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Noch ein Tag und eine Nacht

Noch ein Tag und eine Nacht

Titel: Noch ein Tag und eine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Volo
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Oma?«
    »Schläft.«
    »Ciao.«
    »Ciao.«
    »Auf Wiedersehen, Signora.«
    »Ciao, Silvia.«
    »Ach, Mama…«
    »Was ist?«
    »Wo haben sie die Schrammen denn reingemacht?«
    »Zum Glück in die Wand, wo jetzt der Kleiderschrank steht, so dass man sie nicht sieht, aber ich habe mich trotzdem aufgeregt, ich meine… es ist doch ihr Beruf, aufzupassen.«
    »Ach so, ciao.«
    »Ciao.«
    Ein paar Tage später fasste ich den Entschluss, zu Michela nach New York zu fahren. Ich erinnere mich noch genau an den Moment. Ich saß auf der Bank im Umkleideraum des Fitnessstudios. Plötzlich war alles klar. Ich saß in Unterhosen auf dieser Bank und krempelte gerade eine Socke auf, um sie anzuziehen. Ich hielt inne. Die Socke in den Händen, die Ellbogen auf die Oberschenkel gestützt, saß ich reglos da und starrte ins Leere. In mir breitete sich eine Stimme aus. Sie verscheuchte die Verwirrung, und alles wurde so kristallen wie Wasser. Ich musste zu ihr fahren. Das war das einzig Richtige.
    Meine Oma hat mal zu mir gesagt: »Im Alter lebt man von den Erinnerungen. Deshalb musst du dir schöne Erinnerungen verschaffen, solange du jung bist.«
    Seitdem sage ich mir jedes Mal, wenn ich etwas Schönes gemacht – oder auch Scheiß gebaut – habe: »Ach… das kann ich später mal meinen Enkeln erzählen.«
    Ich wollte also nach New York fahren, egal wie es ausging, weil ich es mir schön vorstellte, mich eines Tages daran zu erinnern, was ich für eine Unbekannte getan hatte. Ich wollte ein Jäger von Gefühlen und Erinnerungen sein.
    Ich stand auf, zog mich fertig an, wusch die Badelatschen ab und ging.
    Ich rief Silvia an und teilte ihr meinen Entschluss mit.
    »Ich fliege nach New York.«
    »Großartig… dann stelle ich schon mal eine Liste der Dinge zusammen, die du für mich besorgen musst.«
    »Ach, deshalb wolltest du unbedingt, dass ich fahre…«
    »Was dachtest du denn? Ich bin gerade mit Margherita unterwegs. Sehen wir uns später auf einen Aperitif?«
    »Ja, klar, bis dann!«
    Natürlich fuhr ich nicht gleich am nächsten Tag. Doch die Entscheidung war gefallen. Ich brauchte etwa zwei Wochen, um mich in Ruhe vorzubereiten, ich musste meine Abwesenheit auf der Arbeit regeln. Morgens ging ich jetzt früher ins Büro. Und Alessandro erwies sich einmal mehr als wahrer Freund, er unterstützte mich.
    Eines Morgens erschien er mit der Sporttasche, er wollte Tennis spielen.
    »Du wirst doch nicht etwa heute Tennis spielen gehen, bei dem Berg von Arbeit?«, sagte ich im Scherz.
    »Ich gehe in der Mittagspause, nerv nicht.«
    »Eigentlich bist du aus dem Alter raus, wo man so viel spielt.«
    »Ich habe mir einen leichten Gegner ausgesucht. Pietro.«
    »Mir hast du immer gesagt, er sei ein wahres Tennis-Ass.«
    »Das war er mal, aber in letzter Zeit hat er private Probleme und kann sich nicht konzentrieren. Außerdem ist er immer wie gerädert. Seit zwei Monaten lässt ihn seine Frau auf dem Sofa schlafen.«
    »Dabei hat Silvia mir doch neulich noch erzählt, sie sei mit ihnen essen gewesen und Patrizia habe Pietro so oft umarmt, dass sie sich wegen ihrer eigenen Ehe wie eine Versagerin vorkam.«
    »Ich weiß. Das liegt an Patrizia. Obwohl sie praktisch seit einem Jahr nicht mehr miteinander sprechen, fordert sie, dass er in der Öffentlichkeit so tut, als wäre alles in Butter, damit niemand was mitkriegt. Pietro platzt fast.«
    »Warum haut er nicht einfach ab?«
    »Er wartet auf den richtigen Moment. Die Wohnung läuft auf ihren Namen.«
    »Schöner Schlamassel… Na gut, ich telefoniere kurz, und dann geht’s an die Arbeit.«
    Am Abend vor der Abreise schaute ich bei Silvia vorbei, um mich von ihr zu verabschieden. Plötzlich kam Margherita ins Zimmer und sagte: »Fahr nicht weg, Onkel Giacomo, bleib hier und spiel mit mir.«
    »Ich kann nicht, ich muss fort, aber ich komme bald zurück.«
    »Komm mit, Onkel Giacomo, ich muss dir was zeigen.«
    Ich folgte ihr ins Kinderzimmer und spielte ein bisschen mit ihr. Als ich wieder in die Küche kam, weinte Silvia. Ich schloss sie fest in die Arme.
    »Ach komm schon, ich bin doch bald wieder da. Du brauchst nicht so zu weinen, nur weil ich wegfahre.«
    Sie zog die Nase hoch und lächelte über meinen Scherz.
    Ich weiß nicht, aber ich habe noch nie jemanden so liebgehabt wie Silvia. Ich küsste sie auf die Stirn, und sie brachte mich an die Tür.
    »Vergiss nicht, mir Zimtbonbons mitzubringen.«
    Ich ging zu Fuß nach Hause, denn ich wollte ein bisschen nachdenken.
    Ich machte

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