Noch nicht mal alleinerziehend
Freundschaften gehen auseinander, wenn sich die Prioritäten und Interessen verändern. Aber du willst, das alles so bleibt wie früher.«
»Will ich gar nicht!« Nora reagierte trotzig. So durfte eigentlich niemand mit ihr sprechen. Nicht mal ihre Eltern. Nur Kim – und Frauke vielleicht noch.
»Doch, ein bisschen schon. Auf jeden Fall solltest du genau hinhören, was gerade so in dir passiert. Vielleicht wirst du nur auf die Probe gestellt. Vielleicht ist das alles ein großer Test, und dein ganzer Lebensentwurf wird einer Generalprüfung unterzogen. Du hast viele wichtige Sachen zu entscheiden, vor allem, was deinen Job angeht. Das ist existentiell. Vielleicht melden sich da noch ganz andere Dinge, von denen du gar nicht wusstest, dass sie in dir schlummern. Weißt du, was ich gemacht habe, als ich so durchgedreht bin?«
»Nee, was?!«
»Ich bin zu einem Psychoheini gegangen. Mit dem habe ich dann das Chaos in meinem Kopf sortiert. Manchmal sieht man ja den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr …«
Nora kicherte jetzt.
»Das ist mein Ernst, Nora. Manchmal ist eine neutrale Meinung von jemandem, der dich nicht kennt und der dir nicht seine Vorstellungen von ›Das macht man eben so ‹ unterschieben will, ziemlich hilfreich. Also, mir hat das echt geholfen. Und auch heute gehe ich von Zeit zu Zeit noch zu ihm, wenn ich Gefahr laufe, den Überblick zu verlieren.«
»Das hast du mir nie erzählt.«
»Nein. Das war mein Geheimnis. Bis heute. Nicht mal Marie weiß das.«
»Krass!«
»Eigentlich nicht. Ich glaube, jeder von uns kann hier und da ein bisschen Unterstützung gebrauchen. Wenn irgendetwas in dir sagt, dass du gerade auf dem Holzweg bist, kann ich das nur empfehlen. Und wenn du’s nur machst, um deine berufliche Situation zu klären. Kannst ja mal darüber nachdenken, Süße. Aber eins musst du mir versprechen.«
»Was?«
»Egal was ist, ich möchte, dass du mit mir sprichst, wenn es dir nicht gut geht. Verhalt dich nicht wie ein Autist. Du hast Freunde. Marie und ich sind immer für dich da. Sprich mit uns, Nora!«
Nora kullerte ein letztes Tränchen die Wange herunter. »Ich werde es versuchen …«
»So ist es gut! Ach, und wenn du jemandem mein Geheimnis verrätst, muss ich dich töten.« Er zwinkerte ihr zu.
Sie sprachen nicht weiter darüber. Sie brauchten keine Worte mehr. Alles war gesagt. Alles war unendlich vertraut. Bei Kim fühlte sich Nora sicher!
V ier Tage später, an einem herrlich warmen Sonntagnachmittag, lag Nora in der Hängematte und las in einem Magazin. Sie hatte viel über das Gespräch mit Kim nachgedacht. Vor allem über die Theorie, dass ihr Lebensentwurf gerade einer Generalüberprüfung unterzogen wurde. Genauso fühlte sich das gerade an. Was, wenn sie tatsächlich Bedürfnisse in sich hatte, die ihr bisher immer völlig absurd erschienen waren? Wie bestellt lachte Nora auf Seite 68 des Magazins emotion der ultimative Test entgegen. Kinder! Wann ist der richtige Zeitpunkt? , lautete die Überschrift. Ist doch lächerlich, dachte Nora, griff aber nach einem Kuli und setzte ihre Kreuze. Die Auflösung war in fünf Kategorien aufgeteilt. Nach dem Rechenschlüssel erreichte Nora bei Kinderliebe 15, bei Zukunftsangst 9, bei Beziehungen 10, bei Selbstverwirklichung 16 und bei Stabile Partnerschaft 10 Punkte. Sie las ihr Ergebnis.
Kinderliebe, 13 bis 16 Punkte: Sie sind sehr kinderlieb und es macht Ihnen Spaß, den Kleinen Zeit zu schenken. Die beste Voraussetzung für ein eigenes Kind. Worauf warten Sie noch? Nur ein kleiner Tipp: Hüten Sie sich davor, Ihrem Kind jeden Wunsch von den Augen abzulesen und eigene Bedürfnisse dabei zu missachten. Glückliche Kinder brauchen glückliche Eltern. Sparen Sie nicht am Babysitter und gönnen Sie sich eine Massage oder Augenblicke der Zweisamkeit mit Ihrem Schatz!
Nora überlegte, wer für sie den Test ausgefüllte hatte. O. k., sie mochte Kinder, aber dass sie sich über ein Kind selbst vergessen könnte … Niemals!
Zukunftsangst, 8 bis 10 Punkte: Ihr Kinderwunsch ist nicht von finanziellen Überlegungen abhängig. Aber natürlich machen Sie sich über Geld Gedanken. Viele Frauen schaffen es, ihre Aufgaben in Beruf und Familie zu meistern. Doch dazu gehören Ehrgeiz, Organisationstalent und Durchhaltevermögen. Wichtig: Passen Sie auf, dass Sie und Ihr Kind aus Zeitmangel nicht zu kurz kommen. Wir wünschen Ihnen einen liebevollen, verantwortungsbewussten Partner, der Sie dabei unterstützt.
Ganz klar, wenn, dann würde
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