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Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers

Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers

Titel: Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Halpern
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zu gehen, kam Joe einfach mit und folgte uns, in zwei Schritten Abstand, zu einem nahe gelegenen Restaurant, dessen Speisekarte wir zwar nicht entziffern konnten, dessen Preise jedoch erschwinglich schienen.
    »Willst du mit uns zu Abend essen, Joe?«, fragte ich.
    »Ja.«
    Wir setzten uns an einen Tisch in dem klimatisierten Speiseraum, und Ryan und ich kamen schnell dahinter, dass sich Joes Englisch-Wortschatz auf etwa fünfzig Wörter beschränkte. Das Essen war entweder »viel lecker«, »lecker« oder »nix lecker«. Die Temperatur war entweder »viel heiß« oder »nix heiß«. Komischerweise hatte er einen vollständigen englischen Satz auf der Pfanne: »Mit seinem schnellen Umschaltspiel ist Verteidiger Ray Allen für die NBA wie geschaffen.« Als Joe sah, wie sehr uns das amüsierte, zog er eine Ray-Allen-Basketballkarte aus seinem Portemonnaie, auf der genau dieser Satz stand. Da Ryan und ich kein Wort Vietnamesisch konnten, versuchten wir uns im Gespräch auf die ihm bekannten Wörter zu beschränken, damit er sich nicht ausgeschlossen fühlte.
    Am nächsten Tag erkundeten wir zu dritt die Stadt. Joe war zu jeglicher Schandtat bereit, insbesondere wenn diese ihn in die Nähe eines Lederwarengeschäfts führte. Er liebte Leder über alles, kam an keinem Laden vorbei, der gegerbte Tierhäute verkaufte, und erstand schließlich ein Paar weinrote Ledershorts, die er uns später im Hostel vorführte und für »druckvoll« befand (noch so ein Wort von seiner Baseballkarte). Joe war ein netter Kerl, und wir hatten nicht zuletzt deshalb jede Menge Spaß miteinander, weil er offenbar aus denselben Gründen nach Europa gekommen war wie wir. Zwei Tage nach unserer Ankunft trafen wir uns zum Mittagessen in einem kleinen Café in der Nähe unseres Hostels, und Ryan erläuterte ihm unseren Plan.
    »Ibiza«, sagte er und zeigte Joe den Spanien-Reiseführer, den er sich vormittags gekauft hatte und in dem einer der zahllosen Nachtclubs der Insel abgebildet war.
    »Du, ich, Ryan, Ibiza?«, fragte ich Joe.
    »Viel heiß?«, fragte Joe zurück und betrachtete das Foto.
    »Es ist überall viel heiß, Joe. Ganz Europa ächzt unter einer Hitzewelle«, antwortete Ryan.
    Joe lehnte sich zurück, kühlte sich mit seinem Glas Eiswasser die Stirn und dachte einen Augenblick angestrengt nach.
    »Viel Mädchen?«, fragte er schließlich.
    »Aber hallo, Alter. Mädels noch und nöcher. Genau deswegen sind wir hier, Joe. Wir freuen uns schon seit Wochen darauf, endlich nach Ibiza zu kommen, Mädels abzuschleppen und die Nächte durchzufeiern«, sagte Ryan.
    »Hmmmm«, machte Joe.
    »Joe. Ibiza wird dir bestimmt gefallen. Ibiza würde sogar Ray Allen und seinem schnellen Umschaltspiel gefallen.«
    Joe lachte. »Mit seinem schnellen Umschaltspiel ist Verteidiger Ray Allen für die NBA wie geschaffen.«
    »Ich glaube, das heißt Ja«, meinte Ryan.
    Und so marschierten wir schnurstracks zum Bahnhof und kauften uns drei Fahrkarten nach Barcelona, wo wir die Fähre nach Ibiza nehmen wollten. Wir sahen vermutlich aus, als wären wir einem dieser Animationsfilme entsprungen, in denen drei Tiere, die sich in freier Wildbahn spinnefeind wären, einen Pakt schließen, um gemeinsam zurück nach Hause zu finden.
    Da ich davon ausging, dass die nächsten Tage in einen totalen Blackout münden würden, beschloss ich, vorsichtshalber meine Eltern anzurufen. Nachdem ich ein paar Minuten mit meiner Mom geplaudert hatte, gab sie den Hörer an meinen Vater weiter.
    »Na, wie läuft’s? Klappert ihr Kirchen und Museen ab, oder habt ihr dazu keine Zeit, weil ihr alles vögeln müsst, was bei drei nicht auf den Bäumen ist?«
    »Kirchen weniger. Aber dafür waren wir zwei Stunden im Louvre.«
    »Wie schön. Zweitausend Jahre Kunstgeschichte, und ihr rauscht im Eiltempo da durch. Leck Arsch, da Vinci«, sagte er. »Und wo geht’s als Nächstes hin?«
    »Auf eine Insel namens Ibiza«, sagte ich.
    »Das heißt Ibitha«, erwiderte er.
    »Du hast davon gehört?«
    »Ich beraube dich nur ungern deiner Vorurteile meine Wenigkeit betreffend, aber ich bin nicht halb so weltfremd, wie du denkst.«
    »Da fahren wir jedenfalls hin«, sagte ich und warf einen besorgten Blick auf meine Uhr, weil ich nicht gleich beim ersten Mal mein gesamtes Telefonguthaben verbrauchen wollte.
    »Nimm’s mir nicht krumm, aber was wollt ihr auf diesem Scheißhaufen im Mittelmeer?«
    »Da geht angeblich die Riesenparty ab, rund um die Uhr.«
    »Und das willst du dir antun? Ich dachte, du

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