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Noch nicht mal alleinerziehend

Noch nicht mal alleinerziehend

Titel: Noch nicht mal alleinerziehend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dunja M Pechner
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hatte lange, blonde Haare, ein puppenhaftes Gesicht mit großen grünen Augen und eine wirklich tolle Figur – einen Wisch mit einer Einverständniserklärung in die Hand gedrückt.
    »Ah, du bist Mariano. Pedro hat mir schon sooo viel von dir erzählt. Das hier musst du, äh ihr unterschreiben. Ist reine Routine. Passiert ist noch nie etwas, und wir werden ganz doll auf dich, äh euch aufpassen. Wäre doch schade…«, flirtete sie ganz ungeniert mit Mariano. Irgendwie kümmerte es Nora nicht, es schien ihr sogar egal zu sein. Kurz zusammengefasst unterschrieben sie, dass den Veranstalter in keinem Fall Schuld treffe, falls sie während oder nach dem Sprung irgendwelche Verletzungen, eine Querschnittslähmung oder der Tod ereilen würde. Sie entließen ihn aus der Haftung.
    Die Blondine führte sie über den Hof in einen Hangar, in dem schon einige Leute standen. »Jungs, das hier ist Mariano und äh …«
    »Nora«, sagte Nora.
    Zwei große, muskelbepackte Männer in Army-Hosen, grünen T-Shirts und Army-Westen lösten sich aus der Gruppe und kamen auf sie zu. Der eine war dunkelhaarig, der andere blond, und beide hatten ihre Haare mit Gel nach hinten gepappt. Auf der Stirn trugen sie Pilotenbrillen, und eine gigantische Wolke aus Moschus umhüllte sie. Jetzt fehlte nur noch die Titelmusik von »Top Gun«, und das Bild wäre perfekt gewesen …
    »Ich bin Steve«, sagte der Dunkelhaarige.
    »Ich bin Brian«, ergänzte der Blonde. »Ihr seid zusammen?«
    »¡Sí!«, sagte Mariano und lächelte.
    ¡No!, dachte Nora und lächelte auch.
    »Gut, wir geben euch eine Einweisung, und dann könnt ihr entscheiden, mit wem ihr springen wollt. Roger?« Nora musste kichern.
    »Folgt uns«, sagte Brian in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. Sie gingen in einen Lagerraum und bekamen ihre Ausrüstung: einen roten Overall, eine braune Ledermütze, eine Brille und ein aus Gurten geformtes Höschen mit Karabinerhaken. Kaum in der Montur ging es zu blauen Turnmatten, die am anderen Ende des Hangars warteten, und Nora und Mariano lernten die richtige Köperhaltung für den freien Fall. Steve erwies sich als pedantischer Feldwebel, er ließ sie die Haltung bestimmt 15 Mal einnehmen und dann mindestens 3 Minuten halten. So kam es Nora jedenfalls vor – sie schwitzte, dieser scheiß Anzug war so heiß, und sie war jetzt schon fix und alle. Sport war nie ihre Leidenschaft gewesen.
    »Mit wem wollt ihr springen?«, fragte Steve, nachdem sie fertig waren, und ließ die Muskeln an seinen Oberarmen spielen. Nora entschied sich für Brian. Auf keinen Fall wollte sie diesem Oberposer Steve an die Hüfte geschnallt werden.
    »Gut«, sagte Steve »dann kann’s jetzt losgehen? Seid ihr so weit? Oder wollte ihr vorher noch mal aufs Klo?« Jetzt lachte er hämisch.
    Nora verzog das Gesicht. Da war sie eben gewesen, aber das Klo wies zu viele Bremsspuren auf, und es roch derart übel nach Angstschiss, dass sie dort nicht mal Pipi machen wollte.
    Vor dem Flugzeug, einer Fokker 50, erwartete sie Pedro. »Mariano, Nora, ich bringe euch da hoch!« Er gab Mariano ein High Five und lächelte Nora an. Wie besprochen kletterten sie nach Steve und Brian in den Flieger. Außer ihnen sprangen noch sechs andere Leute. Und dann gab es noch drei Springer mit Kameras auf den Helmen. »Die springen vor uns raus und machen dann Videos und Fotos«, erklärte Brian, als Nora sich wie befohlen vor ihn, zwischen seine gespreizten Beine, gesetzt hatte. Als sie in der Luft waren, wurde Nora richtig mulmig. Durch eine Glasfront im Heck konnte man ganz genau erkennen, wie steil das Flugzeug abhob und wie schnell sie sich vom Boden entfernten.
    »Bist du schon mal gesprungen?«, schrie Brian. Der Motorenlärm der Fokker war ohrenbetäubend.
    »Neiiiiiiin«, schrie sie zurück. »Aber ich will richtig Gas geben. Das volle Programm!«
    »Sicher?!«
    »Ganz sicher!«
    »Guuuut!« Wenig später klopfte er ihr auf die Schulter. »3000«, brüllte er. Nora zog die Brille auf. Brian hakte sie an seinen Gurt. Von hinten zog er ihre Brille noch fester zu. Viel zu schnell klopfte er ihr wieder auf die Schulter. »4000, gleich geht’s los!«
    Sie waren die Letzten, die Richtung Tür robbten. Dort hatte eben noch Mariano gesessen – auf dem Schoß von Steve. In der nächsten Sekunde war er weg – sie hatten sich kopfüber aus dem Flugzeug gestürzt. Als sie jetzt mit Brian an der Tür ankam, schlug ihr ein unglaublich harter Wind entgegen. Es war saukalt. Ihr Kameramann stand

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