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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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Konnte er ihre Gedanken lesen? „Du hast nie zu ihnen gehört, Naduah. In dir fließt das Blut der Nun u mu . Du bist eine vom Volk und wirst es immer sein. Jetzt zeichne die Schlangenl i nien. Sie sind das Wic h tigste.“
    Ihr Lächeln geriet zu einer gequälten Grimasse. Warum klang seine Stimme so rau und schmeichelnd? So herausfordernd, verführerisch und sinnlich wie ein wohliges, den ganzen Körper erfassendes Fieber? Sie rieb ihre Finger aneinander. Geschmeidig fühlte sich die Paste an, wie etwas Lebendiges. Vor ihr schimmerte Noconas nackte Brust im Fla m menschein. V on Erlebnissen g ezeichnet , die sich tief in seine Seele g e graben hatten und verborgen lagen, auch vor ihr. Vielleicht gerade vor ihr.
    Sie atmete tief ein, hielt die Luft an und legte beide Hände auf seine Brust. Ein Seufzer entfloh ihrer Kehle, den er mit einem dunklen, schnurrenden Laut beantwortete. Ihre Haut schmiegte sich an die seine. Wie in ihrem Traum. Sie spürte die Bewegungen der Muskeln und das Schlagen seines Herzens. Versank darin, wurde hinfortgerissen … nein, getragen. Sanft und behutsam. Langsam ließ sie ihre Finger hinabgleiten, bewegte ihre Hände gleichmäßig von rechts nach links, bis die weißen Schlangen aus Farbe über seine Rippen glitten. Als sie ihre Hände z u rückzog, schien die Paste auf ihren Fingerspitzen zu brennen. Im Traum hatte sie eine Ahnung davon bekommen, wie es sein würde, ihm nahe zu sein. Näher als jetzt. Viel näher.
    „Du hast es dunkel gefärbt.“ Noconas Hand glitt auf sie zu, und plöt z lich strichen seine Finger über ihr Haar. „Warum?“
    Sie blickte zu ihm auf, sah in seine warmen, wunderschönen Augen. In ihr erwachte der Drang, ihm alles zu erzählen. Sie wollte, dass er von ihren Träumen erfuhr, in denen Weiße das Dorf überfielen und sie mit sich nahmen. In denen man sie fesselte, auf ein Pferd band und ihrer Familie entriss. Sie wollte, dass er von ihrer niemals weichenden Angst erfuhr und davon, wie oft sie nachts weinend aufwachte und erst wieder atmen konnte, wenn sie die Wände des Tipis um sich sah und das Glimmen des Feuers. Nach nichts sehnte sie sich so sehr wie nach se i nem Trost. Diese Erkenntnis war niederschmetternd und herrlich z u gleich.
    „Ich hatte Angst“, sagte sie leise. „Angst davor, dass das helle Haar mich verrät.“
    Noconas Gesicht wurde starr. Etwas floss durch seinen Blick wie schwarzes Wasser unter einer Eisschicht dahinströmt. Der kalte, gefüh l lose Krieger kehrte zurück. Sie sah sich dem Antlitz eines Mannes g e genüber, der bereit war, zu töten. Nein, der danach gierte, zu töten. Langsam und anmutig stand er auf, seine Gestalt die eines sich zurüc k ziehenden Berglöwen. Farbe glänzte wie Mondlicht auf seiner Haut. Sie hatte ihn in einen Geist verwandelt.
    „Wenn sie es wagen sollten, hierherzukommen“, schwor er leise, „dann nehme ich mir ihre Skalps und binde sie an die Schwänze unserer Hunde. Keine Angst, mein Blauauge. Niemand wird dich holen. Nimm das als einen Schwur. Bevor eine dieser erbärmlichen Kreaturen dir we h tut , werde ich sie töten.“
    Erhobenen Hauptes ging er hinüber zum Feuer. In seinem Körper bebte ein Zorn, der Naduah in gleichem Maße schockierte wie faszinie r te, denn dahinter lag die Macht einer Naturgewalt. Sie wünschte sich, einmal zu sehen, wie sie entfesselt wurde … und fürchtete zugleich nichts mehr. Dumpfes Dröhnen erhob sich, tief in ihren Knochen vi b rierend und Sehnsucht vertonend. Man hatte Löcher in den Boden g e graben und Bisonhäute darübergelegt , straff auf ein Gestell gespannt ,. Frauen stampften mit den Füßen auf diese Häute, was einen weit beei n druckenderen Ton erzeugte als gewöhnliche Handtrommeln.
    Naduah konnte nicht stillhalten. Erregung ließ sie bis in die Fingerspi t zen zittern. Die Krieger begannen ihr Ritual langsam, drehten sich träge, warte ten darauf, dass der Geist des Tanzes in sie fuhr und sie alles ve r gessen ließ. Die lauernde Trägheit wurde wilder, löste sich auf, verwa n delte sich in urtümliche Ekstase. Wenn sie ihn sah, ihren geisterhaft leuchtenden Wanderer, presste sich etwas um ihren Körper zusammen und fuhr direkt in ihren Schoß. Sie wollte ihm ewig zuschauen. Für den Rest ihres Lebens und darüber hinaus. Ihn einfach nur ansehen, unb e rührt vom Lauf der Zeit.
    Morgen würde es eine gute Jagd geben. Nicht weit von hier war die Prärie schwarz vor Bisons, hatten die Kundschafter berichtet. Von einem Horizont bis zum

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