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Noch Einmal Sollst Du Buessen

Noch Einmal Sollst Du Buessen

Titel: Noch Einmal Sollst Du Buessen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Blick war wie eine körperliche Berührung. Wie kam es, dass sie sich seiner Nähe plötzlich so bewusst war? Lag es am Sturm, der sich draußen zusammenbraute, an den Energieladungen der Naturkräfte? Oder war es die warme Atmosphäre im Raum, die dies Gefühl von Intimität erzeugte?
    „Ich dachte, Sie wären anders.“ Adam drehte sich wieder zum Fenster, stützte den Fuß auf den Sims und starrte aufs Meer.
    „Anders als was?“, fragte Marnie.
    „Als die anderen.“
    Sie wartete auf eine nähere Erklärung, aber Adam sagte nichts weiter. Sein Schweigen verstärkte die spannungsgeladene Stille im Raum. Marnie wartete. Alle ihre Sinne waren nur auf ihn gerichtet. Sie ließ den Blick über seine athletische Gestalt gleiten, bemerkte den Bronzeton seines Nackens, betrachtete sein dichtes schwarzes Haar, das sich hinter den Ohren leicht wellte. Sie beobachtete die Bewegung seiner Muskeln, als er sein Gewicht leicht verlagerte. Plötzlich war ihre Kehle ganz trocken, und sie merkte, dass sie den Atem anhielt. Sie wartete, aber worauf?
    Gut, sie war seit langer Zeit mit keinem so aufregenden Mann wie Adam zusammen gewesen. Aber musste sie deshalb auf ihn reagieren wie ein Teenager in der ersten Tanzstunde?
    Seine Stimme ließ sie zusammenfahren. „Jeder bei Montgomery Hotels hat geglaubt, dass ich Ihren alten Herrn bestohlen habe. Nur Sie …“ Er presste die Hände gegen die Fensterrahmen. „Nun, ich habe es mir wohl nur eingebildet. Sie halten mich ebenfalls für einen Dieb und Lügner.“
    Im ersten Moment wollte Marnie sich verteidigen, wollte ihm sagen, wie sie damals für ihn Partei ergriffen hatte. Aber wie kam sie dazu, sich zu rechtfertigen? Es konnte ihr gleichgültig sein, was Adam Drake von ihr dachte. Und wahrscheinlich fand sie ihn nur so faszinierend, weil er mit dem Ruch des Kriminellen behaftet war. Der Reiz der verbotenen Frucht …
    „Wie gut haben Sie Gerald Henderson gekannt?“, fragte Adam unvermittelt.
    Sie zuckte mit den Schultern. „Ich kannte ihn nur als Angestellten. Er arbeitete in der Buchhaltung, zusammen mit Fred Ainger und Linda Kirk. Persönlich habe ich ihn nie näher kennengelernt.“ Endlich ein anderes Thema, dachte sie erleichtert, obwohl sie ahnte, dass Adam sie in gefährliche Gewässer lenkte. Aber lieber eine Unterhaltung über die Montgomery Hotels als dieses spannungsgeladene Schweigen oder ihre absurden Gedankenausflüge.
    „Würden Sie sagen, dass Gerald unehrlich war?“
    „Auf gar keinen Fall!“ Gerald Henderson hatte vor seinem plötzlichen Ausscheiden im vergangenen Frühjahr zwölf Jahre in der Firma gearbeitet und sich nie etwas zuschulden kommen lassen. „Er war die Korrektheit in Person.“
    „Er war noch nicht annähernd fünfundsechzig. Warum, glauben Sie, ist er so früh in den Ruhestand gegangen?“ Adam hob den Kopf. Ihre Blicke trafen sich, und Marnie stockte der Atem. Eine Sekunde lang glaubte sie, in Adams Augen mehr als eine Frage zu lesen. Als würde er sich ihr als Frau bewusst werden, so wie sie von seiner Präsenz gefangen war.
    Sie schluckte. Sein Blick hielt ihren fest.
    „Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass Gerald Probleme mit seiner Gesundheit hatte“, antwortete sie endlich, als sie ihre Stimme wieder unter Kontrolle hatte. Wenn er bloß aufhören würde, sie anzustarren. „Stressbedingte Allergien, glaube ich. Ich weiß nur, dass er das Klima wechseln …“
    „Haben Sie das Attest des Arztes gesehen?“, unterbrach Adam sie.
    „Natürlich nicht. Wie sollte ich? Mit so etwas hatte meine Abteilung nichts …“
    Er lächelte ironisch. Bist du wirklich so naiv, oder tust du nur so, signalisierte sein Blick.
    Marnie wurde wütend. „Er unterstand Fred“, erwiderte sie schnell und fragte sich, warum ihr seine Meinung über sie auf einmal so wichtig war. „Fred war für die personellen Angelegenheiten in der Buchhaltung zuständig.“
    „Wem musste Gerald es melden, wenn ihm Fehler auffielen?“
    „Fred natürlich. Wenn es gravierend war, ging es direkt an Kent …“
    „Der solche Vorgänge seinerseits an Ihren Vater weiterleitete.“
    „Wollen Sie andeuten, dass mein Vater sich selbst bestohlen hat und es vertuschen will? Das ist doch absurd!“, sagte Marnie ärgerlich. Adam lächelte schief. „Henderson scheint anzunehmen, dass jemand in Victors unmittelbarer Nähe ihn betrogen hat. Und trotz seines miserablen Rufs in der Firma glaubt er, dass der Diebstahl mir angehängt wurde.“
    „Von wem?“
    „Das ist die

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