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Noch Einmal Sollst Du Buessen

Noch Einmal Sollst Du Buessen

Titel: Noch Einmal Sollst Du Buessen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Anzeige erstatten.“
    Victor winkte ab. „Vergiss es, bevor du nichts Näheres weißt. Der Captain von der Küstenwache sagte mir, dass Drake plant, nach Chinook Harbor zu fahren.“
    „So, tut er das? Adam Drake plant. Und Marnie?“
    Victor klemmte den Pfeifenstiel zwischen die Zähne. Natürlich machte er sich Gedanken um Marnie. Aber sie hatte sich diesen Schlamassel eingebrockt und würde verdammt noch mal auch wieder herauskommen. Ohne Hilfe, ganz allein. So wie sie es wollte.
    „Also, was werden wir tun?“ Kent blieb vor dem Schreibtisch stehen und beugte sich zu Victor vor.
    In dem Moment klopfte es leise an der Tür, und Kate steckte den Kopf herein. „Ty van Buren … auf Leitung zwei.“
    „Danke, stelle ihn bitte durch.“ Victor bemerkte ein nervöses Zucken um Kents Mund. Der arme Junge ängstigte sich um Marnie zu Tode. „Im Moment können wir gar nichts tun.“ Er griff zum Hörer. „Außer Warten. Drake ist am Zug.“

6. KAPITEL
    Es wurde Nachmittag. Das Wetter hatte sich etwas verschlechtert, der Wind frischte auf, aber der vorhergesagte Sturm schien auszubleiben. Die Stunden schleppten sich hin. Marnie wurde zusehends nervöser. Adams Gegenwart, seine männliche Aura schien jeden Raum zu füllen.
    Sie spürte die Kraft seiner Blicke, nahm seinen Geruch wahr, fühlte das Gewicht seiner Schritte, als er sich durch die Räume bewegte – wie ein Löwe, der ein fremdes Revier erkundet.
    Nach dem Lunch hatte er Holz gehackt, als ob er sich auf einen längeren Aufenthalt einrichtete. Vielleicht auch, um überschüssige Energien loszuwerden. Marnie wusste nicht, was ihn zu dieser Rastlosigkeit trieb. Er hatte das Haus vom Keller bis zum Boden erkundet, aber sie hatte ihn nicht begleitet. Je weniger Kontakt sie mit ihm hatte, desto besser für sie beide.
    Sie hatten seit dem Morgen nur ein paar Sätze gewechselt. Da nichts anderes zu tun war, als das Feuer in Gang zu halten, wurde Marnie die Zeit unerträglich lang. Wenn wenigstens ein Radio da wäre, dachte sie frustriert. Dann könnte sie den Wetterbericht hören und wüsste selbst, was zu erwarten war.
    Die Stunden verstrichen, die Schatten wurden länger, die Dämmerung zog herauf. Der Sturm war nicht gekommen, und sie saßen immer noch hier. Noch eine einsame Nacht mit Adam. Marnie gab sich im Stillen einen Tritt, dass sie nicht ihrem Instinkt gefolgt war und das Boot in den Hafen gebracht hatte. Sie hätte Adam nicht glauben dürfen. Wahrscheinlich hatte er die ganze Story erfunden. Aber warum? Etwa, weil er hier mit ihr zusammenbleiben wollte? Lächerlich, so etwas überhaupt zu denken.
    Ihr Magen knurrte. Die kärgliche Auswahl für das Abendessen hob nicht gerade ihre Stimmung. Sie hörte Adam hereinkommen, und ohne sich umzusehen, zog sie zwei Scheiben Brot aus dem aufgerissenen Paket. „Wo ist Ihr Sturm abgeblieben?“, fragte sie, während sie eine Scheibe mit Erdnussbutter bestrich und die andere darauf klappte. Sie biss in ihr Sandwich und wandte den Kopf. Adam schien voll damit beschäftigt, Spinnengewebe aus seinem Haar zu klauben. Er antwortete nicht.
    „Der Sturm“, wiederholte sie, „Sie wissen doch, die orkanartigen Böen, die die Küstenwache vorausgesagt hat.“
    Er klopfte sich den Staub von den Jeans. „Vielleicht geht es heute Nacht los.“
    „Na ja, vielleicht.“ Sie musterte ihn nachdenklich. Sehr überzeugt hatte das nicht geklungen, aber warum, warum um alles in der Welt sollte er sich diese Geschichte ausgedacht haben? Es war absurd.
    Er ging zum Fenster und suchte mit dem Blick den trüben Himmel ab. Als ob er erwartete, Anzeichen für den Sturm zu entdecken. Vielleicht hatte er doch die Wahrheit gesagt. Trotzdem – Marnie wurde ihre Zweifel nicht los. „Vielleicht haben Sie die Küstenwache gar nicht angerufen.“
    Er blickte über die Schulter und warf ihr ein sarkastisches Lächeln zu. „Warum sollte ich wohl lügen?“
    „Das frage ich Sie.“
    Er drehte sich zu ihr um. Die Hände auf die Hüften gestützt, sah er ihr ins Gesicht. Sie erwiderte seinen Blick, aber dann merkte sie, wie ihre Augen tiefer wanderten, zu jener Stelle, wo seine Hände den zerschlissenen Jeansstoff spannten. Schnell wandte sie den Blick ab.
    „Sie enttäuschen mich, Marnie.“
    „Ich? Ich enttäusche Sie?“, fragte sie verwirrt. Ihre Kehle wurde plötzlich eng, ihr Magen schien sich zu verknoten. Sie legte ihr Sandwich beiseite. Eben noch schwach vor Hunger, hätte sie jetzt keinen Bissen mehr hinuntergebracht.
    Adams

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