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Noch Viel Mehr Von Sie Und Er

Titel: Noch Viel Mehr Von Sie Und Er Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen von der Lippe
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machte, und was mich immer schon an dieser Stelle irritierte: Matthäus schreibt: »Die aber aßen, waren bei 5000 Männer, ohne Weiber und Kindlein.« Haben Weiber und Kindlein nichts bekommen oder haben die nur so wenig gegessen, dass es nicht ins Gewicht fiel, zumal Kinder ja oft keinen Fisch mögen? Wie auch immer, Jesus kannte die Leute nicht, unser Thema soll aber sein das gute alte Essen mit Freunden, mit Leuten also, die wissen, dass ich mich beim Kochen mächtig ins Zeug lege, dass ich neue Rezepte ausprobiere, neue Weine gecheckt habe und dass es immer ein Vielfaches der erforderlichen Menge gibt. Das habe ich von meiner Mutter. Wenn man bei ihr zu Gast war und sie fragte: »Darf’s noch etwas sein?«, durfte man nie den Fehler machen, zu sagen: »Ja, aber nur noch ein bisschen, bitte!« Dann bekam man eine Portion, von der eine Kleinfamilie eine Woche hätte leben können, ohne sich nennenswert einzuschränken. Sagte man: »Nein danke, es war wunderbar, aber ich bin satt«, bekam man immer noch eine Portion, an der Calli Calmund zu knabbern gehabt hätte. An dieser genetischen Hypothek trage ich schwer. Wenn einer meiner Gäste absolut nicht mehr kann, muss er schon auf mich schießen, und ich werde mit sechs Dumm-Dumm-Geschossen im Körper sagen: »Was ist denn los, hat es dir nicht geschmeckt?«
    Letztens hatte ich einen Alptraum: Ich nahm am ›Perfekten Promidinner‹ teil, zusammen mit Ottfried Fischer, Dieter Pfaff und Calli Calmund, ich musste als Erster kochen, und während ich in der Küche stehe und aus gegebenem Anlass als Vorspeise Eier Benedikt bereite, eine von Elvis’ absoluten Lieblingsspeisen, geröstete Muf-fins mit gebratenem Schinken, pochierten Eiern und einer Zitronenhollandaise, brüllen die drei Unterhaltungsschwergewichte aus dem Wohnzimmer bereits: »Wir haben Hunger, Hunger, Hunger ...«, usw., wobei sie den Rhythmus mit ihren Bestecken mittrommeln. Das durchaus gehaltvolle Gericht verschwindet binnen Nanosekunden in den Kollegen und ich mache mich, von den nachdrücklichen Ermahnungen begleitet, man wolle, wenn die Vorspeise schon was für den hohlen Zahn war, jetzt aber nicht so lange warten müssen, schweißüberströmt an den Hauptgang, mit Salbei und Knoblauch mariniertes Schweinefilet mit Parmaschinken auf Rhabarber, dazu Pommes duchesse und gebratener Spargel, während meine Gäste dreistimmig »Komm Herr Jesus sei unser Gast ...« zur Melodie von Yellow submarine brüllen. Nach wenigen Sekunden war auch der zweite Gang Kochgeschichte, Calli meinte nur: »Die Frage nach Nachschlag ist wohl rhetorisch, oder ...?« Woraufhin die drei Fressmaschinen wie auf Kommando riesige Lunchpakete hervorzauberten und zu vespern begannen, dass die Fetzen flogen. Ich brach mit einem Weinkrampf zusammen und nahm nur durch einen fast undurchdringlichen Tränenschleier hindurch noch wahr, wie Frank Elstner mich dazu beglückwünschte, dass es ihm endlich gelungen sei, mich für ›Verstehen Sie Spaß‹ zu verladen.

SIE Diät
    Auf einer Geburtstagsfeier traf ich Johanna, eine aparte Schönheit in mittleren Jahren, mit weiblichen Rundungen, silbernen Fäden im langen, schwarzlockigen Haar und einem rundlichen Gesicht, das eine Menge von ihrem schelmischen Wesen ausstrahlt. Sie sah blendend aus. »Ich bin gestern aus den Ferien gekommen«, erzählte sie fröhlich. »Und, wie war’s?«, fragte ich. »Oh, es war traumhaft«, sagte sie, »aber ich habe 1,86 kg zugenommen.« »Wie?«, fragte ich erstaunt, »du rechnest mit deinen Pfunden zweistellig hinterm Komma ab? Ist das nicht ein bisschen pingelig, Johanna? 1 Gramm ist ein schwerwiegendes Argument bei Arzneien, aber doch nicht beim Körpergewicht.« Ihr Blick streifte das Büffet und auf ihrer Stirn erschienen kleine Sorgenfalten. »Na ja«, sagte sie, »aber wenn du wüsstest, wie schwer es wird, die wieder runterzukriegen.« »Dann lass es doch«, riet ich ihr, »schmeiß die Waage weg, befrei dich von der Diktatur der Messgeräte, der Kleidergrößen, der Schönheitsideale. Du siehst fantastisch aus.« »Du hast gut reden«, meinte sie, »du bist von Natur aus schlank, aber ich muss jetzt auf Diät. Das sind Strapazen, von denen du keine Ahnung hast.« »Hör bloß auf«, entgegnete ich, »ich hab schon als Kind meine erste Diät gemacht, allerdings ohne es zu wissen. Es gab einfach nichts anderes als Margarine, und die hieß nicht ›Du darfst‹, sondern ›Du musst‹. Ich war topfit, als ich eingeschult wurde, doch der dusselige

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