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Noch immer schwelt die Glut

Noch immer schwelt die Glut

Titel: Noch immer schwelt die Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
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weiß nicht jeder, daß es heutzutage reicht, katholisch zu sein, um König von Frankreich zu werden? Weswegen der Oberesel dir nachfolgen will.«
    Der König nahm die Maske ab und stützte sich auf einen Ellenbogen.
    »Du Halde«, sagte er, »schick die Frauen weg und zieh mir die Handschuhe an.«
    Worauf die Frauen, ohne das Wort des Kammerdieners abzuwarten, dem König ihre Reverenz machten, dann, nach der Tür zurückweichend, eine zweite und noch eine dritte auf der Schwelle besagter Tür, welche Du Halde hinter ihnen schloß.
    »Leg den Riegel vor, Du Halde, und du, Chicot, hältst dich still!«
    »Wenn Eure Doppelmajestät es befiehlt«, sagte Chicot, »bin ich doppelt gehorsam. Und sollte ich doppelt ungehorsam sein, werd ich mich doppelt peitschen. Wie der Herrliche sagt: Ein jeder hienieden geißele sich auf seine Art.«
    »Ha, Chicot!« sagte der König lachend, »wenn ich dich nicht so liebte, würd ich dich hassen.«
    »Und umgekehrt«, sagte Chicot.
    »Siorac«, sagte der König mit sarkastischem Lächeln, »Ihr wundert Euch, daß einige Große im Reich meine Befehle mißachten? Aber mir gehorcht nicht einmal mein Narr.«
    »Nur mit dem Unterschied«, sagte Chicot, »daß ich dir nicht gehorche, weil ich dich liebe.«
    »Du willst doch nicht behaupten«, sagte der König, bitter auflachend, »daß mein Cousin der Herzog von Guise mich nicht innig liebte? Er versichert mir’s alle Tage!«
    »Mit Recht«, sagte Chicot. »Für
dich
gäbe er den letzten Tropfen
deines
Blutes.«
    »Hör auf, Chicot«, sagte der König verstimmt, »du ärgerst mich.«
    |153| »Das glaube ich nicht: Der König, und seinem Chicotchen grollen?«
    »Sire«, sagte Du Halde, »wie soll ich Eurer Majestät die Handschuhe anziehen, wenn Ihr so lacht?«
    »Zieh nur, Du Halde, zieh«, sagte der König.
    Besagte Handschuhe, aus feiner Seide, trug der König stets über Nacht zur Pflege seiner Hände. Was mich jedesmal verwunderte, denn ich hätte eine solche Unbequemlichkeit nicht ertragen. Weshalb meine Hände, die ich lediglich jeden Tag säuberte, aber auch nicht so schön waren wie die königlichen.
    »Mein liebster Heinrich«, sagte Chicot, der den Moment zu verstummen unfehlbar spürte, »jetzt bin ich still und öffne den Schnabel erst wieder, wenn mein Scharfsinn gefragt ist.«
    Der König lächelte, und daß er dem Scharfsinn seines Narren vertraute, zeigte sich daran, daß er Du Halde hinausschickte, Chicot aber bei unserem Gespräch als Dritten dabehielt.
    »Monsieur de Siorac«, sagte der König, »ich hörte durch Mosca, was heute morgen vorm Tor von Saint-Germain geschah. Weil Mosca nicht im Louvre erscheinen kann, ohne das Mißtrauen derer zu erregen, die er für mich ausspioniert, ließ er mich durch einen Mittler unterrichten, aber so knapp, daß ich von Euch einen genaueren Bericht wünsche.«
    Ich tat, wie mir geheißen, indem ich das Was und Wie dieses Abenteuers so elegant ich konnte darstellte, wußte ich doch, wie sehr Heinrich die schöne Ausdrucksweise liebte, mit welchem Fleiß er bei dem Gelehrten Pibrac die Rhetorik und die Eloquenz studiert hatte und urbi et orbi für seine »erlesene Sprache« bekannt war.
    »Monsieur de Siorac«, sagte er, nachdem ich geendet, »all dies war wohlgesprochen und wohlgetan. Es war menschlich von Euch, Mundane aufzunehmen, und klug, Lady Stafford auf indirektem Wege darüber zu informieren. Schutz und Sicherheit meiner geliebten Cousine, der Königin Elisabeth, liegen uns sehr am Herzen, denn fielen ihre Person und ihr Reich unter fremden Schlägen, würden auch die unseren empfindlich getroffen. Wie Ihr wißt, haben der Prinz von Oranien, Königin Elisabeth und ich, wiewohl unterschiedlichen Kulten zugehörig – der Prinz reformiert, die Königin anglikanisch, ich katholisch –, dennoch dieselben Feinde, die ihre Absichten trügerisch unter dem Mantel der Religion verbergen.«
    |154| »Welchselber Mantel Löcher hat«, warf Chicot ein, »durch die die Mörderdolche blitzen.«
    »Monsieur de Siorac«, fuhr der König fort, »ich möchte Euch ein Ersuchen vortragen.«
    »Ein Ersuchen, Sire? Ihr mir! Befehlt, Sire!«
    »Nein, nein. Ich halte darauf, daß Ihr nur aus freiem Willen meinem Plan zustimmt, denn er hat nichts mit Eurem ärztlichen Stand zu tun und bringt Euch außerdem in große Gefahr.«
    »Dann erst recht, Sire!«
    »Heinrich mein«, sagte Chicot, »hast du gehört? Herr von Aderlaß ist bereit, für dich zu bluten.
Qualis pater talis filius.
1 «
    »Richtig,

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