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Noch nicht mal alleinerziehend

Noch nicht mal alleinerziehend

Titel: Noch nicht mal alleinerziehend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dunja M Pechner
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Sollten Sie sich nämlich nicht wohl bei mir fühlen, sollten Sie denken, Sie können mir nicht vertrauen, dann brauchen wir im Grunde die gemeinsame Arbeit gar nicht erst aufzunehmen. Hier geht es nur um Sie. Das ist Ihre Zeit und Ihr Ort, an dem Sie sich mit Ihrem Inneren treffen können, um die Dinge zu klären, die Sie belasten. Ich kann Sie dabei begleiten, ich kann Sie spiegeln, ich kann Ihnen ein paar Impulse geben, vielleicht locke ich Sie auch aus der Reserve, aber hauptsächlich begleite ich Sie. Sie müssen sich das vorstellen wie einen Dachboden, auf dem viel Zeug in Kisten gelagert ist, man weiß gar nicht mehr, was man da alles reingesteckt hat und dort aufbewahrt. Und wir beide können da zusammen durchgehen und aufräumen. Meine Aufgabe ist es, Ihnen dabei zur Seite zu stehen, die Taschenlampe zu halten, damit Sie besser sehen können, und zu hinterfragen, ob Sie die alte Puppe wirklich noch brauchen. Und wenn wir das tun, dann geht das nur, wenn Sie sich hier und bei mir sicher und geschützt fühlen. Keine Sorge, Sie müssen sich keinesfalls heute für oder gegen eine Zusammenarbeit entscheiden. Ganz im Gegenteil. Lassen Sie unsere Begegnung ruhig eine Woche wirken. Dann können wir telefonieren, und wenn wir beide ein gutes Gefühl haben, dann können wir uns auf die Reise begeben. Ist das für Sie in Ordnung?«
    »Das hört sich gut an!« Nora hatte die Beine überschlagen und lockerte jetzt ihre bis dato vor der Brust verschränkten Arme.
    »Gut«, sagte Rosa und griff nach ihrem Block und ihrem silbernen Kugelschreiber. »Heute geht es nur darum, warum Sie hier sind. Ich werde mir ein paar Notizen machen, hier und da ein paar Verständnisfragen stellen, aber wir gehen nicht ins Detail. Heute machen wir lediglich eine Bestandsaufnahme Ihrer Ist-Situation, in Ordnung?!«
    »Ja.«
    »Schön. Was führt Sie zu mir, Frau Leinenmacher?«
    Nora begann zu erzählen. Dass sie sich eine Auszeit genommen hatte, die eigentlich nur drei Monate dauern sollte, dass sie sich beruflich neu orientieren wolle und immer noch nicht herausgefunden hatte, was sie nun tun wolle. Sie erzählte von ihren Freunden, von dem Gefühl, dass alles plötzlich auseinanderbreche oder sie nicht mehr dazupasse, zu ihren Freunden. Sie erzählte von ihren skurrilen Begegnungen und was sie sich alles anhören musste, weil sie keine Kinder wolle. Sie erzählte von der Taufe und ihrer Schwester und wie sie letztlich heulend im Schloss Bensberg gesessen hatte. Und davon, dass ihr bester Freund ihr den Tipp gegeben hätte, mal jemanden aufzusuchen. »Und deshalb bin ich hier. Ich habe irgendwie die Orientierung verloren. Und dabei war ich mir so sicher. Ich war mir eigentlich immer sicher, dass ich die Dinge mache, die mein Herz mir sagt. Dass ich mein Leben so lebe, wie ich will: Frei! Ein Element der Lüfte eben. Ich war mir immer sicher, dass ich mein Leben total im Griff habe. Alles hatte ich im Griff. Wissen Sie, ich wollte nie heiraten, ich wollte nie Kinder. Ehrlich. Diesen Wunsch habe ich nie verspürt. Und so habe ich auch immer gelebt. Authentisch, fand ich. Und meine Freunde fanden das auch immer. Also früher zumindest. Aber in den letzten Wochen scheint das ein Problem geworden zu sein. Das ziehe ich zumindest aus den letzten Begegnungen mit meinen Freunden. Irgendetwas funktioniert da nicht – bei mir oder zwischen uns. Ich kann es nur nicht greifen. Ich weiß gar nicht, wo ich ansetzen soll.«
    »Wie alt sind Sie jetzt, Frau Leinenmacher?«
    »Ich bin am 25. April 37 geworden.«
    »Wie lange haben Sie als Imageberaterin gearbeitet?«
    »Drei Jahre.«
    »Und warum haben Sie das aufgegeben?«
    »Ich war müde. Es hat mir keinen Spaß mehr gemacht. Am Ende konnte mich nicht mal mehr die Kohle motivieren.«
    »Verstehe! Und wie fühlen Sie sich gerade?«
    »Wie ich mich fühle?«
    »Ja, wie fühlen Sie sich?«
    »Ich bin genervt und aufgeregt und wütend. Ich fühle mich ungerecht behandelt. Unverstanden. Wie ein Alien, alleine und … traurig.« Nora stiegen die Tränen in die Augen. Sie wollte eigentlich nicht gleich beim ersten Termin losheulen.
    »Was macht Sie traurig, Ihre Jobsituation oder die Situation mit Ihren Freunden?«
    Nora überlegte. »Das mit dem Job nervt mich. Ich komme mir unfähig vor. Wie jemand, der sein Leben nicht auf die Reihe bekommt. Ich suche und suche nach einer Aufgabe und kann nichts finden. Derzeit kann ich mir nichts vorstellen, was mir Freude bereiten könnte, also jobtechnisch. Vielleicht

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