Noch mehr Krimikatzen
mehr als das, es war eine Warnung. Es hätte mich warnen müssen! Aber ich bin halt kein Detektiv. Meine Rätsel spielen sich im Kopf ab, nicht in den kleinen, unstimmigen Details des täglichen Lebens.
Das Gästezimmer war dunkel . Und der Geruch, als Mrs. Randall die Tür öffnete, war überwältigend. Es war, als ob eine Abfalltonne umgefallen und daraus eine C-Waffe mit immenser Durchschlagskraft entstanden wäre. Ich schloß den Mund und atmete flach. Ich stellte mir vor, daß Mittens hierher ins Exil geschickt wurde, solange der Ärger mit Ralph andauerte.
Ich betrat das Zimmer. Mrs. Randall – sie war ja kein Idiot – blieb am Eingang stehen. Ich bückte mich, konnte aber keine Katze entdecken. Tatsächlich konnte ich kaum das Katzenklo und die kleinen Schmutzflecken ausmachen, die im Raum oszillierten, quasi wie im Sternbild des Mülls. Und, um bei dem Vergleich zu bleiben, da waren auch noch eine Menge anderer merkwürdig aussehender Asteroiden und Meteore, die in diesem dunklen Zimmer herumschwirrten.
»Mittens«, sagte ich. »Hierher, Mittens. Komm, Kätzchen…«
Nun, im allgemeinen gehorchen Katzen ja nicht, wenn man sie ruft. Diesen Sklaventrick überlassen sie den Hunden. Aber wie aufs Stichwort erschien dieser Mittens aus dem Nichts und landete direkt vor mir. Das Tier fauchte, und es folgte ein tiefes, gutturales, sehr unattraktives Miauen.
Ich stolperte rückwärts auf die Streu, wie sie auch in Vogelbauern liegt. Ich glaubte, auf etwas Weichem zu landen.
Natürlich sagte Mrs. Randall: »Sie haben ihn erschreckt.«
Richtig. Ich hatte ihn erschreckt. Ich richtete mich in die Hocke auf und riskierte es, die Hand auszustrecken.
»Ist da irgendwo ein Lichtschalter?« fragte ich. Das Halbdunkel schien mir nicht sehr geeignet, eine psychotherapeutische Diagnose dieses Tieres durchzuführen. Jedes Tier würde in diesem düsteren Raum böse werden.
Elaine Randall schaltete das Licht ein, das jedoch nur das Chaos noch hervorhob.
Wenigstens schien Mittens letztendlich meine Anwesenheit akzeptiert zu haben. Ich streckte meine Hand aus, und der Kalikokater kam nach vorne und duckte den Kopf. Ich kraulte ihn hinter den Ohren. Er schien vor Zuneigung zu zerfließen.
»Hi, Kumpel«, sagte ich. »So bös’ bin ich doch gar nicht…«
»Ich lasse Sie mit ihm allein«, sagte Mrs. Randall. »So könnt ihr beide euch besser kennenlernen.«
Dann schloß sie unglücklicherweise die Tür. Der kurzhaarige Kater kroch näher.
Auf kleinen Katzenpfoten, wie es Frost schon einmal ausgedrückt hatte.
Während ich weiterhin durch die Nase atmete.
Später, als ich wieder im Wohnzimmer war – der Geruch des Katers und des Abfalls klebten immer noch an mir –, schlug ich eine mögliche Therapie vor: Mittens nach draußen schaffen. Ein kleines umzäuntes Gelände schaffen, das Mittens erkunden und wo er frische Luft schnappen konnte – und wo er von Mr. Randall ferngehalten wäre. Ihn natürlich jeden Tag hinter den Ohren kraulen. Besonderes Katzenfutter kaufen, vielleicht so was wie Thunfisch – natürlich ohne Treibnetze gefangen, damit den armen Delphinen nichts passierte.
Mrs. Randall nickte, als ob sie gerade ein Orakel hörte.
»Aber was ist mit meinem Ehemann?«
Ich hätte ihr fast denselben Rat geben können. Ihn an den speziellen Stellen zu streicheln. Ihm seine Lieblingsspeisen zuzubereiten. Aber ich sagte: »Ich glaube, je weniger Mr. Randall Mittens sieht, desto besser. Und wenn Mittens sich ein bißchen freundlicher zeigt, dürfte ihr Mann keine Probleme mehr mit ihm haben.«
Mrs. Randall lächelte. Sie stand auf und zauberte einen weiteren Scheck hervor.
Und so endete – dachte ich wenigstens – eine weitere Sitzung erfolgreicher Haustier-Beratung.
Bis eine Woche später.
Nein, ich hab’ dieses Auto nicht wieder gesehen, das mit den Rostflecken. Ich hatte Ihnen das bereits erzählt, nicht wahr? Ich hab’ es einfach nicht mehr gesehen. Aber irgendwie fühlte ich es. Ich spürte, daß der Wagen höchstens um die Ecke stand. Oder einige Blocks weiter unten. Ich dachte an das Auto, an Mrs. Randall in ihren weißen Tennissachen und an Mittens, der dank meiner Intervention wieder mehr fraß.
Als ich einen Anruf von Elaine Randall erhielt.
Es drohte schon wieder zu regnen. Ein klarer, warmer Frühlingstag wich dunklen Wolken. Die Temperatur fiel, und in meinem Apartment konnte ich das Donnern eines entfernten Sturmes hören, der das Hudson Valley hinunterrollte.
Der Büroanschluß – nur
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