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Noch nicht mal alleinerziehend

Noch nicht mal alleinerziehend

Titel: Noch nicht mal alleinerziehend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dunja M Pechner
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zugegeben würde.
    Gerade machte sie die Suppe: Chinesische Hühnersuppe, ein Spezialrezept ihres Vaters. Die gab’s bei Leinenmachers früher immer an Silvester. Das Suppenhuhn kochte mit zusammengebundenen Beinchen und dem Bauch nach oben im riesigen Kochtopf. Kein schöner Anblick. Auch wenn Nora kein Fleisch aß, hatte sie für die Mädels zumindest etwas mit Huhn gemacht. Die Suppe würde sie auslassen, vom Hauptgericht gäbe es für sie lediglich Gemüse und Reis. Zwischendurch machte sie den Abwasch. Nora hasste es, wenn der ganze Kram herumstand. Deshalb kochte sie auch so ungern: Das machte einfach so viel Dreck! Das Telefon schellte ein paar Mal.
    »Liebes, stehst du noch unter Schock, oder warum habe ich seit letztem Samstag nichts von dir gehört?«
    »Kim, ich kann jetzt wirklich nicht. Ich bin voll am Kochen.«
    »Ja, ich habe schon gehört, dass du einen Mädchenabend machst. Marie ist auch ganz traurig. Aber die Kinder sind krank. Und ich bin wirklich beleidigt. Ich habe dich so lange nicht gesehen.«
    »Kim, wir holen das nach. Ehrlich. Gleich nächste Woche, diesmal echt. Aber jetzt muss ich. Ich bin voll im Stress.«
    Mariano hatte auch angerufen, er war ebenfalls beleidigt. Sie hatten sich die ganze Woche nicht gesehen, und Noras Planung für ihren Geburtstag hatte ihm auch nicht gefallen. Aber Nora fand, sich ein oder zwei Mal die Woche zu sehen und Spaß zu haben, reiche völlig aus. Schließlich war das eine Affäre, und sie hatte nicht vor, mit ihm und seinen argentinischen Gauchos in den Sonnenuntergang zu reiten. Luna hatte angerufen und gefragt, ob sie Paloma mitbringen könnte, ihre französische Bulldogge. Nora liebte das weiße Tier mit schwarzen Flecken um die Augen, am Bauch und schwarzer Schwanzspitze. Und wenn Frauke schon Kira mitbrachte … Das Bett hatte sie bereits für Frauke und Kira frisch bezogen. Die Wohnung war geputzt, der Tisch gedeckt, und um 17 Uhr war Nora mit allem fertig. Sie ging, begleitet von ihrer MP 3-Station, in die Badewanne und entspannte. Im Schlafzimmer wartete eine nagelneues Outfit auf sie: ein nachtblaues Wickelkleid aus Seide mit einem mörderischen Ausschnitt, ein Seidenschal in blaugrauem Tigermuster, dunkelgraue Wildleder-Peeptoes und ein graues Spitzenwäsche-Set ihres Lieblingslables Princess Tam Tam. Zu einem neuen Outfit gehörte einfach neue Wäsche, fand Nora. Überhaupt war ihr gute Wäsche wichtig, fast so wichtig wie gute Schuhe. Klamotten konnte man gut mischen, ein paar geile Designerteile mit trendy Basics von Billig-Labels – das war o. k.! Schuhe verrieten schon viel über Menschen, aber laut Nora war nichts so aufschlussreich wie Unterwäsche. Guter Stil fing gleich auf der Haut an, mit der Wahl der Unterwäsche. Mariano hatte nur hochwertige Wäsche, wie sie bei ihrer ersten Übernachtung feststellen durfte. Das sprach für ihn. Alles andere wäre ein wirklicher Abturner gewesen. Nora hatte überhaupt kein Verständnis für billige und schlechte Wäsche. Es sei denn, man war eine Frau und hatte gerade seine Tage – dann war das in Ordnung. Das war aber auch die einzige Entschuldigung, die sie bei sich und anderen in Sache Wäsche gelten ließ. Ein paar neue Ohrringe und eine silberne Kette rundeten ihr Outfit für heute Abend ab. War sie früher immer mit Frauke, Kiki, Nina oder Senta shoppen gegangen, musste sie sich letzten Dienstag alleine in die Stadt begeben. Kinderturnen, Spielplatz, Kinderarzt und Krabbelgruppe hatten sie auf ihren Einkaufstouren ziemlich einsam gemacht. Zum Glück hatte sie wenigstens noch das ein oder andere Geburtstagsgeschenk für sich in der Stadt entdeckt. Und mehr! Aber die anderen Anschaffungen hingen bereits im Schrank, so als hätten sie sich dort heimlich eingeschlichen. Das machte Nora immer so, wenn sie eigentlich völlig über dem Limit einkaufen war. Und Dank Arbeitslosigkeit und Botox war sie so oder so weit über ihrem Limit diesen Monat. Egal. Als sie in Unterwäsche und den grauen Peeptoes vor dem Spiegel im Bad stand und fast fertig geschminkt war, klingelte es. Erschrocken schaute sie auf die Uhr: 19:23. Das konnte nur Frauke sein, die immer zu früh kam. Sie zog ihren Bademantel über, eilte zur Tür, drückte den Türöffner und trippelte wieder zurück ins Bad.
    »Nola?! Nola? Noooooooolllllllaaaaaaa!«Kira kam durch die nur angelehnte Wohnungstür gestürmt und Frauke schnaufend hinter ihr her. »Kira, es heißt …« Zu mehr kam sie nicht. Sie war völlig außer Atem. »Gott, ich

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