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Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers

Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers

Titel: Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Halpern
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Minuten schweigend vor uns hin, bis ich mein Gesicht nicht mehr spürte. Dann schob ich die fast leere Flasche unter meinen Sitz zurück, und wir stiegen aus und machten uns auf den Weg zum Fahrstuhl.
    Als der Schnaps zu wirken begann, meldete sich mein verletzter Stolz.
    »Du wolltest eigentlich gar nicht mit mir gehen, stimmt’s?«
    Vanessa sah mich ungläubig an.
    »Bist du behindert, oder was? Mein Exfreund vergnügt sich da drin mit einer anderen«, sagte sie und fing an zu weinen. »Ich muss mich dringend setzen, sonst kotze ich.«
    Wir wankten über den verdreckten roten Teppich in der Hotelhalle, die mit geschmacklosen Messinglampen, grünen Plastiksesseln und diversen Frauen ausstaffiert war, die ich mit geschultem Blick als Prostituierte erkannte. Als wir an ihnen vorbeigingen, hob eine von ihnen die Hand, hielt sich mit dem Daumen ein Nasenloch zu und rotzte in hohem Bogen auf den Boden.
    Wir zwängten uns durch die Flügeltür am anderen Ende der Lobby und kamen in einen großen, dunklen Ballsaal, in dem gut dreihundert unserer Mitschüler sich zu den Klängen der Boys-II-Men-Schnulze »End of the Road« sanft hin und her wiegten. Da unser Jahrgang sich als Partymotto »Rastafari« ausgesucht hatte, waren die Wände mit Bob-Marley-Postern und Aufklebern mit dem Schriftzug »One Love« gepflastert.
    Vanessa und ich verzogen uns in die hinterste Ecke des Ballsaals und setzten uns an einen Tisch, auf dem sich pappige Chips und Kräcker, geronnene Dips und Käsewürfel von Safeway stapelten. Dort blieben wir den Rest des Abends und sahen unseren Klassenkameraden, zumeist schweigend, dabei zu, wie sie lachten, tanzten und quatschten, während Puff Daddy’s »I’ll Be Missing You« und »Return of the Mack« in Endlosschleife liefen. Vanessas finstere Miene sorgte dafür, dass uns keiner meiner Freunde zu nahe kam, und genau das war wohl auch der Zweck der Übung. Auf dem Weg zur Toilette kam Nicole ein paar Mal an uns vorbei, und obwohl ich sie gern angesprochen hätte, brachte ich bloß ein gequältes Lächeln zustande. Der Traum von einem Abschlussball, bei dem ich wild und ausgelassen tanzen, Mädchen begrapschen und am Ende meine Unschuld verlieren würde, war ausgeträumt, daran gab es nichts zu rütteln. Ich war enttäuscht und kam mir albern vor, weil ich mich so sehr auf diesen Abend gefreut und allen Ernstes erwartet hatte, dass er anders verlaufen würde als der Rest der Schulzeit. Ich fläzte mich auf meinem Stuhl und stopfte mir eine Handvoll Nacho-Cheese-Doritos in den Mund.
    Als der DJ verkündete, der nächste Song sei auch der letzte, waren die meisten Ballkleider und Smokings schon seit Stunden durchgeschwitzt, und der ganze Saal stank wie die Toilette einer öffentlichen Bibliothek. Als die ersten Akkorde von Dave Matthews’ »Crash« erklangen, schnappten sich all meine Mitschüler ihre Partner und strömten auf die Tanzfläche – während Vanessa mir mit einem Seitenblick zu verstehen gab, ich möge ihr doch bitte schön zum nächstgelegenen Ausgang folgen und sie auf kürzestem Weg nach Hause bringen.
    »Ich bin besoffen«, hickste sie, nachdem wir ein paar Minuten schweigend vor uns hingefahren waren. »Tut mir leid, dass ich dich behindert genannt habe. Ich hoffe, ich habe dir den Abend nicht versaut«, setzte sie hinzu. Als wir vor ihrem Haus hielten, kletterte sie aus dem Wagen meiner Mutter und stieg die Vortreppe hinauf, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Ich sah ihr nach, bis die Haustür hinter ihr ins Schloss fiel, und atmete tief durch. Es war zehn Uhr, und der Abschlussball war nicht annähernd so verlaufen wie erhofft. Selbst in meinen schlimmsten Albträumen war die ganze Sache lediglich daran gescheitert, dass ich irgendeinem Arsch die Fresse poliert hatte und von den Bullen hopsgenommen worden war. Mehr Reinfall ging nicht.
    So durfte dieser Abend nicht zu Ende gehen. Ich beschloss, in ein Restaurant namens Bali Hai im Hafen von San Diego zu fahren, wo die offizielle Nachfeier stattfand.
    Als ich ankam, sah ich, dass mein früherer Geschichtslehrer Mr Bartess den Türsteher spielte. Er musterte mich, warf einen Blick auf sein Klemmbrett und schüttelte den Kopf.
    »Laut meiner Liste bist du schon da. Es tut mir leid, aber rein und raus gibt’s nicht. Das steht auch auf der Einladung. Sonst könnte ja jeder zwischendurch rausgehen, Kokain nehmen und high wieder reinkommen.«
    »Ich war aber noch gar nicht hier. Und ich nehme auch kein Kokain.«
    »Das mag ja alles sein,

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