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Noch Viel Mehr Von Sie Und Er

Titel: Noch Viel Mehr Von Sie Und Er Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen von der Lippe
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Eingebungen angewiesen. Die Merkwürdigkeit, dass mir aus meinem langjährigen Französischunterricht nur zwei Zeilen aus einem Text über Jeanne d’Arc in Erinnerung geblieben sind, überzeugte mich schon, sie im Gepäck zu haben, zumal ich diese Zeilen auch noch gerne laut rezitiere und mich dabei jedes Mal ein aufregendes Kribbeln durchströmt: »Jeanne, Jeanne, part en guerre, livre la France des Anglais et fait sacrer le Roi!« (»Jeanne, Jeanne, zieh’ in den Krieg, befreie Frankreich von den Engländern und kröne den König.«). Mit Gewissheit kann ich heute nicht mehr sagen, ob dieses Kribbeln von der göttlichen Eingebung, der bevorstehenden Schlacht oder von meinem Ende auf dem Scheiterhaufen herrührt, aber ich vermute Letzteres, denn unter großer Anteilnahme nachts auf einem Scheiterhaufen abgefackelt zu werden, ist natürlich ein ganz anderer Event, als einvernehmlich die Schläuche abgeklemmt zu kriegen. Dass das ausgerechnet am 30. Mai 1431 passierte, hat mich wohl auf die Hexenumlaufbahn gebracht, denn an diesem Tag wird die Walpurgisnacht eingeläutet. Den vertrockneten Inquisitoren selbst als brennende Fackel noch vor die Füße zu spucken und sie als elende Würmer zu verfluchen, hat mir sicher gutgetan, weil ich von dem Verrat des höfischen und kirchlichen Gesocks an mir als Jeanne noch einen ziemlichen Hals hatte.
    Als Nächstes knöpfte ich mir meinen Namen vor. Mit meinem Vornamen traf ich sofort ins Schwarze, denn »Monika« ist punischen Ursprungs und bedeutet »Die Göttin«. Das ging runter wie Balsam. Wie aus heiterem Himmel fiel mir dazu die Königin von Saba ein, die ich gleich mit auf meinem Konto verbuchte, weil unser Fernseher ein Gerät der Marke Saba war. Auf Zufälle kann man bei dieser Forschungsarbeit keine Rücksicht nehmen, da ist jedes Detail ein wichtiger Hin- bzw. Beweis, wenn nicht gar ein Volltreffer. Mein Nachname brachte mich wieder ins düstere Mittelalter, zu der westfälischen Prinzessin Anna von Cleves, die aus politischen Gründen 1540 mit dem englischen König verheiratet worden war. Ausgerechnet mit Heinrich dem VIII. Der hatte mich schon in der Schule angekotzt wegen seines hohen Frauenverbrauchs. Mit Genugtuung las ich, dass ich dem das Eheleben dermaßen zur Hölle gemacht hatte, dass er sich nicht traute, mich ebenfalls köpfen zu lassen, sondern froh war, mit einer kostengünstigen Scheidung davonzukommen, zu der er mir noch Ländereien in Richmond und Surrey schenkte. Ein Jahrhundert später, 1678, schrieb die Comtesse Marie de la Fayette einen kurzen historischen Roman mit dem Titel: La princesse de Clèves, den ich auf einem Flohmarkt entdeckte und erstand. Dessen Handlung spielt am französischen Hof und erzählt von der tragischen Liebesgeschichte zwischen der mit einem alten Sack verheirateten jungen Prinzessin und einem gut aussehenden Chevalier. Und statt sich über den Tod des Alten zu freuen und endlich den heiß begehrten Chevy zu vögeln, ging sie ins Kloster, mit der Begründung, das sei ihr lieber, als eines Tages von ihm verlassen zu werden. Ja, Prost Mahlzeit! So doof kann man in diesen Kreisen werden. Als mir dann noch meine Mutter bei einer Einkaufstour im Pariser Kaufhaus Lafayette erzählte, sie träume öfter davon, eine Hofdame zu gewesen zu sein, stellte ich meine Forschungsarbeit auf der Stelle ein. Aber wie das mit einem spannenden Krimi so ist, man kann nicht mittendrin aufhören. Viele Jahre später, ich lag im Schwimmbad eines französischen Kurbades bei herrlichem Sonnenschein unter geöffnetem Dach als tote Frau im Wasser, kam ein Schmetterling in einem sagenhaften Blau hereingeflattert. Wie der Blitz war ich aus dem Wasser, saß auf dem Beckenrand, streckte meinen Arm in die Luft und rief ihn. Er kam sofort, setzte sich auf meinen Zeigefinger und während ich mich an seinem Blau ergötzte, fiel mir alles wieder ein: So blau muss ich damals auf einer Wiese in Surrey auch gewesen sein und total verliebt in einen Zitronenfalter, als ich kurz vor der blau-gelben Vereinigung in einem Netz gefangen und von einem Mann namens Darwin aufgespießt wurde. Jahrzehntelang steckte ich zu Tode gelähmt in einem Präparatekasten neben einem Kohlweißling, der einen unangenehmen Körpergeruch verströmte. Nachdem ich in Darwins Keller endlich zu Staub zerfallen war, kam ich als winzig kleine Spinne auf die Welt, die kurz nach der Geburt von einem mächtigen Sturm erfasst und vom Planeten geblasen wurde. Völlig losgelöst schwebte ich im

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