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Noch immer schwelt die Glut

Noch immer schwelt die Glut

Titel: Noch immer schwelt die Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
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solchen Finten‹, sagte er scherzend, aber mit schwarzflammenden Augen, ›kommt man sehr weit! Maestro‹, setzte er mit einem zugleich liebenswürdigen und bedrohlichen Lächeln hinzu, ›wäre ich der Großinquisitor von Spanien, ich würde keine Folter scheuen, Euch Eure Finten abzupressen.‹
    ›Aber ich bin ein guter Katholik, Padre!‹
    ›Das mag einer behaupten, der mit einem Hugenotten umgeht!‹ entgegnete er, wieder mit Flammenblick.
    ›Er hört doch die Messe!‹
    ›Ja, mit den Ohrenspitzen! Aber, Maestro‹, fuhr er fort, indem er auf seine Degenscheide klopfte, ›besten Dank, daß Ihr mir gezeigt habt, daß man Euch hiermit nicht beikommen kann.‹
    ›Mir beikommen?‹ sagte ich, ›was sollte dieses Engelswort bedeuten?‹
    ›Ihr versteht recht gut, was ich meine‹, sagte er.
    Hiermit verneigte er sich tief und entschwand. Pierre, glaubt mir, dieser Mensch hat mehr vom Teufel als von Gott, das |115| schwöre ich bei meiner Seele! Und wenn ich mir die arme Larissa in seinen Händen denke, ersticke ich vor wütendem Schmerz und Mitleid.«
    Ha! dachte ich, indem ich meinen sonst so ausgeglichenen und heiteren Giacomi in seinem Wüten betrachtete, wie doch die Liebe einen Mann verändert!
    »Und wißt Ihr«, sagte ich, »was ich von Angelina weiß? Vor seinem Aufbruch forderte Samarcas von Monsieur de Montcalm tausend Ecus für den Unterhalt seines Mündels, und er erhielt sie.«
    »Das wundert mich nicht!« sagte Giacomi, »schlechte Menschen sind auch geizig.
Samarcas è un uomo che scorticherebbe un pedocchio per avere la pelle
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    Ich lachte, denn ich wollte Samarcas nicht in so düsteren Farben sehen wie Giacomi, so starr und eifernd der Jesuit im Punkt der Religion auch war. Aber hatte ich in Nîmes und Montpellier nicht Hugenotten erlebt, sogar hohe Vertreter der Reformierten wie Monsieur de Gasc, die ihm darin keinen Deut nachstanden? Im übrigen begriff ich gut, daß die Montcalms Samarcas dankbar waren, auch wenn sie ihre Verehrung für mein Gefühl übertrieben. Auf welche Weise und mit welchen Mitteln er Larissa auch immer geheilt und seiner Herrschaft unterworfen haben mochte (ich konnte mir da einiges vorstellen, was ich dem Leser besser verschweige), so war ihm doch unstreitig gelungen, woran andere gescheitert waren, und er hatte Larissa dem klösterlichen Kerker entrissen, in dem sie dahinsiechte, so daß die Ärmste ihm und keinem anderen ihr neues Leben verdankte.
     
    Möge der Leser mir vergeben, daß ich von 1574 – dem Jahr meiner Hochzeit und meiner Anfänge in Paris – mit einem großen Satz ins Jahr 1584 springe, das für das Reich und meinen guten Herrn König Heinrich III. zum Unheilsjahr werden sollte. Mir steht der Sinn, wie gesagt, nun einmal nach Galoppieren und nicht nach Paßgang, auch hätte ich nur gelangweilt mit der Schilderung meines häuslichen Glücks im Verlauf dieser zehn Jahre, die mir so friedvoll dahinflossen wie ein durch Wiesen sich schlängelnder Bach. Nicht daß es unserem armen |116| Frankreich derweil an Strudeln und Wirbeln gemangelt hätte, vornehmlich von Monsieur, dem Bruder des Königs, ausgelöst, aber trotzdem waren es nahezu friedliche Zeiten im Vergleich zu diesem Jahr 1584, und zwar sowohl für den Staat wie für mein im Dienst des Königs stehendes Leben, das nun plötzlich aufgewühlt wurde und einem Wildwasser gleich von Fels zu Felsen stürzte.
    Es war am 6. Mai jenes Jahres, als die ersten Gewitterstürme über Frankreich heraufzogen, welche das Königreich zerreißen und den Thron erschüttern sollten. Und gut entsinne ich mich, wie der schöne Baron von Quéribus mir dies ankündigte, als er eines Nachmittags mit meiner Schwester Catherine meinem Haus in der Rue du Champ Fleuri, zwei Schritt vom Louvre gelegen, einen Besuch abstattete, während ich von besagtem Louvre dorthin zurückkehrte, begleitet von Angelina, die meinen Sohn Olivier in den Armen trug, unser viertes Kind, das ein Jahr alt war und schon laufen konnte, aber noch in ganz unbekannter Sprache lallte.
    Mein lieber Quéribus war prächtig in ein lachsfarbenes Wams und graue Kniehosen gekleidet, mit breiter, makellos reiner und gefältelter Halskrause, die Haare unter dem agraffengeschmückten Barett zierlich gekräuselt, auf der Brust ein dichtes Perlengehänge, einen Diamantring am linken Ohr und beide behandschuhte Hände geziert mit Ringen. Aber in Wahrheit war dies für unseren eleganten Höfling ein noch bescheidener Anzug, verglichen mit den prunkvollen

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