Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Noch Einmal Sollst Du Buessen

Noch Einmal Sollst Du Buessen

Titel: Noch Einmal Sollst Du Buessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Abgeschiedenheit der Insel, in der freien Natur und ganz mit sich allein am besten herausfinden würde, was sie mit ihrem Leben anfangen könnte.
    Zwei Dinge schieden von vornherein aus. Sie würde weder Victor Montgomerys ewiges Kind bleiben noch Kent Simms Frau werden. Blieb Marnie Montgomery, eine junge ledige Frau, die bis zu diesem Tag pflichtbewusst alle Wünsche ihres Vaters erfüllt hatte.
    Sie gab Gas, und das Boot schoss vorwärts. Der Bug durchschnitt das dunkle Wasser, der Wind zauste in ihrem Haar. Zum ersten Mal in ihrem vierundzwanzigjährigen Leben fühlte sie sich vollkommen frei.
    Ein ausgelassener Jauchzer stieg in die Nachtluft auf.

3. KAPITEL
    Adam bewegte vorsichtig seine verkrampften Muskeln. Er hielt sich schon eine Dreiviertelstunde in einem Vorratsschrank des Laderaums versteckt, und seit fünfzehn Minuten bewegte sich das Schiff. Genauer gesagt raste die „Marnie Lee“, sie schoss in den Wellen auf und ab und schlingerte bei plötzlichen Böen.
    Der Sturm muss stärker sein als vom Wetterdienst vorausgesagt, dachte Adam. Aber Kent Simms fuhr mit unvermindertem Tempo weiter. Die steifen Böen schienen ihn nicht zur Umkehr zu bewegen.
    Gut so. Je weiter sie sich von Port Stanton entfernten, desto besser. Adam konnte es nicht erwarten, Simms’ Gesicht zu sehen, wenn er plötzlich an Deck erscheinen würde.
    Er gab ihm noch zehn Minuten. Dann quälte er sich aus dem engen Versteck und zog seine Segeltuchtasche aus einer Ecke. Im Lauf des vergangenen Jahres hatte er gelernt, auf alles vorbereitet zu sein. Er hatte keine Ahnung, wie lange er mit Kent feststecken würde. Es hing ganz von Simms ab, ob er reden, schweigen oder einen Deal vorschlagen würde. Dass er bis zum Hals in der Unterschlagungssache steckte, stand für Adam fest. Sonst hätte er sich vorhin nicht so auffällig benommen. Seine hysterische Angst, er, Adam, könne mit Victor reden. Seine Reaktion auf den Namen Henderson. Seine Hast, die Wachen zu rufen. All das hatte sehr nach schlechtem Gewissen ausgesehen.
    Ja, Simms verbarg etwas, Adam musste nur herausfinden, was es war und wie es mit der Unterschlagung zusammenhing.
    Als er die Treppe hinaufsah, peitschten Regen und Wind ihm ins Gesicht.
    Ein paar Minuten hast du noch, Simms. Dann wird’s ernst.
    Er schlich mit der Tasche in die Kabine, zog seinen Smoking aus und schlüpfte in Jeans, Flanellhemd und Pullover. Zum Schluss warf er sich einen schwarzen Poncho über den Kopf. In leichten Tennisschuhen erklomm er geräuschlos die beiden Treppen zur Brücke. Bei dem Gedanken, dass er Simms zu Tode erschrecken würde, lächelte er grimmig. Wenn sonst nichts bei dieser Aktion herauskäme – allein Simms’ Schreck war die raue Seereise wert.
    Als er die Tür zur Brücke einen Spalt weit öffnete, blieb er wie vom Blitz getroffen stehen. Ein Windstoß erfasste die Tür, riss ihm den Türgriff aus der Hand. Papiere raschelten und flatterten in dem eiskalten Luftzug.
    Marnie Montgomery, die am Ruder stand, wirbelte mit einem erstickten Schrei herum und griff in ihre Jackentasche – wahrscheinlich nach einer Waffe. Das Ruder drehte sich wild, und das Schiff begann zu schlingern.
    „Drake! Was zum Teufel tun Sie denn hier?“, schrie sie, während sie versuchte, das Ruder wieder unter Kontrolle zu bekommen. „Ich habe fast einen Herzschlag gekriegt.“
    Er war genauso fassungslos wie sie. Marnie Montgomery. Am Ruder eines kleinen Schiffes, in einem orkanartigen Sturm, der den Sund in ein unberechenbares Wellenmeer verwandelte.
    „Ich habe Sie etwas gefragt“, fauchte Marnie und warf ihm einen wütenden Blick zu. Ihr Gesicht war von dem Schreck noch aschfahl, ihre blauen Augen dunkel wie der aufgepeitschte Ozean. „Und machen Sie die Tür zu, schnell!“
    Adam bekam den Griff zu fassen und zog die Tür fest hinter sich zu. Das Heulen des Sturms wurde leiser. Die Papiere hörten zu flattern auf, und Marnies Haare legten sich wieder glatt auf ihre Schultern. „Nun?“, drängte sie.
    Er hatte sich zu früh gefreut. Sein Plan, Kent Simms allein zu erwischen, war zunichte. Jetzt musste er es auch noch mit seiner zornigen Braut aufnehmen. Wunderbar! Einfach großartig! Er und seine spontanen Einfälle …
    „Ich möchte mit Kent Simms sprechen.“
    „Hier?“ Sie lachte bitter auf, und ihr verächtlicher Blick signalisierte Adam, er müsse nicht ganz richtig im Kopf sein. „Haben Sie erwartet, ihn an Bord zu finden?“
    „Er ist nicht hier?“
    „Nicht, wenn er bei Verstand

Weitere Kostenlose Bücher