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Noch Viel Mehr Von Sie Und Er

Titel: Noch Viel Mehr Von Sie Und Er Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen von der Lippe
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eine kleine Reisetasche dabei. Ich vernahm aber auch schon den nicht ohne Schärfe gerufenen Hinweis: »Sie haben da noch eine Tasche vergessen!« Da war ich mit drei Gepäckstücken auf dem Weg zu meinem in einem entlegenen Flügel des weitläufigen Gebäudekomplexes befindlichen Zimmer und einen Gepäckwagen gab es nicht. Da war ich – zugegeben – noch ein junger Hotelkunde. Der Gast im eigentlichen Wortsinne genießt Speisen, Getränke und womöglich Logis unentgeltlich. Ich wäre auch gerne mal Gast bei Brad Pitt, wenn er Eskimo wäre, denn dann würde die Konvention bekanntlich verlangen, dass er mir seine Frau zur Nacht anbietet, Angelina Jolie. Gottseidank ist sie nicht mein Typ. Deswegen könnte ich auch mit ihm befreundet sein, ohne dass er sich Sorgen machen müsste. Damit haben wir geschickt die Kurve zur Freundschaft genommen. Australische Forscher haben in einer Langzeitstudie nachgewiesen, dass Freundschaften für die Lebenserwartung wichtiger sind als Familie. Nach wie vor hinken ja Männer etwa acht Jahre in der Lebenserwartung hinter den Frauen her. Liebe Frauen, wenn ihr also im Alter nicht allein sein wollt, dann lasst uns unsere Kumpels, mit denen wir um die Häuser ziehen wollen, es ist wichtig für uns. Wenn meine Frau jetzt meckert, sage ich immer: Schatz, du willst doch nicht alt und einsam sterben?
    Es gibt einfach Dinge, die kann man nur mit Kumpels machen, zum Beispiel über Sex reden, so wie früher als man jung und selber noch in der Lostrommel war.
    Nicht, dass Sie mich falsch verstehen, ich möchte nicht noch mal Single sein, ich genieße es, zusammen mit meiner Frau in einem in mehr als einem Vierteljahrhundert gereiften gemeinsam erworbenen Erfahrungsschatz zu schweigen, aber Singles haben einfach die besseren Bettgeschichten. Man weiß es deshalb, weil sie es jedem erzählen. Ein verheirateter Mann kommt relativ selten an den Stammtisch und sagt: »Ihr glaubt nie, was ich gestern mit meiner Frau angestellt habe!« Wo immer man eine Menschentraube sieht, ist es ein Single, der vom Sex erzählt. »Da lag ich auf ihrem Bett und dann hat sie eine Dose Ananas aufgemacht und mir die Ananasringe über den Dödel gestülpt, zwanzig Scheiben, es hätten mehr draufgepasst, aber die Ananas war alle, und dann hat sie Sprühsahne draufgemacht und Cocktailkirschen, und Schokostreusel ... und dann, was hat sie dann gemacht? Dann ist sie rausgegangen und dann ... sah das so lecker aus, da konnte ich nicht widerstehen und hab die ganzen Ananasringe allein aufgefressen.« Ich weiß, ein alter Witz, aber fragen Sie doch mal ein Ehepaar: »Was habt ihr gestern gemacht?« »Du, den Linseneintopf von Freitag warm gemacht, ›Winterfest der Volksmusik‹ geguckt und noch ein bisschen gelesen.«
    Aber es ist wichtig, dass man sich diese Singleerlebnisse anhört, das wirkt ja auch befruchtend auf die Beziehung, aber dazu muss man die Gelegenheit haben, unter Männern zu sein, und das ist gar nicht so einfach. Letzten Vatertag, ich war auf Tour, sahen wir im Grünen die Grüppchen mit Bollerwagen voll Bier und Grillgut singend durch den Tann brechen und es waren immer Frauen dabei und die haben nicht mal den Wagen gezogen! Hallo? Es heißt Vatertag. Am Muttertag lege ich mich ja auch nicht ins Bett und lasse mir Frühstück ans Bett bringen. Ich würde auch nie auf die Idee kommen, mir gewaltsam Zutritt zu einer Frauenkneipe zu verschaffen, deren Pendant, den Männerclub, es übrigens meines Wissens hierzulande nicht gibt. Da liegen die Engländer weit vorn mit ihren Herrenclubs, in denen überwiegend ältere Männer sitzen, Zigarren rauchen, Zeitung lesen, Whisky trinken und dummes Zeug erzählen. Ich glaube, das ist eine Marktlücke, vielleicht werde ich mal so was aufmachen, da kann dann unsereins in Ruhe sitzen und über Sex reden wie Invalide vom Krieg. Abschließend müssen wir noch kurz über die Verbindung beider Wörter reden, die Gastfreundschaft. Dabei meine ich nicht die altruistische, in nahezu allen Kulturen religiös fundierte Version, in der der Gastgeber den Gast nicht nur beherbergen und verköstigen, sondern ihn im Ernstfall auch verteidigen und sogar rächen muss. Ich rede auch nicht von der auf Jesus zurückgehenden Praxis der Lokalrunde im großen Stil, siehe Hochzeit zu Kanaan und die wunderbare Brotvermehrung (Mt.14,17–21) an jenem öden Ort, an den Jesus vor Herodes geflohen war und zu dem eine große Volksmenge ihm gefolgt war, die er dann mit fünf Broten und zwei Fischen satt

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