Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Noch Viel Mehr Von Sie Und Er

Titel: Noch Viel Mehr Von Sie Und Er Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen von der Lippe
Vom Netzwerk:
Minirock und tragen Pfennigabsätze zum Après-Ski, die oft höher sind als die umliegenden Berge. Stöckelschuhe sind eine Herausforderung, die Männer gar nicht hoch genug einschätzen können, besonders wenn der Absatz zwischen den Straßenbahnschienen festhängt, die Bahn anrollt und ich darauf vertrauen muss, dass der Fahrer erkennt, dass mir der neue Schuh gerade wichtiger ist als alles andere.
    Ein bisschen herausgeputzt, können Frauen auch ihre Männer schön finden, die meist erzlangweilig aussehen in ihren grauen, blauen, schwarzen oder höchstens mal dezent gestreiften Anzügen und bunte Hemden immer noch ausschließlich für Urlaubs- oder Bühnenkleidung halten. Die sollten sich mal ein Beispiel an Jürgen von der Lippe oder dem frühen Wigald Boning nehmen, oder an den Naturvölkern, wo die Männer mit stylistischen Outputs der Super-Sonder-Extra-Klasse ihre Frauen noch in den Schatten stellen. Deren Schmück-Gene toben sich mit angebundenen Schwanzverlängerungshütchen, atemberaubenden Ganzkörper-Make-ups und betörender Bijouterie richtig aus, dagegen wirkt ein kleines Piercing oder Tattoo wie ein Fliegenschiss. Was war das für eine Sensation, als Jack Lang, der gut aussehende französische Kulturminister, eines Tages keine Krawatte mehr trug. Da ging ein Ruck durch Deutschlands Herrenkleiderschränke, das erregte Männer mehr als der erste Oben-ohne-Badeanzug. Leider verschwindet damit auch der letzte bunte Fleck am Mann. Aber ich bin sowieso der Meinung, dass Männer Krawatten ganz woanders anbinden sollten.

ER Mode
    Mode ist ein faszinierendes Thema. Gell, den Satz hätten Sie jetzt von mir nicht erwartet?
    Natürlich hätte ich diesen Essay(!) auch beginnen können mit: Mode ist eine fremde Macht, der zu unterwerfen ich mich ein Leben lang geweigert habe, ganz im Gegensatz zu meiner lieben Frau. Das ist zwar jokos, aber nicht ausreichend.
    Jetzt stellen wir uns erst mal ganz dumm und fragen: Wat is Mode? Das, was wir in regelmäßigen Abständen auf den Schauen, wie wir Modezaren es nennen, von magersüchtigen Kleiderständerinnen in Mailand oder wo auch immer vorgeführt bekommen und wo man sich immer fragt: Wer soll das bezahlen und wer will das überhaupt tragen? Niemand. Das ist Showmode. Diese Veranstaltungen sind flüchtige Gesamtkunstwerke, kreative Schwanzvergleiche, das Ganze wendet sich an die Reichen und Schönen, aber ein epochaler Trend wie: alle Mädchen zwischen Menarche (1.Regel) und Menopause tragen bauchfrei, eine Mode, die bei vielen Pädagogen die Burn-out-Rakete verfrüht gezündet und ebenso vielen Internisten dank der Nierensteinlawine vorzeitig die Datsche an der Ostsee beschert hat, ein echter Klassiker, der zyklisch immer mal wieder epidemieartig auftauchen wird, so was wedelt keiner mit dem Fächer herbei. Mode ist nicht nur eine Möglichkeit, ein wenig Glanz auf die Miene der lieben Frau zu zaubern, wenn man Scheiße gebaut hat, das ist natürlich ein ganz wichtiger beziehungshygienischer Aspekt, Mode als Synonym für Kleidung allgemein kann etwas über ihren Träger verraten, entweder, was er ist, also Priester, Feuerwehrmann, Clown, Arzt, oder wie er ist, z. B. farbenblind, geschmacklos, unsauber, mittellos oder geizig, oder wie er gerne gesehen werden möchte, also reich oder sportlich, seriös, jugendlich, grüblerisch usw.
    Es gibt komische Aspekte, vor allem, wenn es um die Betonung des männlichen Genitals geht, wie wir es vom Balletttänzer und seiner Hasenpfote kennen, oder auch vom Torero, überhaupt aus allen Epochen, wo Strumpfhosen angesagt waren. Und nicht nur da, wie dieser sehr hübsche alte jüdische Witz beweist, wo ein Stammkunde zu seinem Schneider kommt und sagt: »Mach mir eine Hose, aber so eng, dass man kann sehen mein Geschlecht!« Sagt der Schneider: »Mein Lieber, werde ich dir machen eine Hose so eng, dass man sieht deine Religion!« Also soll Mode unter anderem Dinge deutlich machen, die man nicht zeigen darf, undercover enthüllen, wenn man so will, aber auch häufig Dinge größer erscheinen lassen, was ja dann, wenn man zum ersten Mal intim wird, beim Auspellen schon mal zu Äußerungen führt, wie: »Na, das hatte ich mir aber anders vorgestellt!« Weil Kinder ja nicht blöd sind, tragen sie vielleicht gerade deshalb heute vielfach »streetwear«, also Klamotten, die aussehen wie drei Nummern zu groß. Einer Logik folgt das aber alles nicht. Mal sind Schulterpolster in, wie in den 80ern, mal sollen die Schultern schmal wirken,

Weitere Kostenlose Bücher