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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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ihr eine wichtige Lektion zukommen lassen wollte. „Es denkt: Bitte mach, dass er mich für einen Pilz mit Ohren hält.“
    Sie schnaufte und verpasste Mahto einen Stoß gegen die Schulter, warf ihren abgenagten Knochen den im Baum wartenden Eulen zu und star r te in den Himmel. Wenn sie in den Sternen doch nur eine Antwort fi n den könnte. Was, wenn Nocona nicht zurückkehrte? Was, wenn dieses nagende Gefühl in ihrem Inneren bedeutete, dass er tot war?
    „Ich will nach Hause“, sagte sie leise. „Bitte. Ich will zurück.“
    Mahto antwortete mit Schweigen. Ein feines Lächeln umspielte seine Lippen.
    „Lass uns morgen losreiten“, flehte Naduah. „Was ich noch lernen muss, kannst du mir auch zu Hause beibringen.“
    „Wenn dein Herz das sagt, soll es so sein.“ Ihr Vater schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken. „Wir brechen auf, sobald die Sonne aufgeht.“
     

Sara, 2011
     
    B
    rrrrr … brrrrr … brrrr …
    „Verflucht noch mal.“ Sara zog sich das Kissen über den Kopf. „Das darf doch nicht wahr sein.“
    Welcher Idiot kam in Gottes Namen auf die Idee, nachts um 1:45 Uhr zu bohren? Wer auch immer es war, er versuchte, leise zu arbeiten, was die Penetranz der Geräusche noch steigerte.
    Endlich Stille. Himmeldonnerwetter noch mal . Sara wälzte sich auf den Bauch, schloss die Augen und wartete auf den Sog. Sie war todm ü de. So müde, dass sie keinen klaren Gedanken fassen konnte, doch der Schlaf kehrte nicht zurück. Frustriert drehte sie sich auf den Rücken. Dann zur Seite. Links, rechts, links, rechts. Bauch, Rücken. Die Uhr zeigte zwei Uhr.
    Drei Uhr … halb vier.
    „Verdammt.“
    Sie stand auf, zog ein Buch aus dem Regal und plumpste wieder ins Bett. Amerikanische Geschichte. Ein Wälzer von 600 Seiten und gefüh l ten 30 Kilogramm. Schlaftrunken durchsuchte sie das Namensverzeic h nis, fand Cynthia Ann Parker und schlug die entsprechende Seite auf. Zu sehen war das Übliche. Das Foto der unglücklichen Frau, die aus ihrem Leben gerissen und zurück in eine Heimat verschleppt worden war, die für sie nur eins bedeutete. Einsamkeit.
    Saras Herz verwandelte sich in einen Eisklumpen. Nicht drüber nac h denken … nur nicht drüber nachdenken. Sie blätterte weiter, fand zwei Fotos von Quanah Parker und eine Illustration, auf der die junge Naduah abgebildet war, auf einem weißen Mustang sitzend . Neben ihr thronte Nocona auf einem braunen Hengst, doch es war nicht Nocona. Er hatte nie ein braunes Pferd besessen, genauso wenig, wie sie jemals ein weißes Pferd geritten hatte. Auch hatte er nie so ausgesehen wie auf dem Bild. Der Hintergrund des Gemäldes zeigte die Prärie im Aben d sonnenschein. Goldenes Gras, flammender Himmel. Sanfte Hügel. Sara seufzte auf. Sie wollte zurück. Aber zum Teufel, sie konnte doch nicht nur für diese Träume leben. Nach und nach wurden ihre Verankerungen im Hier und Jetzt zerrissen. Wenn sie nicht aufpasste, würde Ruth Recht behalten. Sie verlor sich. Trieb davon. Fand kein Band mehr, das sie in die Gegenwart zurückholte.
    Ein Zitat aus irgendeinem Film kam ihr in den Sinn. Wie war der Titel noch mal gewesen? Ah ja, Inception .
    Kommen sie hierher, um zu träumen?
    Nein, um aufzuwachen.
    Das Buch fiel auf ihre Brust. Endlich spürte sie ihn wieder. Den Schwindel, den Sog.
    Und wenn die Visionen wieder zu dir kommen, dann wehre dich nicht dagegen.
    Sie gehören zu dir. Sie sind dein Schicksal. Genauso wie meines.
    Oh nein, niemals hätte sie sich dagegen gewehrt. Nicht gegen etwas so Wunderschönes. Sie würden sich wiedersehen. Im Hier und im Damals. Mit Makahs Namen auf den Lippen schloss sie die Augen. Der Geruch von frisch gebackenem Brot und köchelndem Eintopf stieg ihr in die Nase. Endlich … endlich! Sie reiste zurück, immer tiefer, immer weiter. Buntes Laub raschelte im Wind. Spinnennetze funkelten im Gras.
    Es war Herbst in den Großen Ebenen.
     

Naduah, 1844
     
    D
    ie Frauen kochten Eintopf, buken Brote, stellten Konfekt aus Nüssen, Früchten und Fett her und erfüllten das Lager mit fröhlicher Hektik. Naduah saß abseits des Treibens unter einem Pecannussbaum und schärfte die Spitzen ihrer Pfeile. Noch trug sie Rock und Poncho, doch heute Abend würde sie diese Kleidung gegen Bei n linge, Schurz und Hemd tauschen.
    Sie fühlte sich seltsam. Einerseits, weil sie zum ersten Mal vor solch e i nem Anlass das tat, was die Männer taten. Ihre Waffen vorbereiten, m e ditieren, beten, mit dem Pferd trainieren. Andererseits

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