Noch mehr Krimikatzen
Ich war verrückt vor Sorge.«
Fichter runzelte die Stirn. »Es tut mir leid, Mr. Wilson, aber das bedeutet, daß das Erbe doch nicht auf Sie übergeht. Natürlich können Sie wie bisher als Pfleger fungieren.«
Freddy glaubte, sein Herz bis in die Kniekehlen rutschen zu fühlen. »Wa-Was wollen Sie damit sagen?« fragte er mit erstickter Stimme. »Riley ist tot, und Mr. Harding hatte keine lebenden Verwandten. Ich bin der nächste in der Reihe.«
»Sie haben da etwas verdreht, Mr. Wilson. Calvin Harding hat es in seinem Testament so formuliert, daß der Großteil seines Vermögens zuerst einmal an Riley fällt, dann an mögliche lebende Verwandte. Das heißt, mögliche Verwandte von Riley.« Fichters Züge wurden weicher, und er streckte einen Finger nach dem quirligen Gewirr orangefarbener Wollknäuel aus. »Gott, sind die nicht niedlich? Sie werden auf Jahre hin beschäftigt sein, Mr. Wilson, Jahre, in denen Sie sich daran erfreuen können, Rileys Junge heranwachsen und alt werden zu sehen. Ich denke, sie werden recht alt werden.«
Originaltitel: Life Of Riley
Ins Deutsche übertragen von Heike Faßbender
Alles für die Katz
Joe L. Hensley
Die verblaßten Tapeten in meinem Büro trafen wohl nicht ganz den Geschmack meines zukünftigen Klienten. Er streifte sie mit einem geringschätzigen Blick und sagte: »Robak, ich muß meine Katze zurück haben, bevor mein Tantchen, Miss Crystal Kingman, zurückkommt. Sie ist in Florida und wird in einer Woche nach Bington heimkehren.«
Ich musterte ihn. Sein Name war Evans Kingman, und er war ein echter Blaublütiger hier aus der Gegend. Der größte Teil des Mojeff Countys und der kleinen Universitätsstadt Bington war hundert Jahre, bevor ich hierher gekommen war, um mich als Anwalt niederzulassen, im Besitz der Kingmans gewesen. Evans Kingmans Vorfahren waren an der Gesetzgebung des Staates beteiligt und Mitglieder des Congresses gewesen. Sie hatten das Land für die Eisenbahnen erschlossen und als Richter ihre Reisen durch den gesamten Bezirk unternommen. Im großen Bezirksgerichtssaal hing das Bild eines bärtigen Kingman. Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts war die Familie so gut wie ausgestorben, aber die wenigen Überlebenden besaßen noch eine Menge Kapital, viele Aktien und einen ganzen Batzen Anleihen. Ihnen gehörten Banken und Apartmenthäuser.
Ich wußte, daß Evans Kingmans ›Tantchen‹ ein Gestüt besaß – strahlend weiße Zäune, strahlend grünes Gras, strahlend reine Vollblutrassen –, irgendwo nördlich der Interstate, ein weit über tausend Morgen fassendes Gebiet. Ich hatte noch nie mit ihr zu tun gehabt, aber ich hatte sie schon ein paar mal durch die Scheiben ihrer protzigen Cadillac-Limousine gesehen, wenn ihr Chauffeur sie in die Stadt gefahren hatte.
Aus alten Akten wußte ich auch, daß Senator Adams den Nachlaß ihres Vaters verwaltet hatte und es nur noch zwei Familienmitglieder gab, Miss Crystal und jene dünne, aufgeregte Kreatur eines Mannes, die mir jetzt nervös zappelnd gegenüber saß.
Draußen war es kalt. Kingman war für die Jahreszeit, den späten Winter, passend gekleidet. Er trug einen Tausenddollaranzug aus Wolltuch, ein Button-down-Hemd aus Seide und eine dunkle Seidenkrawatte. Seinen Kaschmirmantel hatte er lässig auf dem Stuhl neben sich drapiert.
»Sie möchten mich also tatsächlich engagieren, um eine Herausgabeklage anzustrengen – wegen einer Katze?«
»Es ist mir völlig gleichgültig, wie Sie das rechtlich hinkriegen, aber ich muß King Toy wieder haben, bevor meine Tante zurückkommt. Und das wird, wie gesagt, morgen in einer Woche sein. Man hat mir gesagt, daß Sie ein zäher, hartnäckiger Bursche sind, der sich so leicht von niemandem einschüchtern läßt. Deshalb bin ich zu Ihnen gekommen.«
Zur Zeit herrschte Ebbe in der Kasse, und ich lechzte geradezu nach Honorar, also wies ich ihn nicht aus dem Büro, weil er versuchte, sich bei mir einzuschmeicheln, wie ich es sonst immer tat. Aber seit Senator Adams gestorben war, war es etwas flau ums Geschäft bestellt.
Ich seufzte. »Erzählen Sie mir, was passiert ist.«
Er starrte hinunter auf seine schlanken, aristokratischen Hände, die noch das Beste waren, was er zu bieten hatte. »Es ist ganz einfach, Robak. Ich habe den verdammten Kater in seinem Käfig mitgenommen, weil außer ein paar Stallknechten niemand da war, der auf ihn hätte aufpassen können. Das Hausmädchen und der Butler haben beide Urlaub, und der Chauffeur hat Miss Crystal nach
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