Noch nicht mal alleinerziehend
alles ein. »Ich würde mehr als sechs Flaschen von dem Paulaner nehmen«, merkte Frauke an, als Nora das alkoholfreie Bier einpackte.
»Warum, glaubst du, Kiki und Florentine trinken so viel?«
»Keine Ahnung, aber ich finde es irgendwie knapp bemessen. Nimm doch zwölf.« Sie lächelte.
»Quatsch, sechs reichen bestimmt!«
Um kurz vor drei hatten sie alle Tüten in Nora’s Küche abgeladen. Völlig fertig saßen sie am Küchentisch. »Puuhh, mir ist schlecht. Ich muss unbedingt etwas trinken. Hast du Cola, Nora? Cola Light?«
»Du weißt doch, dass ich diesen Light-Blödsinn nicht mitmache. Aber Cola habe ich da. Mit Eis?«
»Mmmmh.« Frauke sah blass aus.
»Alles klar?«, fragte Nora besorgt.
»Ja, geht schon. Ich habe nur kaum gegessen heute.«
»Soll ich schnell etwas machen?«
»Bloß nicht, sonst muss ich kotzen. Außerdem muss ich los. Kira abholen. Wir sehen uns dann morgen. Und ist es wirklich in Ordnung, wenn ich sie zu deinem Geburtstag mitbringe?!«
»Ja doch. Total in Ordnung. Kira ist doch meine Freundin. Hätte sie sowieso eingeladen. Ich freue mich auf euch. Und Frauke, danke, dass du das heute mit mir durchgezogen hast!«
Frauke lachte. »Ich danke dir! War bestimmt grenzwertig für dich.«
Nora grinste und zuckte mit den Achseln. »Vielleicht kümmerst du dich nächstes Jahr einfach um den Garten der Villa?!«
Eins war klar: Nora würde in Zukunft aufhorchen, wenn Frauke NUR für den Kindergarten einkaufen musste. Sie würde diesem Ereignis keinesfalls ein zweites Mal freiwillig beiwohnen.
D er 24. April verging wie im Flug. Nora ging es gut, die Nachwehen vom Donnerstag waren beinahe verschwunden, ihre Stirn sah o.k. aus, und für den Fall der Fälle hatte sie sich noch mal dieses Echi-Dings-Da ins Gesicht geschmiert. Draußen schien die Sonne, und es war ein herrlich milder Tag. Der Wettergott meinte es gut mit ihnen in diesem Jahr. Es waren mindestens 17 Grad. Sie würde es nicht mehr schaffen, ihren Balkon zu bepflanzen, aber heute Abend würde das sicherlich niemandem auffallen. Da war es ja dunkel. Dafür hatte sie heute Morgen Blumen auf dem Markt gekauft. Noras Kühlschrank war randvoll mit Getränken und Lebensmitteln. Das alkoholfreie Bier stand draußen – schön in der Mittagssonne – aber bis zum Abend würde sie das schon wieder kalt kriegen. Nora hatte eine ganz andere Mission: Sie kochte! Erst hatte sie Gemüse und Fleisch geputzt und fein säuberlich geschnitten in Tupperdosen verteilt. Ja, Nora besaß Tupperware. Irgendwann vor ein paar Jahren hatte Senta sie zu einer dieser Partys eingeladen. Mit neun Weibern hatten sie andächtig in Sentas Wohnzimmer gesessen und sich die neusten Tupper-Highlights, die Namen wie »Eidgenossen« trugen, von einer dicken Frau mit kessem Kurzhaarschnitt präsentieren lassen. Frauke war da gewesen und Nina, ansonsten nur Kolleginnen von Senta. Für Nora war dieser Nachmittag besser gewesen als alle aktuellen Kinofilme zusammen. Gerade hatte die dicke Frau die neue Sensation, die Königin unter den Salatschleudern, vorgestellt: das Salat-Karussell. »Ah«, »Oh«, »Wie schön«, ertönte es aus allen Ecken. Nora wusste zwar nicht, wieso eine Salatschleuder aus Plastik, wahlweise in gelb, grün oder blau, überhaupt das Prädikat »schön« erhalten konnte – »praktisch« ja, aber »schön« … –, dennoch amüsierte sie sich königlich. Nur schwer konnte sie einen Lachanfall unterdrücken. Und Senta, die ebenfalls kicherte, stieß ihr immer wieder heftig in die Seite. »Mann«, sagte eine blonde Kollegin in weißer Bluse und mit Perlenohrringen dann. »Ich weiß nicht, ob ich mir die gönnen soll?! Ich habe ja schon eine Salatschleuder. Aber die ist so schöööön.« Nora konnte nicht mehr an sich halten und brach in schallendes Gelächter aus. Solche Überlegungen kannte sie höchstens aus dem Schuhladen, wenn sie vor dem x-ten Paar schwarzer High Heels oder dem hundertsten Paar Stiefel stand. Aber Salatschleudern? Vor allem, wenn man schon eine hatte? Ob die auch einen begehbaren Küchenutensilienschrank hatte, in den sie eintrat und sich im Angesicht solch vielfältiger Schönheit gerührt ans Herz griff? Wie dem auch sei, Nora war an diesem Tag so hingerissen von dem, was sich da abspielte, dass sie, ohne es wirklich mitzukriegen, den Bestellschein für das Tupper-Starter-Set, eine Gemüsefrischhaltebox, eine Kartoffelbox und einen Sahneschäumer unterschrieben hatte. Heute war sie froh darüber, auch wenn sie das niemals
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