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Noch nicht mal alleinerziehend

Noch nicht mal alleinerziehend

Titel: Noch nicht mal alleinerziehend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dunja M Pechner
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schon auf einem Träger außerhalb des Flugzeugs – sprungbereit. Ihre Beine baumelten aus dem Flugzeug in die Tiefe. Sie kreuzte sie und streckte sie nach hinten weg – wie sie es gelernt hatte. Sie schaute runter auf die Erde. Kein Wölkchen weit und breit. Dennoch konnte sie lediglich blaue, grüne und braune Flächen sehen. Und kleine Punkte, die auf die Erde stürzten. Da, da unten rechts, das musste Mariano sein. Was machte sie hier? Wollte sie tatsächlich aus 4000 Meter Höhe vom Himmel fallen? Einfach so? Nein!
    »Also Vollgas?«, schrie Brian.
    »Ja! Auf jeden Fall!«, schrie sie zurück, ohne zu wissen, warum.
    Brian gab dem Kameramann ein Zeichen, und dieser sprang sofort mit dem Rücken zur Erde ab.
    »Los!«, schrie Brian. Und dann ging alles blitzschnell. So schnell, dass Nora gar nicht wusste, wie ihr geschah. Sie konnte noch sehen, wie das Flugzeug abschwenkte, bevor sie sich ein paar Mal wild drehten. Nora verlor dabei jegliche Orientierung. Und noch ehe sie sich fragen konnte, ob sie sich vor-, rück- oder seitwärts gedreht hatten, befanden sie sich bereits in der stabilen Bauchlage. Der Wind peitschte mit einer solchen Kraft gegen sie, dass ihr die Brille heftig ins Gesicht gedrückt und der Atem fast geraubt wurde. Sie hörte, wie der Wind ihnen um die Ohren pfiff und wie ihre Overalls wie Fahnen im Sturm flatterten. Mit einem kurzen Schrei machte sie sich Luft und spürte, wie der freie Fall das Adrenalin durch ihren Körper schießen ließ.
    Leer.
    Noras Kopf war total leer.
    Es gab nur sie und das Element Luft.
    Sie flog.
    Sie fiel!
    Sie war frei!
    Was für ein Gefühl. Nora hatte kein bisschen Angst. Glück bitzelte durch ihren Körper! Sie wollte schreien und lachen und gleich wieder schreien. Schreien vor Glück! Sie war im Rausch! Viel zu früh klopfte Brian auf ihre Schulter. Das verabredete Zeichen, bevor er den Bremsschirm zog. Nora spürte, wie sich ihr freier Fall verlangsamte, so als könnten sie jederzeit in der Luft stehen bleiben. Dann erneut das Klopfzeichen. »Bereit?«, schrie Brian.
    Nora hob – ganz fachmännisch – den Daumen. Brian zog den Hauptschirm. Mit einem ungeheuren Ruck und in Blitzgeschwindigkeit wurden sie nach oben zurück in den Himmel gezogen. Noras Blut sackte in die Füße, sammelte sich dort und schoss dann in ihren Kopf. Sie kreischte.
    »Alles klar?«, schrie Brian.
    »Geiiiiiil«, schrie Nora.
    Dann segelten sie in aller Ruhe Richtung Erde. Brian übergab ihr die Lenkung, zeigte ihr, wie man Kreise flog und ließ sie die Landebahn ansteuern. Und schon hatte sie wieder Boden unter den Füßen. Brian hatte Mühe, sie abzuschnallen, weil sie nicht eine Sekunde still stehen konnte. Kaum hatte er sie befreit, sprang sie ihm um den Hals. »Danke! Geil! Yiiiiiiiiheaaaaa! Das war einfach der Wahnsinn. Was hast du eigentlich gemacht, als wir gesprungen sind? Haben wir uns gedreht?«
    »Wir sind mit einem dreifachen Salto rückwärts aus der Maschine. Du wolltest doch Vollgas.«
    Nora strahlte. »Klar! Das war unglaublich. Geil … Geil, geil, geil!« Sie umarmte Brian erneut. »Danke!«
    »Ich danke für dein Vertrauen. Und du hast wirklich klasse mitgemacht. Magst du mich jetzt loslassen?« Nora lachte, drehte sich um und sah Mariano auf sie zukommen. Sie rannte ihm entgegen und fiel ihm um den Hals. Er verlor ein wenig das Gleichgewicht. »Wow«, freute er sich über die stürmische Begrüßung. »Und?«
    »Wie und? Hast du mich nicht schreien hören? Das war einfach … sooo tierisch. Besser als alles, was ich je erlebt habe. Besser als Sex.«
    Mariano lachte. »Das habe ich nicht gehört.«
    »Danke, Baby! Das war das geilste Geschenk, das ich je bekommen habe.« Nora sprang auf der Stelle. »Ich will noch mal!«
    Sie sprangen nicht noch mal an diesem Tag. Sie fuhren zu ihm. Komisch, dachte Nora, als sie schon wild knutschend im Hausflur auf den Fahrstuhl warteten. Kaum habe ich mich aus dem Flugzeug gestürzt, werde ich zutraulich. Kein Gefühl von langer Dauer. Übernachten wollte sie nicht bei ihm.
    Als Nora am Abend zu Hause ankam, stand sie noch völlig unter Strom. Der »Zwischenstopp« bei und mit Mariano hatte sie kurz ruhig gestellt, aber jetzt hämmerte das Adrenalin wieder auf Hochtouren in ihrem Körper. Sie lief in ihrer Wohnung auf und ab. Sie musste mit jemandem sprechen. Unbedingt. Sie rief Sophie an. Ihre kleine Schwester stand genau wie Nora auf jede Art von Geschwindigkeitskicks.
    »Hallo?«, meldete sich Sophie. Ihre Stimme war ein

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