Noch mehr Krimikatzen
zurückzugewinnen, das einem widerrechtlich vorenthalten wird. Mir wurde augenblicklich klar, daß wir in diesem Fall nicht weit damit kommen würden. Erstens nahm ich nicht an, daß hier Eigentum widerrechtlich vorenthalten wurde. Und zweitens: Selbst wenn ich einen Gerichtsbeschluß erwirkt hätte, bestand für die Person, in deren Besitz der fragliche Gegenstand gerade war, die Möglichkeit, eine Sicherheitsleistung – zum Beispiel in Form von Geld – zur Abwendung der Herausgabeklage zu hinterlegen und so den Gegenstand weiterhin in ihrem Besitz zu behalten, bis eine neue Verhandlung anberaumt wurde. Und ich war mir sicher, daß Anthony eine solche Kaution hinterlegen würde.
Ich warf einen Blick ins Strafgesetzbuch. Das schien mir schon vielversprechender auszusehen. Glücksspiele waren illegal, und hätte Evans Kingman seine Katze in einem Pokerspiel an Anthony verloren, dann hätten unsere Chancen nicht schlecht gestanden. Aber das hatte er nicht. Allerdings gab es da ein paar Präzedenzfälle, die ›Skandale‹ in Spielhäusern betrafen und mich sehr interessierten.
Ich verließ mein Büro und suchte das des Kreisrichters auf. Wieder wälzte ich ein paar dicke Schinken, diesmal stinkende Urkundenbücher, und fand heraus, wo genau in Jefferson Township Anthonys Farm lag. Ich ließ mir eine Kopie der Grundbucheintragung mitsamt Grundstücksbeschreibung anfertigen und nahm sie mit auf den Weg zum Büro des Sheriffs. Dieses Amt hatte zur Zeit Warren ›Dutchie‹ Oldenberg inne, ein stets vergnügter Geselle, ein Typ, den man sich gerne auf Partys einlud. Er war ein Mann in mittleren Jahren, ein gnadenloser Opportunist und Nichtstuer. Wenn ich mich recht erinnerte, war er es gewesen, der damals Anthonys Gesuch auf Umwandlung des Ackerlandes unterschrieben hatte. Er stand also auf der anderen Seite. Davon ließ ich mich allerdings nicht ins Bockshorn jagen und plante eine gewagte Attacke.
Die Augen des Sheriffs blinzelten, als er mich eintreten sah, und ich fragte mich, ob ich wohl erwartet worden war.
»Mein guter alter Freund Robak«, sagte er. »Welch’ garstig’ Schicksal mag Sie wohl in meine armselige Hütte führen?«
»Ich möchte Sie offiziell darüber informieren, daß es in unserem lieblichen County nicht überall mit rechten Dingen zugeht«, sagte ich. Ich senkte meine Stimme. »Illegale Aktivitäten. Glücksspiel. Poker mit hohen Einsätzen.«
Er lächelte sanft. »Nun, ich gehöre nicht zu denen, die sich wegen solcher Dinge auf einen Kreuzzug begeben. Poker ist wie Baseball – gut für uns alte Männer. Ich ziehe es vor, mit Sicherheit zu wissen, wo solche Spiele stattfinden, anstatt nur vage Vermutungen zu haben, daß sie vielleicht irgendwo existieren. Die einzigen Spiele, in denen es um hohe Einsätze geht und von denen ich weiß, finden im Haus von Robert Anthony statt. Es ist ein ehrliches und ruhiges Poker, das dort gespielt wird. Es stört niemanden, und ich habe bisher noch keinerlei Beschwerden, aber bereits viel Lobenswertes darüber zu hören bekommen. Spielen Sie vielleicht darauf an?«
»Das tue ich. Hätten Sie vielleicht gerne eine Kopie der Gesetze, die Mr. Anthony, ein bereits zweimal verurteilter Verbrecher, in aller Seelenruhe bricht?«
Dutchies Lächeln wurde noch etwas breiter. In einer Ecke saß ein grinsender Deputy, der uns aufmerksam zuhörte und dem er jetzt zuzwinkerte. »Nee, Robak. Ich lasse mich, was rechtliche Fragen angeht, immer vom Staatsanwalt beraten, Ihrem alten Freund Herman Leaks. Und Bob… hmmm, Mr. Anthony hat seine Straftaten schon vor langer Zeit abgesessen. Seine Schuld ist damit beglichen. Reden Sie doch mal mit Herman.«
Herman und ich konnten uns nicht ausstehen, also schüttelte ich meinen Kopf. »Ich vertrete jemanden, der bei einem von Bobs Pokerspielen teilgenommen und verloren hat und auch bereit wäre, gegen ihn auszusagen.«
Er zuckte mit den Schultern. »Wenn dieser schlechte Verlierer das zu tun wünscht, kann er ja mit Herman reden und sehen, ob der vor Gericht Anklage erhebt. Vielleicht tut’s Herman, vielleicht auch nicht. Wie auch immer, mir ist’s egal. Wenn eine solche Klage vorgelegt wird, wird sich dieses Büro natürlich um die Sache kümmern und die Klage an den Betreffenden weiterreichen. So was machen wir hier normalerweise per Post.«
»Per Post?« fragte ich wütend. »Meinem Klienten wurde während eines Pokerspiels ein wertvoller Kater gestohlen, und zwar auf diesem Gelände hier.« Ich reichte ihm meine
Weitere Kostenlose Bücher