Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers
stellen wir uns am besten erst mal unauffällig in eine Ecke, wo uns niemand sieht«, sagte ich.
»Schwachsinn«, meinte Michael. Er stieß die Tür auf, betrat den mit reichlich Plastikpalmen dekorierten Gastraum und hielt schnurstracks auf den Zauberkünstler zu, einen etwa vierzigjährigen Mann mit beginnender Glatze, der von einem guten Dutzend meiner Mitschüler belagert wurde, die ihn mit großen Augen anstarrten. Entweder waren sie allesamt auf Droge oder fanden es tatsächlich faszinierend, dass er Wellensittiche verschwinden lassen konnte.
Michael drängte einen spindeldürren Jungen beiseite und baute sich vor dem Zauberer auf.
»Ey, du blöder Wichser!«, brüllte Michael.
Der Zauberkünstler und die Schüler ringsum erstarrten, gafften Michael an und fragten sich, was wohl als Nächstes kommen würde.
»Fick dich ins Knie!«, brüllte Michael.
Der Zauberer lief vor Wut rot an. Er fuhr herum, sein Umhang bauschte sich zu einer samtenen Wolke, und schrie nach dem Sicherheitsdienst. Binnen Sekunden nahmen zwei Gorillas in dicken schwarzen Jacken mit der Aufschrift SECURITY Michael von hinten in die Zange. Sofort erschlaffte er und machte sich schwer, sodass die Wachleute gezwungen waren, seinen leblosen Körper quer durch das ganze Restaurant zu schleifen, während er wüste Flüche und Verwünschungen ausstieß. In der Tür riss er triumphierend die Arme hoch und schrie: »Ihr könnt mich alle mal!«
Ich blickte mich verstohlen um und stellte fest, dass keiner meiner Freunde unter den Gästen war. Sie hatten sich vermutlich längst irgendwo ein Hotelzimmer genommen. Ich wollte gerade gehen, als ich Nicole an der Eisbar entdeckte. Sie trug ein langes, cremefarbenes Kleid, das ihren dunklen Teint hervorragend zur Geltung brachte. Während ich so dastand und ihr dabei zusah, wie sie Schokosplitter auf ihr Softeis streute, wurde mir bewusst, dass der heutige Abend eigentlich deshalb so katastrophal verlaufen war, weil ich zwei Wochen zuvor aus Angst vor einem Korb darauf verzichtet hatte, Nicole zu fragen. Jetzt war die Gelegenheit, diese Scharte auszuwetzen. Zielstrebig ging ich auf sie zu.
»Hi«, sagte ich und tippte ihr behutsam auf die Schulter.
»Ach, hey!«, erwiderte sie strahlend und umarmte mich.
»Wie fandest du es?«, fragte ich.
»Super. Und du?«
»Geht so. Das kommt jetzt vielleicht ein wenig überraschend, aber eigentlich wäre ich lieber mit dir zum Abschlussball gegangen«, sagte ich.
Kaum hatte ich es ausgesprochen, rutschte mir das Herz in die Hose.
»Im Ernst?«
»Ja«, sagte ich, nicht mehr ganz so selbstbewusst.
»Und warum hast du mich dann nicht gefragt?«
»Weil ich Angst hatte, dass du Nein sagst und ich am Ende allein dastehe, weil die anderen Mädchen denken, sie wären nur zweite Wahl. Aber du hast wahrscheinlich recht. Ich hätte dich einfach fragen sollen.«
Endlich war es heraus. Und sofort erging ich mich in den wildesten Fantasien darüber, wie sie wohl reagieren würde. Sie war zwar nicht mein offizielles Date, trotzdem konnten wir durchaus den Rest des Abends miteinander verbringen. Vielleicht wurde ja sogar mehr daraus. Das Oldsmobile Achieva meiner Mutter stand mir noch mindestens eine Stunde zur freien Verfügung, und der Tank war halbvoll. Vielleicht würden Nicole und ich ja doch noch auf Tuchfühlung gehen.
»Ooooooh.« Ihr zuckersüßes Lächeln trieb meinen Puls in ungeahnte Höhen. »Obwohl … ich hätte sowieso Nein gesagt«, sagte sie.
»Was?«
»Tut mir leid. Aber ich will dir nichts vormachen. Du bist eigentlich nicht mein Typ. Ich wäre nicht mit dir zum Abschlussball gegangen.«
In diesem Moment schlang ihr ein Schönling mit Ziegenbart von hinten die Arme um die Hüften. Seinem Alter nach zu urteilen ging er aufs College.
»Bist du so weit?«, hauchte er ihr ins Ohr.
Nicole nickte, umarmte mich flüchtig und zog mit ihrem Galan von dannen.
Nicoles Abfuhr tat nicht halb so weh wie erwartet, was eigentlich nur daran liegen konnte, dass ich zum ersten Mal an diesem Abend getan hatte, was ich wollte.
Sitzenmachen
Im Herbst 1998 begann ich mein Studium an der San Diego State University, die mein Dad gemeinhin als »Harvard für geistig Arme« zu bezeichnen pflegte. Obwohl der Campus nur acht Meilen von meinem Elternhaus entfernt lag und etwa ein Fünftel meines Jahrgangs ebenfalls die SDSU besuchte, konnte ich es kaum erwarten, mich in dieses neue Abenteuer zu stürzen.
»Ich bin ziemlich sicher, dass auf der Highschoool niemand
Weitere Kostenlose Bücher