welt in einer viel zu kurzen, aber großartigen Mischung aus Liebe und Leidenschaft explodierte, küsste sie ihn innig.
Carlys Kopf ruhte auf Mikes Brust. Ihr Haar kitzelte seine Nase und bei jedem Atemzug sog er ihren Vanilleduft ein.
»Lass uns in ein Restaurant gehen und noch etwas essen«, schlug er vor.
»Meinst du nicht, wir sind dazu etwas zu leicht bekleidet?«, erwiderte Carly trocken.
Mike schaute nach unten und lachte. Ihr Kleid war bis zu den Oberschenkeln hochgerutscht und ihre unverhüllten Beine schlangen sich um seine. Er selber war vollständig nackt. Da erst ging ihm auf, wie wenig er an Carly gedacht hatte. Er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, sie auszuziehen, geschweige denn lange genug innegehalten, um zu prüfen, ob sie wirklich bereit war.
Seine einzige Entschuldigung war, dass er alles getan hätte, um ihre Frage abzublocken. Es würde ohnehin nicht mehr lang dauern, bis er eine Entscheidung fällen musste – ob sein Boss anrief oder nicht. Er konnte nicht ewig weglaufen. Unerledigte Geschäfte erwarteten ihn, und je länger er in der Stadt blieb und sich den Luxus gönnte, bei Carly zu bleiben, desto schwerer würde es werden zurückzugehen.
»Das war ein Scherz, Mike. Warum schaust du so ernst?«, fragte Carly, während sie sich auf einen Ellbogen stützte und ihn erwartungsvoll ansah.
»Es ist alles in Ordnung.« . »Lass uns ein bisschen ausgehen. Verdammt, wir haben viel zu viel Zeit im Haus verbracht.«
»Hast du jetzt schon einen Lagerkoller?« Carly setzte sich auf und zog das Kleid über die Schenkel.
»Überhaupt nicht. Aber ich dachte, es würde dir gefallen, mal zum Essen auszugehen. Wie ein richtiges Pärchen.« Ein gefährlicher Traum, dachte Mike. Einer, der nur sehr geringe Chancen hatte, wahr zu werden.
»Oh. Sicher.« Carly sagte das Richtige, aber ohne echte Begeisterung. Dann strich sie sich die Ponyfransen aus der Stirn; ein sicheres Zeichen dafür, dass es Ärger geben würde.
Obwohl Mike ihre Verstimmung bemerkte, konnte er sie sich nicht erklären.
»Wenn wir ausgehen, sollte ich wohl besser duschen.« Carly stützte sich auf dem Boden ab, um sich hochzuschieben.
»Einen Moment noch.«
»Warum?«
»Gerade war noch alles in Ordnung, und dann verwandelst du dich plötzlich wieder in die alte, nachgiebige Carly. Was ist los?«
Als Carly sich zu ihm umwandte, waren ihre sonst so ausdrucksvollen Augen unergründlich und ein gequälter Ausdruck verdüsterte ihre Züge. »Gar nichts. Sag mir einfach Bescheid, wenn du bereit bist zu gehen«, erwiderte sie ganz offensichtlich mit falscher Fröhlichkeit und einem gezwungenen Lächeln.
Warum kam es ihm bloß so vor, als ob sie damit auf viel mehr als nur das Abendessen anspielte?
Kapitel 10
Das Abendessen wurde eine ziemlich steife Angelegenheit, auf die Carly gut hätte verzichten können. Selbst die intime Atmosphäre des mexikanischen Restaurants hatte nicht für Entspannung gesorgt. Nachdem sie zunächst Bedenken gehabt hatte, zweifelte Carly nun nicht mehr an Mikes Ehrlichkeit. Sie glaubte ihm, dass er wirklich nur einen Abend außer Haus verbringen wollte und nicht, wie sie befürchtet hatte, wieder rastlos wurde. Doch egal, welche Gründe er hatte, sie spürte, dass ihre Beziehung auf das unausweichliche Ende zusteuerte.
Obwohl sie verstand, dass Mike nicht bleiben konnte, und obwohl sie mit dieser Entwicklung gerechnet hatte, wurde sie dennoch immer wieder von Panik erfasst.
In dem Bemühen, das Zittern ihrer Hände zu verbergen, umklammerte Carly ihr Wasserglas. An ihre leidenschaftlichen Begegnungen zu denken, machte es auch nicht leichter. Jede einzelne war so intensiv gewesen, als ob es für sie die letzte gewesen sein könnte. Soweit Carly wusste, wäre das auch durchaus möglich gewesen.
»Noch etwas Nachtisch?« Mikes tiefe Stimme riss sie aus ihren unangenehmen Gedanken. Er hielt ihr eine große laminierte Karte hin.
Carly nahm sie entgegen wie ein Friedensangebot und schwor sich, die Zeit, die ihnen noch blieb, zu nutzen – egal, wie lang sie sein würde. »Du glaubst doch wohl nicht, dass ich nach diesem Vanilleshake noch ein Dessert herunterbekomme?« Sie überflog die hintere Seite. »Frittiertes Eis hört sich gut an«, sagte sie an den Kellner gewandt und leckte sich erwartungsvoll über die Lippen.
Mikes lautes Lachen vertrieb die unterschwellige Spannung, die den ganzen Abend geherrscht hatte. »Ich bin immer noch hungrig«, gestand
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