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Noch nicht mal alleinerziehend

Noch nicht mal alleinerziehend

Titel: Noch nicht mal alleinerziehend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dunja M Pechner
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allem echten Lächeln im Gesicht.
    Kim und Nora erwartete heute ein wahrer Beauty- und Wellness-Marathon: Gesichtsbehandlung, Schlammpackung mit Algen für den ganzen Körper, eine Ganzkörpermassage und ein Stirnguss. Sauna und Hamam inklusive.
    Nach der Gesichtsbehandlung und der anschließenden Schlammpackung war Nora um einiges entspannter. Als sie wieder in den Wellnessbereich kam, hatte Kim bereits zwei Liegen am antiken Pool in Beschlag genommen. Auf einem goldenen Tisch zwischen den Liegen stand eine Flasche Champagner, eine Karaffe stilles Wasser mit Gurken, ein silbernes Kännchen mit Tee, Gläser und Teebecher. Sie stellte die Rückenlehne ein wenig höher und legte sich neben ihn. Schließlich deckte sie sich mit der bereitliegenden Decke zu. »Herrlich. Eine tolle Idee. Danke, dass du mich entführt hast. Das haben wir schon lange nicht mehr gemacht.«
    »Ja! Ich wollte dich auch unbedingt mal wieder für mich haben. Oft haben wir uns ja nicht gesehen in den letzten Wochen.«
    »Mmmh.«
    »Reden?«
    Nora zuckte mit den Schultern.
    »Wie läuft’s denn mit dem jungen, wilden Gaucho? Endlich verliebt?«
    »Ach …« Nora wusste nicht warum, aber seit »Gaucho« stürzten schon wieder Tränen aus ihren Augen. Sie konnte nichts dagegen tun. Alle Dämme waren gebrochen.
    »Hey«, sagte Kim sachte, setzte sich zu ihr und nahm sie in die Arme. »Was ist denn los?«
    »Ich weiß es nicht. Ich bin zu einer solchen Heulsuse mutiert in den letzten Wochen. Ich heule nur noch.«
    »Ist er nicht nett zu dir. Schlägt er dich etwa?«
    »Quuuuuaaaatsch. Er ist viel zu nett«, schluchzte Nora jetzt hemmungslos. Was sie danach sagte, konnte Kim nicht ganz verstehen, weil es in ihren Schluchzern unterging. Irgendetwas oder irgendwer war jedenfalls vom Himmel gefallen und seitdem nicht mehr aufgetaucht. Die wenigen anderen Gäste blickten besorgt zu ihnen hinüber. Kim gab ihnen ein beruhigendes Zeichen und signalisierte, dass er die Situation voll im Griff habe. »Aber das ist doch gut.«, sagte er, ohne zu wissen, was tatsächlich passiert war.
    »Jaaaaaaa. Aber ich bin nicht verliebt.«
    »Aber du findest ihn noch gut?«
    »Schoooooon … Irgendwie … Ach … Scheiße …«, schluchzte sie weiter.
    »Hat es etwas mit Tobis Hochzeit zu tun?«
    Nora heulte auf.
    »Liebst du ihn noch?«
    »Neiiiiiiiiiin.«
    »Nora, Süße, was ist denn dein Problem? Ich komme nur ganz, ganz schwer mit. Du musst mir schon ein bisschen helfen.«
    Sie drückte sich noch enger an Kims Brust und weinte einfach weiter.
    Es dauerte gute zehn Minuten, bis Nora sich wieder einigermaßen beruhigt hatte. Dann sprudelte es aus ihr heraus: »Ich weiß auch nicht, alles hat mit diesem Piss-Essen bei euch angefangen und dieser völlig bescheuerten Diskussion um Steffi. Meine Eltern gehen mir andauernd auf den Sack, wegen Freund und Alleinesein und so. Dann war mein Geburtstag – nur Babygeschwätz den ganzen Abend. Ständig höre ich, dass ich irgendwo nicht mitreden kann. Oder darf. Oder dass ich dies und das nicht verstehe. Als wäre ich irgendein Spasti. Daggi stürmt das Rentnerbad, um Fotos von mir beim Babyschwimmen zu machen. Was soll das? Und dann diese Taufe. Ich muss mir Sprüche anhören. ›Ja, wir haben andere Sorgen, als uns Gedanken darüber zu machen, in welchem Club wir feiern gehen.‹ Hallo? Als ob mein Leben nur daraus bestehen würde. Ständig wird mir unter die Nase gerieben, wie toll es ist, Mutter zu sein. Ist ja super! Wem’s gefällt. Und dann drückt mir jeder ungefragt seine Kinder in den Arm. Als ob ich eine schwere Kinderphobie hätte, die dringend geheilt werden muss. Und hinter all dem wehen die Transparente: Achtung: Bei Nora läuft richtig was falsch! oder: Systemfehler. Nora wurde falsch programmiert! Dabei liebe ich Kinder! Ich bin eine super Tante! Meine Schwester findet mich neurotisch, nur weil ich gewagt habe anzumerken, dass sie nicht mal mehr in der Lage ist, ein Ohr für andere zu haben, vor lauter Mutterinstinkt. Wisst ihr eigentlich, wie anstrengend es ist, mit euch zu telefonieren, wenn ihr dabei 80 Prozent der Zeit mit eurem Nachwuchs sprecht?! Das ist derartig degradierend und respektlos. Ich weiß mehr übers Stillen, wunde Brustwarzen, den Beckenbodenfahrstuhl und Blähungen während der Schwangerschaft, als mir lieb ist. Und? Habe ich mich je beklagt? Und dann diese ›Kopf hoch, Mädel. Dein Traumprinz kommt auch noch‹-Aufmunterungsversuche. Als wäre ich die Letzte beim Schulball, die noch keiner

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