Noch immer schwelt die Glut
gewaltige Flotte ausrüste, um es zu überfallen und wieder papistisch zu machen.
An diesem 11. Juli ereignete sich zu Delft in Holland eine schwerwiegende und für den Frieden der Welt höchst unheilvolle Tat, und obwohl ich davon erst einen Monat später erfuhr, will ich sie hier vermelden, mit gewiß ebenso schwerem Herzen wie zu dem Zeitpunkt, als mich die furchtbare Nachricht ereilte: Prinz von Oranien, auch der große Schweiger genannt, weil er wenig sprach, aber immer mit großem Verstand, wurde von einem gewissen Balthazar Gérard, der ihm einen Brief überbrachte, ermordet. Während der Statthalter von Holland den Brief aufmerksam las, zückte der Mann eine Pistole und schoß ihm durch den großen Mantel, in welchen er gehüllt war, ins Herz. Unter der Folter gestand Gérard, daß ihn zu diesem Mord als erster ein Jesuit in Rom aufgefordert hatte, der ihm versicherte, dies wäre eine unendlich verdienstvolle Tat, für die er im Tod von den Engeln geradewegs ins Paradies getragen würde. In Paris dann hatte der spanische Gesandte Mendoza ihn in seinem Vorhaben bestärkt und in Flandern der Herzog von Parma, der ihm Reichtümer versprach, wenn er die Tat vollbrächte. Und zu guter Letzt hatte ein Jesuit aus Trier seinen Körper mit einem jungfräulichen und geweihten Pergament umhüllt, damit er nach dem Schuß unverwundbar werde.
Der Straflosigkeit, spanischen Goldes und des Paradieses versichert, brachte der Schwachkopf, der in dieser Affäre allein Gott zu dienen glaubte, den großmütigsten Fürsten und stärksten Pfeiler des hugenottischen Glaubens auf dem Festland zu Fall. Triumphierend setzte der Herzog von Parma sogleich eine gewaltige Maschine in Gang, um den Hafen von Antwerpen zu erobern, Flandern zu vernichten und England zu bedrohen.
|181| Die Nachricht erreichte uns in Lyon, und ich weiß noch, wie Mundane, als ich sie ihm mitteilte, auf einen Sitz niedersank, seinen Kopf in beide Hände nahm und bitterliche Tränen weinte, was mich um so mehr berührte, als er mir doch immer gleichmütig und unergründlich erschienen war, selbst wenn er scherzte.
»Mister Mundane«, sagte ich, »kanntet Ihr den großen Schweiger? Wart Ihr ihm vielleicht verbunden?«
»Nein, nein«, sagte er, »ich habe ihn nie mit eigenen Augen gesehen.« Und er schluchzte:
»Oh, my queen, my queen, my poor queen!«
»Aber, was hat das mit Eurer Königin zu tun?« fragte ich verwundert.
»She is the next on the list«,
murmelte Mundane, indem er den Kopf hob und mich mit tief verstörter Miene ansah.
Sosehr ich begriff, daß er nach diesem erfolgreichen Attentat Philipps II. und der Jesuiten auf den großen Schweiger nun auch für Elisabeth fürchtete, bemühte ich mich doch, ihn zu ermutigen, indem ich darauf verwies, daß England als Insel ja nicht so leicht zugänglich wäre, da die Häfen überwacht würden, und daß Walsingham, wie es hieß, doch hundert Augen wie Argus hätte, um die Feinde der Königin auszuspähen. Beim Namen des Ministers Walsingham, dessen Agent der Edelmann sicherlich war, ermannte er sich, und seine Tränen versiegten, ich aber staunte über diese große Liebe zu seiner Herrscherin. Wollte Gott, dachte ich, daß die Franzosen ihrem König ebenso anhingen!
In Lyon traf Epernon auf Heinrich III., welcher dorthin gekommen war, um Herrn von Mandelot (der ein Mann der Guises war, wie er erfahren hatte) von der Statthalterschaft zu entbinden und diese dem Grafen von Bouchage zu übertragen, Joyeuses Bruder. Aus demselben Grund nahm er La Mante das Hauptmannsamt in Stadt und Festung und gab es Montcassin, dem er als einem Vetter des Herzogs von Epernon vertraute: ein leider ungerechtfertigtes Vertrauen, da besagter Montcassin ihn später an Guise verraten sollte. Ja, schwer fiel es dem König in diesem schlimmen Jahrhundert, da Guise sich im Reich breitgemacht hatte wie der Wurm im Wald, sich auf Diener zu stützen, die nicht durch und durch morsch waren.
Als Epernon sich Lyon näherte, hätte ein dummer Unfall ihn |182| beinahe das Leben gekostet. Etliche Edelleute vom königlichen Gefolge waren ihm von Lyon entgegengezogen, und man begegnete sich auf einem schmalen Pfad über einer Schlucht. Nach den Begrüßungen wendeten jene die Pferde, um nach der Stadt zurückzukehren und dem Allerliebsten vorauszueilen, da verhakte sich zum Unheil ein Degen im Zügel des herzoglichen Pferds, das erschreckt hochfuhr, scheute und samt seinem Reiter den Steilhang hinabrutschte. Man glaubte beide tot, und
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