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Noch Viel Mehr Von Sie Und Er

Titel: Noch Viel Mehr Von Sie Und Er Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen von der Lippe
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Hechtsprung auf dem Bauch im harten Nass landete, und das tat er. Tauchend konnte ich beobachten, dass der in einem Sexshop erworbene Artikel sein Versprechen hielt. Davon konnten sich auch alle anderen Badegäste überzeugen, als mein Held im Nichtschwimmerbereich den Handstand machte. Nur an seinem Hintern hingen noch einige Fetzen Stoff. Das war eigentlich mein schönstes Geschenk. Nachtragend, wie er ist, bekam ich zum nächsten Fest einen Bikini. Ich aß ihn vorsichtshalber sofort auf. Er war lecker, bestand aus rotem Weingummi, meine Lieblingssorte.
    Nun aber mal Scherz beiseite, die schönsten Geschenke sind doch die, die der Zufall macht, wenn z. B. über die Feiertage das Finanzamt abbrennt, ohne dass dabei jemand zu Schaden kommt.

ER Weihnachtsgeschenke
    Meine These: Weihnachten ist ein Fest für Frauen und Kinder. Früher hieß es:
    Weihnachten ist das Fest der Liebe. Vergessen Sie es. Weihnachten hat mit Liebe so viel zu tun wie Sex mit Spaß, aber das gehört eigentlich zum Thema Alter. Weihnachten ist Stress pur. Krieg der Geschenke. Deswegen fragt man ja hinterher: »Was hast du gekriegt?« Jetzt können Sie einwenden: Was ist schlimm daran, dass ich an einem bestimmten Tag des Jahres zuverlässig mit Geschenken rechnen darf? Genau das, ich würde es auch anders formulieren, nämlich: Sie müssen mit Geschenken rechnen. Und deren Nebenwirkungen, als da sind: Enttäuschung, Horror vor dem Umtauschstress, Ärger über die schauspielerische Leistung, die Ihnen abverlangt wird (»Oh toll, eine Krawatte!«, und in Gedanken weiter: »... die brauche ich so nötig wie ein Furunkel am Hintern!«), Entsetzen, das sich einstellt, wenn man beim abschließenden Kassensturz feststellt, dass man wieder mal erheblich draufgelegt hat usw., usw. Besonders toll sind Gutscheine. Da wird einem zusätzlich noch eine Eigenleistung aufgebrummt. Z. B. ein Wochenende in einem Wellnesstempel, wo ich allen Ernstes bei 90 Grad meinen Körper den abschätzigen Blicken anderer Übergewichtiger aussetzen soll, Menschen unterschiedlichsten dermatologischen Zustandes, da ist Fußpilz noch das geringste Souvenir, das man mit nach Hause nimmt. Da lasse ich doch lieber Umwelt Umwelt sein, dreh die Heizung hoch und lese ein Buch, das ich schon lange mal lesen wollte. Das wäre wirklich mal ein origineller Gutschein für einen Burn-out-Kandidaten: einfach ein Zettel, wo draufsteht: Hiermit erlaube ich Dir, drei Stunden in Deinem Lieblingssessel zu sitzen, leise Musik zu hören und zu lesen und das alles ohne schlechtes Gewissen und ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, was Du eigentlich noch alles erledigen müsstest!« Aber der wäre natürlich auch beleidigt, weil dieses Geschenk ja nichts kostet.
    Ich habe mich oft gefragt: »Wer hat eigentlich mit diesem ganzen Geschenkeunsinn angefangen?« Und dann kam ich drauf: Es waren Kaspar, Melchior und Balthasar, die Heiligen Drei Könige, die bekanntlich einem Stern gefolgt waren, der sie nach Bethlehem zur Krippe leitete, und dort Geschenke ablieferten, Gold, Weihrauch und Myrrhe. Gold ist o. k., wobei sich natürlich die Frage stellt, wieso Josef nicht umgehend ein schönes Zimmer für seine Lieben nahm, Bethlehem-Interconti, Fürstensuite. Weihrauch, gut, heute wissen wir, er enthält psychoaktive Stoffe, u. a. THC, das Rauschmittel, das sich auch in Cannabis findet, das kann man als Geschenk auch noch durchgehen lassen, aber Myrrhe? Ein rötliches Gummiharz, wie Weihrauch auch, das als Heilmittel verwendet wurde, wirkt angeblich gegen Bronchitis und Darminfektionen, und als Tinktur auch gegen Paradontose. Außerdem regt Myrrhe die körpereigene Produktion von Pheromonen an, Sexuallockstoffen. Also dass ein Kind, das mal Heiland werden soll, also u. a. auch sittliches Vorbild, zur Geburt schon etwas geschenkt bekommt, was die Weiber scharf machen soll, erkläre mir mal einer. Ich als Jesuskind hätte gesagt: Schiebt euch die Myrrhe sonst wo rein (sh. Darminfektionen), ich will ein Fahrrad.
    Nun will ich beileibe den Kindern die Weihnachtsgeschenke nicht wegnehmen, und ich möchte auch um keinen Preis die Erinnerung daran missen, wie ich als Kind für dumm verkauft wurde, dass mich hier niemand falsch versteht!
    Als ich klein war, war Heiligabend der Aufreger des Jahres. An Schlaf war Tage vorher schon nicht mehr zu denken, mein Vater verließ gegen halb vier mit mir die Wohnung, um »das Christkind suchen zu gehen«, wie es hieß. Tatsächlich gab es meiner Mutter Gelegenheit, die

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