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Noch Einmal Sollst Du Buessen

Noch Einmal Sollst Du Buessen

Titel: Noch Einmal Sollst Du Buessen Kostenlos Bücher Online Lesen
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es am Kamin trocknen ließ, hörte sie auf der Veranda Schritte. Die Tür wurde aufgestoßen, und Adam kam herein. Er stellte eine riesige Tasche auf dem Boden ab.
    „Was haben Sie denn da angeschleppt?“
    „Vorräte.“
    „Aber warum? Wir fahren doch …“ Sie brach ab, als sie begriff. „Es ist etwas mit dem Schiff, nicht wahr?“
    „Die ‚Marnie Lee‘ ist so weit in Ordnung. Aber es soll wieder Sturm geben – wahrscheinlich schlimmer als der von gestern. Die Küstenwache hat uns dringend geraten, den Orkan hier abzuwarten.“
    Marnie ließ den Kamm fallen und sah zum Fenster. Der Himmel hing schwer und grau über der kargen Landschaft. „Noch ein Sturm?“ Ihre gute Laune schwand bei dem Gedanken, noch länger mit Adam hier festzusitzen. Seine rastlose Energie machte sie nervös, und die Art, wie er sie anblickte, irritierte sie. „Sie haben mit der Küstenwache gesprochen?“, fragte sie misstrauisch.
    „Ja.“ Er packte die Tasche aus und legte die Lebensmittel auf den Tisch neben dem Kamin. „Ich hielt es für besser, unsere genaue Position anzugeben. Dazu hatte ich gestern Abend nicht die Ruhe. Außerdem wollte ich einen Wetterbericht.“
    „Das hätten Sie besser nicht getan“, sagte sie ärgerlich und ging zum Fenster. Der Horizont lag in bleiernem Dunst. Die weite Einsamkeit des Meeres war beklemmend. Kein Fischerboot mehr, das die Verbindung zu anderen Menschen vermittelt hätte.
    Marnie verscheuchte ihre Einsamkeitsgefühle, und ihr Verstand schaltete sich ein. Sie war mit dem Meer vertraut und kannte die Zeichen. Ihr Vater hatte sie gelehrt, die feinsten Signale des Wetters zu lesen. Die Zweige der Fichten vor dem Haus bewegten sich leicht im Wind, aber der Himmel war nicht dunkel wie vor einem Sturm.
    „Für wann ist der Orkan angekündigt?“, fragte sie in beiläufigem Ton.
    „Für heute Nachmittag. Es kann auch eher sein.“ Adam warf ein Stück Holz aufs Feuer und schob es mit dem Fuß zurecht. „Das Wetter kann hier schnell wechseln, wissen Sie …“ Er sah Marnie nicht an.
    „Ich weiß, aber ich denke, wir sollten ruhig fahren.“ Sie warf den Köder aus und war gespannt, wie Adam reagieren würde. Im Grunde konnte sie sich nicht vorstellen, dass er sie belog. Wozu? Ihm lag doch genauso sehr daran, sie loszuwerden, wie sie darauf brannte, ihn abzuhängen.
    Adam zuckte mit den Schultern. „Sie sind der Kapitän, Marnie. Aber meiner Meinung nach wäre es vernünftiger abzuwarten. Das Leck scheint zwar dicht zu sein, aber noch so ein Stoß gegen den Rumpf, und es könnte weit aufreißen.“
    „Bis nach Chinook Harbor ist es nicht allzu weit“, argumentierte sie, aber so sicher, wie sie tat, war sie ihrer Sache nicht. Die Ellenbogen auf die Fensterbank gestützt, starrte sie nachdenklich hinaus. Sie war es nicht gewohnt, solche Entscheidungen allein zu treffen, aber sie musste entscheiden. Es wäre der erste richtige Beweis ihrer neuen Selbstständigkeit.
    „Sie haben recht“, sagte Adam in ihre Überlegungen. „Ich denke, wir könnten es schaffen. Also, gehen wir.“ Er stopfte seine Sachen in seine Tasche, und ehe sie sich besann, war er an der Tür. „Löschen Sie das Feuer.“
    „Schlimmer als letzte Nacht wird es ganz bestimmt nicht“, sagte sie, als müsse sie sich selbst Mut machen. Ohne sich um das Feuer zu kümmern, folgte sie Adam nach draußen. Der Wind wehte heftiger, als sie gedacht hatte. Dicke Regentropfen klatschten auf das Verandadach, die schnell dichter und dichter fielen.
    „Das war schon schlimm genug“, erwiderte Adam und spähte mit zusammengekniffenen Augen zum Horizont. „Und was da jetzt heraufzieht, wird auch nicht von Pappe sein.“ Er war schon auf dem Pfad zum Strand. „Nun ja, wenn wir Glück haben, kommen wir durch“, rief er über die Schulter. „Packen Sie das Nötigste zusammen. Die Vorräte können wir hierlassen.“ Den Kopf gegen den Regen gesenkt, ging er rasch weiter.
    Marnie stand unschlüssig da. Was war, wenn er recht hatte? Wenn sie die „Marnie Lee“ verlöre, nur weil sie sich selbst etwas beweisen wollte? Dann würde ihr ganzes Gerede von Selbstständigkeit wie ein Bumerang auf sie zurückfallen und sie ewig verfolgen. Ihr Vater und Kent würden sie niemals ihren missglückten Ausbruchsversuch vergessen lassen.
    „Adam! Warten Sie!“, rief sie und sah von ihrem erhöhten Ausguck auf der Veranda, wie er auf dem Absatz kehrtmachte. Seine Miene spiegelte Verständnislosigkeit.
    „Entschließen Sie sich endlich,

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