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Noch immer schwelt die Glut

Noch immer schwelt die Glut

Titel: Noch immer schwelt die Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
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für Mister Mundane auf der Reise in die Guyenne entlasten sollen. Drittens, einen Ring, den ich Eurer Frau Gemahlin schenken möchte, um ihr für die gütige Aufnahme Mister Mundanes in ihrem Hause zu danken.«
    Worauf nun ich ihr unendliche Male dankte, was indes in einen kleinen Wortwechsel mündete, denn so freudigen Herzens ich den Ring annahm, wohl wissend, welcher es war, schätzte ich mich für meine Mühen dadurch so gut belohnt, daß ich die Börse zurückweisen wollte. Doch stellte sich Mylady Stafford auf diesem Ohr taub und entgegnete, das seien zwei Paar ganz verschiedene Schuhe, die einen für die Behandlung, die anderen für die Reisekosten, und im übrigen befolge sie nur die Anweisungen Graf Staffords und verlange von mir den gleichen Gehorsam. Dies wurde mit dem reizendsten Akzent und einer so gebieterischen und anmutigen Miene gesagt, daß ich mich nur noch fügen konnte.
     
    Die Gesandtschaft des Herzogs von Epernon zum König von Navarra war keine geringe Unternehmung, und so wurden denn keine Kosten gescheut, auf daß der Herzog und Pair mit einem wahrhaft königlichen Troß aus nicht weniger als fünfhundert Edelleuten losziehen konnte, die vom König in seiner grenzenlosen Freigebigkeit alle dieselbe Schenkung wie ich erhalten |165| hatten und es sich zur Ehre machten, nicht nur mit allem Gepränge aufzutreten, sondern auch ihrerseits, je nach Rang, Bedeutung und Vermögen, sich mit einem Gefolge von fünf bis zehn Personen zu umgeben. Und ich, der nur zwei Diener und einen Waffenmeister mitbrachte, hätte mich in der großartigen Gesellschaft sehr beschämt gefühlt, wäre der Baron von Quéribus, wie der Leser wohl ahnt, nicht zum Glück mit zahlreichem Gesinde erschienen (darunter ein Narr, ein Masseur und ein Astrologe) und hätte mir sogleich vorgeschlagen, unsere Kräfte zu vereinen, damit wir uns unterwegs gegenseitig beistehen konnten. Aber sicherlich auch, damit er über die sparsame und spärliche Begleitung seines Schwagers nicht erröten mußte.
    Wenn man diesem Gefolge von fünfhundert Edelleuten nun das Gefolge jedes einzelnen dieser fünfhundert hinzufügte, wodurch die Anzahl der Reiter sich mindestens vervierfachte, ganz zu schweigen von den Garden des Herzogs von Epernon (und der zugehörigen Weiber, weil der Herzog keine Vergewaltigungen an den Etappen wollte), von seinen Offizieren, Intendanten, Lakaien, Pagen, Köchen, Karren und Maultieren mit Waffen und Gepäck, kann man sich vielleicht vorstellen, wie schwerfällig das endlose Band dieses gewaltigen Trosses sich durchs Land bewegte, und das unter glühender Sonne und im betäubenden Lärm Tausender Hufe auf staubigen Straßen.
    Auf meinen Rat hin hatte sich Quéribus beim Herzog von Epernon das Amt ausgebeten, als Avantgarde zu den Etappen vorauszueilen und das Lager vorzubereiten, keine einfache Aufgabe, gewiß, die aber den großen Vorteil hatte, daß wir auf der ganzen Reise bewahrt blieben vor dem unerhörten Gedränge der Equipagen, dem ansteckenden Aufruhr unter den Pferden, vor den vielen Halten, Rempeleien, Stürzen und besonders vor den erstickenden Staubwolken, die von den Hufen aufgewirbelt wurden und die rötesten Gesichter und farbenreichsten Kleider gleichförmig weiß überzogen.
    Außerdem konnten wir an der Etappe als erste nach Herzenslust speisen, bevor das Essen teuer und knapp wurde und schließlich ganz ausging, denn zum Unglück für die Marktflecken und Städte, durch die wir kamen, hinterließen wir diese so leergegessen wie Feindestruppen. Die Ackersleute, die am Feldrand das Maul aufsperrten vor unserem prächtigen Troß, wären wohlberaten gewesen, ihrer Bewunderung einigen |166| Schrecken beizumischen, zogen wir doch durchs Land wie ein Heuschreckenschwarm, der alles kahlfraß.
    Bei so langsamem Marsch dauerte es zehn Tage, bis wir die Touraine erreichten, wo wir Rast hielten zu Loches, einem großen befestigten Marktflecken, den der Herzog von Epernon voller Staunen über seine starken Mauern, Türme und seinen viereckigen Donjon erst rings umrundete, eh er durchs Tor einzog.
    Kein Wunder bei unserem Tempo, daß wir anderthalb Monate brauchten, bis wir in Pamiers anlangten, wo der König von Navarra, wie er durch einen Berittenen hatte melden lassen, Epernon erwartete. Um aber Heinrich III. in Gestalt seines Gesandten Ehre zu erweisen, kam der König von Navarra in bedeutsamer Herablassung dem Herzog schon bei Saverdun entgegen. Es gab einige Verlegenheit und Beschämung bei diesem

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