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Noch nicht mal alleinerziehend

Noch nicht mal alleinerziehend

Titel: Noch nicht mal alleinerziehend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dunja M Pechner
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zu, dass sie Land gewann, nahm sich aber noch ein Kölsch mit, ihr viertes.
    »Hey Leute!« Sie setzte sich zu Senta und ihrem Mann, die gerade mit Kim und Marie im Gespräch waren. »Nora«, freute sich Senta. »Ich habe dich schon überall gesucht. Wir haben ja gar nicht mehr gesprochen seit deinem Geburtstag.«
    Mirco drückte ihre Hand. »Oh Gott. Asche auf mein Haupt«, sagte er.
    »Mirco, als wenn du je selbständig an meinen Geburtstag gedacht hättest in den letzten Jahren.« Nora lachte. Sie sah das nicht so eng, was nicht zuletzt daran lag, dass sie selbst Mühe damit hatte, Geburtstage zu behalten. Neben Mirco saß eine große, dürre Frau mit Sommersprossen und kurzen blonden Haaren. »Hi, ich bin Petra«, sagte sie und reichte Nora die Hand. Nora war sicher, sie noch nie gesehen zu haben. Auf ihrem Schoß saßen zwei Kinder. Das blonde Mädchen, das vor kurzem noch am Altar blank gezogen hatte und ihr jüngerer Klon. »Hi Nora«, antwortete sie und reichte ihr die Hand.
    »Wir sprechen gerade über Autos«, sagte Senta.
    »Ja, ich muss ja wohl demnächst meinem geliebten Spider ›Adieu‹ sagen«, warf Mirco ein.
    »Warum?«, fragte Nora.
    »Na ja, wegen Nummer zwei«, antwortete er und deutete mit dem Kopf auf Sentas Bauch, der noch gar nicht zu sehen war.
    »Ja, da gibt es gerade so ein supergünstiges Angebot mit 20 Prozent Rabatt, wenn man schwanger ist. ›Family Smile & Drive‹ heißt das. Die sagen, der Van sei Kindergarten, Skizirkus, Mannschaftsbus, Hundekörbchen, Kofferträger, Liebesnest und Hobbyraum in einem.« Senta kicherte. Mirco verzog schmerzvoll das Gesicht.
    Nora fragte sich, ob sie je von einem Rabatt für Singles gehört hatte. Die hatten doch im Verhältnis viel höhere Ausgaben. Es gab auch keine Autowerbekampagne, die sich an kinderlose Paare richtete.
    »Also, eins kann ich euch nur raten«, stieg die dürre Blonde jetzt ein. »Egal, für welche Familienkutsche ihr euch entscheidet, sexy ist das nie. Aber ihr solltet unbedingt darauf achten, dass das Radio getrennte Ausgänge für die Boxen vorne und hinten hat.«
    »Warum?«, fragte Kim ehrlich ahnungslos.
    »Na, dann kann man mit dem Fader den Klang ganz nach hinten verlagern, so dass für die Kleinen hinten Bibi Blocksberg hext, während ihr euch vorne in Ruhe unterhalten könnt.«
    »Ja, oder Mozart anstatt Bibi Blocksberg. Ich habe gelesen, Mozart hören macht schlau«, warf Senta ein.
    »Schön wär’s«, konterte die dürre Blonde. »Forscher der Uni Wien haben sämtliche Studien überprüft, die das behauptet haben. Keine erweist sich wohl als stichhaltig. Ist gerade veröffentlicht worden. Tja, da hat der US-Bundesstaat Georgia ganz umsonst investiert, als er vor einem Jahr jeder Frau zur Geburt ihres Kindes eine CD mit klassischer Musik zukommen ließ.«
    Nora starrte die Frau mit offenem Mund an. Was laberte die da? Kölsch. Nora brauchte dringend mehr Kölsch. Viel mehr. Am besten ihr eignes Fass. Sie schaute sich gerade nach einem Kellner um, als die Dürre sich direkt an sie wandte: »Wo hast du denn dein Baby gelassen?«
    »Ich habe kein Baby!«
    »Klar! Ich habe dich doch eben gesehen, da vorne an der Leinwand …«
    »Ich habe kein Baby:«
    »Du hattest doch eben ein Baby auf dem Arm …«
    » ICH habe KEIN Baby. Das war die Tochter einer Bekannten.«
    »Du hast gar keine Kinder?«
    »Nein!«
    »Nora hat wirklich keine Kinder«, half Kim ihr schmunzelnd. Jetzt brauchte Nora also schon einen Leumund.
    »Oh …« Es entstand eine schwere Pause, in der die Blonde Nora von oben bis unten mitleidig betrachtete. »Tja, so eine haben wir auch im Freundeskreis.«
    »Bitte?«
    »Na ja, eine ohne Kind. Das muss bestimmt furchtbar anstrengend sein, sich andauernd unsere Geschichten anzuhören«, fuhr sie fort und drückte ihre Mädchen an sich. »Wir regeln das ja immer so: Wenn wir uns treffen und SIE ist dabei, dann reden wir nur kurz über die Kinder und sprechen die restliche Zeit halt über ganz profanes Zeug. Dann kommt sie sich nicht so doof vor. Man ist ja so schnell draußen, wenn man selbst keine Kinder hat. Bist du verheiratet?«
    Profanes Zeug! Doof vorkommen?! Draußen? Woraus denn? Nora konnte sich nicht erinnern, dass sie vor Jahren irgendeinem Club beigetreten war, der sie nun, bei erneuter Überprüfung ihrer Qualitäten, als »den Anforderungen nicht mehr entsprechend« gebrandmarkt hatte. Und wer war SIE eigentlich? Nora hatte diese Person noch nie in ihrem Leben gesehen! Sie ließ ihren Blick durch

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