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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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strahlte wie ein Leuchtfeuer, doch etwas war nicht so, wie es sein sollte. Noconas Blick war nicht mehr sanft, sondern besaß die gefühllose Kälte eines Raubtiers. Wachsam und scharf waren seine Augen, als entginge ihnen nicht einmal der Atemzug eines Vogels in tiefster Nacht. Narben bedeckten seinen nackten Oberkörper. Manche dünn und kaum auszumachen, andere aufgewölbt und so hell, dass sie von Weitem ins Auge stachen.
    Was war geschehen? Was hatte ihn so sehr verändert?
    Als Nocona an ihr vorbeiritt, sah er sie an. Naduah erstarrte. Dieser Blick war wie eine scharfe Klinge. Kalt, bohrend und fremd. Er ruhte zwei Herzschläge auf ihr, nahm ihr den Atem, füllte ihre n Körper mit Feuer und Eis. Sein Gesicht blieb reglos. Er lächelte nicht, vermittelte ihr nichts. Schien sie kaum wiederzuerkennen.
    Als er sich abwandte, versank Naduah in tiefem, eiskaltem Wasser. Sechs hellhaarige Skalps hingen an Cetans Zügel, über den R ü cken ihres Wanderes zogen sich blasse Striemen. Nocona war nicht mehr der sanfte Junge, in den sie sich verliebt hatte. Er war ein Krieger gewo r den, kalt und scharf wie Eis. Ausgefüllt vom Tod.
     

     
    Drei große Feuer loderten in der Nacht. Um jedes drängte sich eine wimmelnde Masse aus Männern, Frauen, Kindern und Hunden. Nad u ah nahm am größten Feuer Platz, dort, wo sich die Bisonjäger und ihre Familien versammelten. Man betrachtete sie neugierig, musterte ihr kos t bares Jagdhemd und warf ihr Blicke zu, die mal Anerkennung, mal Zwe i fel ausdrückten. Naduah war es gleich. Sie fühlte sich leer und kraftlos, als hätte Noconas Anblick das Leben aus ihr h in ausg e saugt . Ihre Träume waren in den Boden gestampft worden. Nichts war so gekommen, wie sie es erhofft hatte.
    Die Narben, die sie an ihm gesehen hatte … manche präzise nebene i nandergesetzt, zwei andere in Form eines Kreuzes. Oberflächliche St i che, dazu gedacht, Schmerzen zu bereiten, nicht zu töten. Dann die Pei t schenstriemen auf seinem Rücken. Sechs hellhaarige Skalps. Ein Bran d mal auf seiner Brust, helle Male an seinen Handgelenken, die von Seilen stammten . Jemand hatte ihn gefesselt und misshandelt. Doch es war ihm gelungen, sich zu befreien. Das Symbol seiner Rache hing für jeden sichtbar an Cetans Zügel. Wenn es den Männern gelungen war, Nocona zu überwältigen, was war dann aus Kehala geworden?
    Zahllose Menschen hatten das sonst so beschauliche Dorf geflutet. Antilopen und Hirsche brieten über den Feuern, die Erde zitterte unter den Schlägen der Trommeln. Das verstärkte Echo ihres eigenen Her z schlags. Jungen tanzten um die Feuer herum, als wären sie Krieger vor der Schlacht, Männer pafften Tabakblätter oder Pfeifen, Frauen erzäh l ten Geschichten oder schwadronierten über die kunstvollste Art, Leder zu besticken. Alle waren in Bewegung, alle ließen sich treiben in pulsi e render Lebendigkeit, während über den Pappeln der Erntemond aufging.
    Naduah fand keinen Zugang zum Rausch des Festes. Sie sah, wie ihr Vater gestenreich von ihren Taten während der Wanderung erzählte. Wie sie ihren ersten Hirsch mit nur einem Schuss erlegt hatte. Wie sie einem angreifenden Puma ausgewichen war, um sich blitzschnell umz u drehen und dem wütenden Tier einen Pfeil in den Schädel zu jagen. Er pries den Mut seiner Tochter mit derart überschwänglichen Schauspie l einlagen, dass Naduah ganz elend zumute wurde und sie sich mit heiß pulsierendem Kopf abwandte. Nirgendwo war Nocona zu sehen. Hatte er auch seine Lust am feiern verloren?
    Der Trubel des Festes nahm allmählich an Hektik zu. Die Tänze sta n den unmittelbar bevor. Frauen schafften Farben und Schmuck herbei, Kinder hüpften aufgeregt umher, Krieger versammelten sich. Noch immer war Nocona nirgendwo zu sehen. Sein Fehlen bei dem Tanz bedeutete sein Fehlen bei der Jagd. Zu oft hatte sie sich ausgemalt, neben ihm zu reiten, seine Blicke zu spüren, die Bewunderung in seinen Augen zu genießen. Zu herrlich waren ihre Träume gewesen.
    Verzweiflung krampfte ihren Magen zusammen. Sie wollte ihn sehen, mit ihm reden, ihm helfen. Was immer er erlebt hatte, es hatte sich in seine Seele eingebrannt. Möglicherweise lebte Kehala nicht mehr. Mögl i cherweise hatte man sie vor seinen Augen getötet. Oder Schlimmeres.
    Ein Schatten fiel über Naduah. Zornig blickte sie auf, bereit, einen Fluch loszuwerden … um in Noconas Gesicht zu blicken. In seiner Hand lag eine Schale voller Farbe. Der heiße Wind, der vom Feuer he r überwehte,

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