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Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers

Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers

Titel: Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Halpern
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nehmen, seit mein Bruder mir erklärt hatte, Abenteuer seien »Kinderkacke«. Trotzdem strahlte ich vor Freude über alle vier Backen, als meine Eltern in mein Zimmer kamen, just als ich eine Zahnbürste in das winzige Frontfach meines überdimensionalen Jansport-Rucksacks rammte.
    »Okay, in aller Kürze zwei, drei Kleinigkeiten«, sagte mein Dad und setzte sich auf meinen Schreibtischstuhl. »Du weißt ja, wie sauer ich werden kann, wenn wir durch San Diego fahren, und irgendein Idiot mit Mietwagen weiß nicht, wo es langgeht?«
    »Ja«, sagte ich.
    »Tja, da drüben bist du der Idiot mit Mietwagen. Respektiere andere Menschen und ihre Kultur, klar? Ich will dich nicht aus irgendeinem geheimen Gefängnis holen müssen, nur weil du im Suff gegen ein Denkmal gepinkelt hast.«
    »Aber Ryan begleitet mich doch«, wandte ich ein.
    »Na toll. Der würde seinen Arsch noch nicht mal mit ’ner Taschenlampe finden.«
    »Ruf uns alle vierzehn Tage an, damit wir wissen, dass es dir gut geht«, sagte meine Mom.
    »Und wenn kein Telefon in der Nähe ist?«
    »Dann suchst du gefälligst eins. Du leitest schließlich keine Expedition ins ewige Eis. Also ruf an«, beharrte mein Dad.
    Tags darauf flogen Ryan und ich über New York nach London. Nach achtzehnstündiger Reise, kurz nach Sonnenaufgang, deponierten wir unser Gepäck in einem winzigen Zimmer in einem schäbigen Hostel unweit des Trafalgar Square und gingen zum Frühstücken in ein nahe gelegenes Pub. Dort holte Ryan sein Exemplar von Let’s Go Europe hervor und studierte es mit einer Inbrunst, als müsste er den Text bei seiner Bar Mitzwa auswendig herunterrattern.
    »Ibiza!«, sagte er und blickte von seiner Lektüre auf, als hätte er soeben den entscheidenden Hinweis in einem Mordfall entdeckt.
    »Was ’n das?«, fragte ich zwischen zwei Gabeln totgebratener Rühreier.
    »Eine Insel vor der spanischen Küste, wo die Leute rund um die Uhr Party machen«, erklärte er und versenkte die Nase wieder in seinem Buch. »Boah, ey. Hier steht, da gibt es einen Club, wo es die Leute mitten auf dem Dancefloor miteinander treiben, und das die ganze Nacht«, setzte er hinzu.
    Eigentlich war ich einzig und allein nach Europa gekommen, um an Orte wie Ibiza zu reisen, wo ich gar nicht anders konnte, als zu feiern und es ordentlich krachen zu lassen, wo ich in den Ring steigen musste, ob ich wollte oder nicht. Die erste Runde hatte begonnen.
    In den nächsten paar Tagen schauten wir uns London an, besuchten den Buckingham-Palast, die Tower Bridge und verstrickten uns in eine hitzige Diskussion mit einem Londoner, nachdem Ryan vorgeschlagen hatte, den Big Ben in »Mini Ben« umzubenennen, denn »so groß ist er ja nun auch wieder nicht«. Nachdem wir sämtliche Sehenswürdigkeiten abgeklappert hatten, fuhren wir durch den Eurotunnel von London nach Paris, wo wir ein paar Tage durch Museen hetzten und uns mit Buttercroissants vollstopften. Von Paris aus ging es weiter in die Schweiz und nach Florenz.
    Als wir in Florenz ankamen, herrschten 43 Grad im Schatten. Wir quartierten uns in einem Hostel ein, das aus zwei großen Sälen mit je zwanzig Etagenbetten und insgesamt zwei Badezimmern bestand. Ryan und ich zwängten uns durch den engen Gang zwischen den Betten, bis in die hinterste Ecke des Saals, wo es noch zwei freie obere Kojen gab. In der unteren Koje von Ryans Bett lag ein schmächtiger Vietnamese Anfang zwanzig. Trotz der drückenden Hitze trug er eine Jeansjacke, eine ebensolche Hose, ein blaues T-Shirt mit Michael Jordans Konterfei und, dazu passend, blaue Converse-Sneakers. Schweißperlen bedeckten seine Stirn und rannen ihm übers Gesicht. Ryan streckte ihm die Hand hin und stellte sich vor.
    »Hi, ich bin Ry.«
    »Vietnam Joe«, sagte der junge Mann mit starkem Akzent.
    »Ist dir in den ganzen Klamotten denn nicht heiß, Joe?«, fragte Ryan.
    »Viel heiß«, sagte Joe, zog ein Tempo aus der Tasche und wischte sich damit die Stirn.
    »Falls du Angst hast, dass dir jemand deine Jacke klaut, mein Rucksack hat ein Schloss – wenn du willst, kannst du sie da reintun, dann ist sie sicher«, sagte ich.
    Da Joe darauf nicht reagierte, zeigte ich erst auf seine Jacke, dann auf meinen Rucksack und das Schloss.
    »Nein«, sagte Joe.
    »Joe gefällt mir. Es ist schweineheiß, und obwohl ihm die Suppe aus allen Poren quillt, trennt er sich nicht von seiner Kutte. Das kann ich sehr gut nachvollziehen«, sagte Ryan.
    Als wir das Hostel ein paar Minuten später verließen, um etwas essen

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